Tourismuschef Didi Tunkel im Interview mit schau: Bereit für die neue Saison
Ein Supersommer trotz Corona und Unsicherheiten in der Reisebranche? Das Burgenland macht’s möglich: 2021 wurde sogar das beste Ergebnis seit Beginn der Aufzeichnungen erreicht – mit mehr als 2,1 Millionen Nächtigungen im Sommer und einem Zuwachs von 15,9 Prozent im Vergleich zu 2021. Für Tourismuschef Didi Tunkel, Geschäftsführer der Burgenland Tourismus GmbH, hängt das mit mehreren Maßnahmen zusammen. schau hat ihn zum Gespräch eingeladen.
schau: Herr Tunkel, die letzten beiden Jahre waren für die Tourismusbetriebe eine herausfordernde Zeit. Seitens des Landes wurde der Tourismus mit dem Burgenland-Bonusticket unterstützt. Wie wurde es bisher angenommen?
Didi Tunkel: Das Bonusticket hat sich als Erfolgsmodell erwiesen, mit dem wir die Attraktivität des Burgenlands für die Gäste enorm erhöhen und zu einem Urlaub im Land der Sonne animieren. Die Maßnahme kommt aber nicht nur den Gästen zugute, sondern wir wollen damit auch die Tourismusbranche in der Pandemie bestmöglich unterstützen und stärken. Noch bis zum 30. April 2022 bekommen Urlauber bei einem Aufenthalt von mindestens drei aufeinanderfolgenden Nächten in einer Burgenland Card-Partnerunterkunft einmalig bis zu 75 Euro pro Person rückerstattet. Bisher wurden insgesamt mehr als 40.000 Bonustickets eingelöst.
Auch mit der Corona-Kasko haben Sie als Tourismuschef für Aufsehen gesorgt.
Die Idee, das Risiko für unsere Gäste mit einer Corona-Kasko zu versichern, kam mir während meiner Quarantäne. Die Corona-Kasko war neben dem Bonusticket eine weitere Maßnahme, um Betriebe in der Krise zu unterstützen und Gästen finanzielle Sicherheit zu bieten. Als Tourismusdestination hat sie dem Burgenland einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den restlichen Bundesländern im Rennen um Gäste gebracht.
Mitten in der Krise verzeichnet das Burgenland immer wieder Nächtigungsrekorde. Wie zufrieden sind Sie mit der Bilanz 2021?
In Anbetracht dieses speziellen Jahres mit zwei Lockdowns können wir durchaus zufrieden sein. Hatten wir 2020 zum Tourismus-Rekordjahr 2019 noch ein Minus von 27 Prozent, waren es im Vorjahr 20 Prozent. Wir sind somit mit „einem blauen Auge“ davongekommen. Ich weiß natürlich, dass das nur Statistik ist, sich die Unternehmen davon nichts kaufen können und enorme wirtschaftliche Einbußen dahinterstehen. Was uns für die Zukunft sehr positiv stimmt, ist, dass wir das stärkste Sommer-Halbjahr seit Aufzeichnungsbeginn hatten.
Woran liegt es, dass sich das Burgenland im Vergleich zu den anderen Bundesländern auf dem ersten Platz in Sachen Tourismus befindet?
Betrachtet man die Größe und die Nächtigungszahlen im Vergleich zu allen anderen Bundesländern, investiert das Burgenland sicher im Verhältnis am meisten in den Tourismus. Sei es in der Vergangenheit in Corona-Hilfsmaßnahmen oder künftig in die touristische Infrastruktur. 25 Millionen Euro werden alleine in den nächsten vier Jahren in den Ausbau des Radwegenetzes investiert. Mit den Mountainbike-Trails über den Geschriebenstein und dem ersten touristischen Bahntrassenradweg entstehen radtouristische Highlights. Es eröffnen tolle neue Hotels mit vielen neuen Betten, die wir zur Erreichung unserer langfristigen Ziele hinsichtlich Nächtigungszahlen brauchen wie einen Bissen Brot. Unter dem Motto „Bordeaux war gestern – Burgenland ist heute!“ wird selbstbewusst auch künftig viel in den Weintourismus investiert. Nicht zu vergessen, dass wir im Burgenland mit dem sanften Tourismus, dem Naturtourismus sowie den unendlichen Weiten exakt das bieten, was sich die Touristen jetzt und bestimmt auch in der Post-Corona-Zeit wünschen.
Woher nehmen Sie all Ihre Erfolgsideen?
Kreativität gehört 100-prozentig zu meinen Stärken. Ich denke jede Minute, in der ich nicht schlafe, daran, was man nicht noch alles machen könnte, und ich würde am liebsten jede Woche ein neues großes Projekt starten, um zu zeigen, was alles möglich ist. Aber fairerweise muss man sagen, dass man immer nur sieht, was gelingt, und nicht sieht, was nicht gelingt. Das gibt es natürlich auch. Außerdem kommt nicht alles, was man sieht, von mir persönlich. Wir sind mittlerweile ein tolles Team bei Burgenland Tourismus, von dem auch innovative Ideen kommen.
Als gebürtiger Südburgenländer engagieren Sie sich bei der Arbeit für Ihre Heimat. Was schätzen Sie besonders an diesem Bundesland?
Ich schätze und bewundere vor allem die Menschen, die hier im doch weitgehend kleinstrukturierten Tourismus arbeiten. So sind beispielsweise rund 55 Prozent der Betriebe Privatzimmervermieter. Da sind Gastgeber dabei, die mit Freude mit drei Gästen picknicken gehen oder einen Radausflug machen und ihnen unsere schöne Gegend zeigen. Da geht es nicht ums große Geldverdienen – das ist pure Leidenschaft. Die Gastfreundschaft und der typische burgenländische Schmäh sind einzigartig und suchen in Österreich ihresgleichen. Genau wie die unverwechselbare und exotische Landschaft, bei der ich vor Kurzem selbst noch nicht wusste, dass sich derartige Plätze in meinem Heimatbundesland befinden.
Wie sieht Ihr generelles Fazit für das vergangene Jahr aus? Wo sehen sie noch Potenzial?
2021 war ein extrem arbeitsintensives Jahr. Wir haben sehr viel erledigt und ich traue mich zu behaupten, dass wir in einem Jahr so viel weitergebracht haben wie die vergangenen drei Jahre zusammen nicht. Wir haben viele Projekte durchgeführt und gestartet. Hervorzuheben sind das gesetzlich verpflichtete digitale Meldewesen, das einzigartig in Österreich ist, die neue landesweite Burgenland Card, die Praktikums- und Privatzimmer-Offensive sowie die tollen Werbekampagnen, die wir gemacht haben. Potenzial sehe ich noch überall. Es geht immer mehr. Ich freue mich zum Beispiel auf den digitalen Concierge, der heuer ausgerollt wird, sowie auf viele tolle Events im Burgenland. Dazu zählen etwa das Surf Opening am Neusiedler See und die Starnacht in Mörbisch.
Sieben fette Jahre, sieben magere Jahre – das sagt der Bauernkalender. Wo, denken Sie als Tourismuschef befinden wir uns gerade? Wie sieht Ihre Prognose für dieses Jahr aus?
Der Bauernkalender hat kein Corona gekannt (lacht). Deswegen kann ich nicht sagen, ob jetzt eine neue Zeitrechnung begonnen hat oder nicht. Auch wenn aktuell das Buchungsverhalten der Menschen zurückhaltend ist, weil ja keiner weiß, was noch kommt: Ich bin zuversichtlich, dass, sofern wir von der Regierung nicht wieder mittels Lockdown zugesperrt werden, es ein tolles Tourismusjahr werden wird. Ich bin wirklich positiv und freue mich auf die neuen Aufgaben und alles, was kommt.
Danke für das Gespräch.