Feuer für Naturschutz
Feuer für Naturschutz
Eine zündende Idee für den Neusiedler See?

Neusiedler See: Vogelschutz und naturschonende Schilfernte

Der Schilfgürtel am Neusiedler See steht vor großen Herausforderungen, nicht zuletzt aufgrund der Klimakrise. Deshalb wurde 2018 ein groß angelegtes EU-Naturschutzprojekt gestartet. Das Land Burgenland, der WWF, BirdLife, Esterhazy und reedmaX präsentierten nun Ergebnisse.

Natur- und Artenschutz, regionale Wirtschaft, Schilferntebetriebe: Rund um den Neusiedler See sind Tier und Mensch von den Auswirkungen der Klimakrise betroffen. Zum Beispiel macht das Ausbleiben der winterlichen Eisdecke die Schilfernte um ein Vielfaches schwieriger. Das EU-Projekt „Entwicklung nachhaltiger Schilferntetechniken und Monitoring-Schilfgürtel Neusiedler See“ hat die Situation untersucht und Empfehlungen ausgesprochen. Die spektakulärste Idee: Feuer. Ein kontrolliertes Abbrennen, aktuell verboten, könnte dabei helfen, zusammenbrechende Altschilfbestände zu verjüngen.

Momentan werden alte Schilfflächen niedergewalzt, um die Folgeernte vorzubereiten. Eine problematische Notlösung, die auch die Ernte negativ beeinflusst, wie Bernhard Kohler, Naturschutzexperte beim WWF Österreich, erklärt. Der Experte fordert eine genaue Prüfung möglicher Feuereinsätze. „Wildes Drauflosbrennen ist keine Lösung. Bedenken hinsichtlich Klimaschutz und Sicherheit müssen abgeklärt und ein gut überlegtes Rotationssystem erarbeitet werden.“ Für den Vogelschutz und die Wirtschaft könnte Feuereinsatz ein echter Gewinn sein. Die Nationalpark-Naturzone müsste aber in jedem Fall davon ausgenommen sein.

Artenschutz und Schilfernte

Jährliche Ernten auf demselben Boden erschweren jedenfalls den Artenschutz. Eine Bestandserhebung legt nahe, dass häufig geschnittenes Schilf für die Vogelwelt keine Bedeutung haben. „Die meisten Vogelarten im Schilfgürtel nutzen in erster Linie älteres, längere Zeit nicht genutztes, strukturreiches Schilf. Gleichzeitig verringert sich aber auch die ornithologische Bedeutung von Altschilfflächen nach etwa 15 bis 20 Jahren. Das gilt sogar für spezialisierte Altschilfarten wie den Rohrschwirl, den Mariskensänger und das Kleine Sumpfhuhn“, erklärt Michael Dvorak, Naturschutz-Experte von BirdLife Österreich. „Eine periodische Verjüngung des Schilfgürtels hätte für den Vogelschutz sehr positive Folgen. Dazu wären gut überlegte Eingriffe in entsprechenden Zeitabständen und in der richtigen Dosierung nötig.“

Matthias Grün, Geschäftsführer der Esterhazy Betriebe GmbH, erläutert den Standpunkt der Grundbesitzer: „Die Schilfernte ist insgesamt rückläufig und konzentriert sich derzeit auf die landseitigen Teile des Schilfgürtels. Dennoch ist wichtig, dass die Ernte in den bewirtschafteten Gebieten in einer naturschonenden Form abläuft. Anders als zuletzt angenommen, hängt die Gefahr einer Schädigung von Schilfbeständen nicht so sehr von der Verwendung bestimmter Maschinen, sondern mehr von der Art ab, wie diese Maschinen eingesetzt werden. Im Projekt wurden die Best-Practice-Erfahrungen erfahrener Schilfschneider gut dokumentiert. Gelöst werden muss die Frage der Vorbereitung der Ernteflächen, um die Nachhaltigkeit der Schilfernte sicherzustellen. Als verantwortungsvolle Grundbesitzer sind wir natürlich daran interessiert, sowohl die wirtschaftliche Ressource als auch den Lebensraum Schilf dauerhaft zu erhalten.“

Dass der Neusiedler See und seine reiche Natur geschützt werden müssen, steht außer Frage. „Der Schilfgürtel des Neusiedler Sees gehört zu den größten Schilfbeständen Europas und beherbergt eine einmalige Vogel- und Amphibienwelt. Gleichzeitig ist die Schilfnutzung ein Wirtschaftsfaktor in der Region. Nur wenn wir die vielfältigen Ansprüche an den Schilfgürtel unter einen Hut bekommen, erreichen wir unser gemeinsames Ziel, den dauerhaften Erhalt des Schilfgürtels zu garantieren“, erklärt Burgendlands Umweltlandesrätin LH-Stv. Astrid Eisenkopf beim Lokalaugenschein mit WWF Österreich, BirdLife Österreich und den Esterhazy Betrieben bei Schilfschneider Markus Brunner von reedmaX.