Der Weg zum Triumph
Der Weg zum Triumph
Wie Dominic Thiem das Finale der US Open rockte

Tennis-Hero Dominic Thiem

Es ist vollbracht! Mit seinem Triumph bei den 140. US Open schrieb der Niederösterreicher Dominic Thiem Sportgeschichte. Und das in mehrfacher Hinsicht.

Im zehnten Aufeinandertreffen mit Deutschlands Nummer 1, Alexander Zverev, stellte Dominic Thiem das Head-to-Head auf 8:2 und bescherte sich seinen ersten und Österreich den zweiten Einzeltitel bei einem Grand-Slam-Event im Erwachsenentennis (Anm.: 1999 eroberte Jürgen Melzer den Junioren-Titel von Wimbledon) nach dem legendären Thomas Muster 1995.

Seit Beginn der Profi-Ära im Jahr 1968 gelang es nur Dominic Thiem, in einem Major-Endspiel einen 0:2-Satzrückstand aufzuholen und zum Turniersieg zu drehen. Zudem gewann er das erste Grand-Slam-Finale seit jenem der Australian Open 2005 ohne Beteiligung der „Big Three“ Federer, Nadal und Djokovic.

Die glorreichen Sieben

In dem so speziellen Jahr leistete Tennis-Star Dominic Thiem Außergewöhnliches: Sieg bei den US Open 2020! Wir zeichnen den New Yorker Triumphzug des Niederösterreichers in einer üppigen Fotostory nach.

7:6, 6:3, w. o. über Jaume Munar

Besonders Satz 1 gegen den 23-jährigen Mallorquiner war für Österreichs Nummer 1 ein durchaus hartes Stück Arbeit. Letztlich entschied er diesen im Tiebreak mit einem spektakulären Smash von der Grundlinie aus für sich. Im zweiten Durchgang lief das Thiem-Werk dann deutlich runder, während der ­Gegner ­konditionell zu straucheln begann, dann sogar stürzte. In der Folge gab er – teils verletzt, teils frus­triert – auf.

6:3, 6:3, 6:2 über Sumit Nagal

An seinem 27. Geburtstag beschenkte sich Dominic Thiem mit einer makellosen Leistung gegen den technisch versierten Mann aus dem nordindischen Jhajjar. Besonders wuchtig schlugen Vorhand und Service auf der Seite des 23-jährigen Wimbledon-Siegers im Junioren-Doppel 2015 ein. Auch am Netz war der Österreicher diesmal ­öfter – und öfter erfolgreich als noch beim Auftakt gegen Munar.

6:2, 6:2, 3:6, 6:3 über Marin Cilic

Der Kroate hatte 2014 eben in New York das geschafft, wovon Dominic Thiem zum Zeitpunkt seines dritten Matches ­gegen den 31-Jährigen noch ­träumen musste: einen Grand-Slam-Titel! In den ersten beiden Sätzen zeigte die Nummer 3 der Welt seinem mittlerweile aus den Top-30 gerutschten Gegenüber, wo der Hammer hängt. In Satz 3 stabilisierte sich speziell Cilic’ starker Aufschlag und ermöglichte den Satzgewinn. Letztlich siegte mit Thiem aber der komplettere und fittere Spieler.

7:6, 6:1, 6:1 über Félix Auger-Aliassime

Vor dem Achtelfinalmatch gegen den ­technisch wie sportmotorisch weit ausgereiften ­Shooting-Star aus Montreal setzte Thiem auf seinen ­reicheren Erfahrungsschatz in Sachen „Best-of-Five-Modus“. Und tatsächlich war beim 20-jährigen ­Gegner nach einem spannenden Tiebreak in Satz 1 mental und auch physisch die Luft einigermaßen raus. Die „Thiem-Maschine“ hingegen kam so richtig ins Laufen. Mit der einarmigen Rückhand gelangen ­spektakuläre Punkte en masse. Speziell sehenswert: das Umschalten von Defensive auf Offensive.

6:1, 6:2, 6:4 über Alex de Minaur

Der 21-Jährige ist ebenfalls ein Vertreter der „Next Gen“, dem viele Experten eine große Zukunft vorhersagen. Und tatsächlich zählte der Australier aus Sydney zu den kampfkräftigsten und mental stärksten Cracks auf der Tour. Was ihm allerdings vergleichsweise fehlte, sind zwingende Punktschläge. Und weil Dominic Thiem ein ganzes Arsenal davon in der Tennistasche mittrug, war auch der dritte Sieg in der dritten Begegnung der beiden trotz eines mäßigen Prozentsatzes von gültigen ­ersten Aufschlägen letztlich ein deutlicher.

6:2, 7:6, 7:6 über Daniil ­Medwedew

Gegen den Vorjahresfinalisten erreichte Dominic Thiem seine sportliche „Reiseflughöhe“. In Satz 1 einseitig, entwickelte sich das Match zu einem Krimi auf höchstem Niveau. Immer öfter gelang es Medwedew, mit seinen typischen langen Schwüngen Dominic Thiem in ­intensive Rallyes zu zwingen. Meist behielt der taktisch konsequentere Thiem dabei aber die Oberhand. In Satz 3 rutschte der Österreicher aus und verletzte sich leicht. Trotzdem holte sich Thiem seinen dritten Triumph im vierten Duell mit dem Russen. ­Fazit: „Der härteste Dreisatzsieg meiner Karriere!“

2:6, 4:6, 6:4, 6:3, 7:6 über Alexander Zverev

Das Endspiel gegen Kumpel Sascha (23) wird als ­eines der aufregendsten Grand-Slam-Finale in Erinnerung bleiben. Nach 0:2-Satzrückstand kassierte Thiem noch ein Break in Satz 3. Und trotzdem besann er sich auf seine technischen Qualitäten. Zverev hingegen geriet nach verlorenem dritten Durchgang ins Zweifeln, blieb aber durch sein lange so starkes Service dran. Trotzdem kam Thiem auch bei 3:5 im fünften Satz zurück und blieb im entscheidenden Tiebreak der mutigere, aktivere Spieler und ­erfüllte sich nach 4 Stunden und 2 Minuten seinen Lebenstraum.

Der Weltstar aus Niederösterreich

Dominic Thiem erblickte am 3. September 1993 in Wiener Neustadt das Licht der Welt. Schon früh jagte er der gelben Filzkugel nach. Erste Liga-Erfahrungen sammelte er beim TC Seebenstein-Schiltern in einer Mannschaft mit Vater Wolfgang. Die Familie mit Mutter Karin und Bruder Moritz steht hinter Dominic und bietet ihm auch einen starken Rückhalt. Bis zum vergangenen Frühjahr war das Leistungszentrum Südstadt Thiems sportliche Homebase.