Unterwegs Richtung Nachhaltigkeit
Der MX-30 ist Mazdas erstes Elektromodell. Den viel strapazierten Begriff Nachhaltigkeit denkt das Unternehmen aber weiter als nur lokal emissionsloses Fahren. In der Herstellung der Autos selbst steckt viel höheres Öko-Potenzial – Stichwort recycelte und nachwachsende Rohstoffe.
Wer schon einen Blick in den seit einem Jahr angebotenen Mazda MX-30 geworfen hat, wird sich eventuell gewundert haben: Im Cockpit finden sich mehrfach Kork-Oberflächen. Keine Reminiszenz an das 80er-Jahre-Kuriosum der Pinwand, sondern eine an die Mazda-Historie: Vor über 100 Jahren wurde das Unternehmen gegründet – nicht als Automobil-, sondern als Kork-Hersteller. Autos werden erst seit 1931 gebaut.
Die freundlich-hellen Teile der Türverkleidungen im MX-30 haben ebenfalls Öko-Potenzial – sie sind aus recycelten Pet-Flaschen gefertigt, die Nähte der Sitze aus aufbereitetem Nylon. Noch sind es in diesem Umfang nur Statements – aber sie zeigen, wohin die Entwicklung künftig geht: Weg vom hohen Ressourcenbedarf und hin zu nachwachsenden Öko-Materialien und möglichst hohen Wiederverwertungsquoten. Grund genug, sich die Möglichkeiten heute schon näher anzusehen.
Sind nachwachsende Autos eine mögliche Zukunft?
Das wäre etwas übertrieben – aber was sich mit einem Naturstoff alles an- und herstellen lässt, überrascht dann doch: Wer meint, Kork fände etwa nur bei Flaschenstoppeln, Bio-Sandalen oder eben der berüchtigten Pinwand Verwendung, hat vielleicht nur noch nie genauer hingesehen oder nachgelesen. Selbst das Spaceshuttle wäre ohne Korkisolierungen an heiklen Stellen nicht ausgekommen, im Flugzeugbau ist er ebenfalls unverzichtbar und als ökologisches Dämm-Material wäre er aus dem Hausbau ohnehin kaum mehr wegzudenken. Dass Mazda ihn nun als attraktives Gestaltungselement im Innenraum adelt, hat er sich ohnehin verdient – trägt er doch seit Jahrzehnten in Motordichtungen und für Akustik-Dämmung zu Haltbarkeit und Komfort von Automobilen bei.
Vom Baum ins Auto – und wieder zurück
Die größten Korkeichen-Wälder stehen in Portugal und Spanien, auch Italien und Frankreich haben ansehnliche Bestände. „Geerntet“ kann die Rinde des Baumes zum ersten Mal nach fünfundzwanzig Jahren werden und dann in Perioden von etwa neun Jahren. Kork ist ein Geschäft für geduldige Menschen – oder ihre Kinder und Enkelkinder. Die Premium-Qualität wird direkt durch Ausbohren zu Flaschenstoppeln verarbeitet – stoßen Sie beim nächsten Achtel eventuell auch einmal darauf an. Der Rest wird granuliert und mit Bindemittel, Druck und Hitze zu all dem verarbeitet, was wir oft nicht sehen, aber unser Leben angenehmer macht. Dabei ist Kork ein wahrer CO2-Kaiser – startet die Rinde doch schon mit einem Kohlendioxid-Bonus in ihr industrielles Leben: Der Baum entzieht es zeitlebens der Luft und speichert es. Dazu kommt eine immer umfangreichere Recycling-Kette weltweit: Kork lässt sich ohne nennenswerte Materialverluste praktisch beliebig oft wiederverwenden.
Wohliges Ambiente statt Kampfflugzeug-Atmosphäre
Mit diesem Wissen zurück im Mazda MX-30 betrachtet man die freundlichen Oberflächen aus Natur- und Recycling-Material noch einmal mit anderen Augen. Sie passen gut zum ruhigen, vibrationsfreien Betrieb des Stromers. Mazda stellt die Elektromobilität aber nicht auf einen Sockel, auf dem sie nichts verloren hat – es ist nur eines von vielen Mitteln zur Ökologisierung. Und ganz sicher kein Ersatz, sondern eine Ergänzung zum Benzin- oder Diesel-Pkw. Die am besten dort verwendet wird, wo des weder überbordende Leistungen noch schöngerechnete Maximal-Reichweiten braucht – also im urbanen Großraum, wo auch das lokal emissionsfreie Fahren Sinn macht, um die Schadstoffkonzentration zu reduzieren. Genau dafür ist der MX-30 konzipiert: Mit 143 PS spart er sich unnötige Kraftmeierei, zur flotten Bewegung der 1,7 Tonnen (inklusive Fahrer) ist es mehr als genug und die Real-Reichweite von 200 Kilometern reicht für City- und Umland-Distanzen bei Weitem aus.
Das kann der Mazda MX-30
Mit 9,7 Sekunden für den Hunderter-Spurt reiht er sich im guten Klassenmittel ein. Angenehm angelegt ist die gefällige Kraftentfaltung, wo andere Stromer den bloßen Haudrauf geben. Das Gefühl eines kontinuierlichen Leistungsaufbaus, wie von einem Verbrenner gewohnt, wollte Mazda auch in seinem Elektro-Crossover bieten – erzeugt wird es über einen Drehmoment-Begrenzer am E-Aggregat, der mit steigender Drehzahl immer mehr Kraft freigibt. Für zusätzliches „Motor-Feeling“ haben die Mazda-Techniker einen sanften Geräuschgenerator eingebaut, der unmerklich das Gefühl für Leistungsstatus und Tempo vermittelt.
In Bewegung sind Handling und Fahrdynamik dank aktiver Fahrdynamik-Regelung hervorragend, der Batterie-SUV verhält sich auch bei absurden Manövern neutral, schaukelt niemals auf und bleibt immer betont komfortabel. Dazu liegt die Geräuschdämmung und Entkoppelung von unerwünschten Fahrbahneinflüssen weit über dem Klassenschnitt. Der optische Clou sind aber natürlich die sogenannten Freestyle-Türen ohne B-Säule in der Karosserie – sie sorgen für luftige Atmosphäre und großzügigen Einstiegs-Komfort.
Wohin führt der Öko-Trend im Autobau?
Theoretisch zum veganen Auto. Schon im Mazda MX-30 wurde für das Leder auf dem Armaturenbrett keine Kuh verletzt – es ist künstlich. An sich nichts Neues – Kunstleder, Sky- oder Vinylbezüge waren in den 60er- und 70er-Jahren gerade im Automobilbau weit verbreitet – innen und außen am geliebten Vehikel, sehr trendy damals etwa das vinylbespannte Blechdach. Aber gerade bei den Häuten ist das letzte Wort noch nicht gesprochen – der Wettlauf um das Finden neuer Lösungen ist schon voll im Gang. Schon einmal an „Leder“ aus Mango-Schalen, Pilzen, Trauben-Maische oder Kaktus gedacht? Mazda schon – das alles ist derzeit in Erprobung. Die Vorreiter-Rolle übernimmt oft die Schuh-Industrie – was dort zur Verarbeitung mit Kleben oder Nähen taugt und sich als ausreichend strapazierfähig erweist, qualifiziert sich grundsätzlich auch für den Einsatz im Automobil.
Mazda MX-30
Ansprechendes, dynamisches Design, hohe Qualität, Öko-Anspruch bei der Materialauswahl und ein sinnvoll konzipierter E-Antrieb – der MX-30 lässt keine Wünsche offen, wenn es um moderne Bedürfnisse für einen City-SUV geht.
- L/B/H, Radstand: 4.395/1.848/1.555, 2.655 mm
- E-Motor: AC-Synchron
- Leistung/Drehmoment: 143 PS
- Drehmoment: 265 Nm
- Getriebe: integriertes 1-Ganggetriebe
- Batterie: 35,5 kWh
- Vmax: 140 km/h
- 0–100 km/h: 9,7 Sek.
- Verbrauch: 19 kW/100 km
- Reichweite nach WLTP: 200 km
- Preis: ab 34.990 Euro
Was demnächst im Automobilhandel anrollt:
- Oktober: DS 4, Kia EV6
- November: Porsche 911 Carrera T, Suzuki S-Cross
- Dezember: Ford Mustang Mach-E GT, Mercedes EQE, Skoda Enyaq iV Coupé, VW T7