Seefestspiele Mörbisch: Es wird königlich!
Die Seefestspiele Mörbisch rollen schon den roten Teppich aus, denn im Juli und August regiert hier der König von Siam. schau hat hinter die Kulissen geschaut und erste Einblicke von Generalintendant Alfons Haider bekommen.
Die Witwe eines Offiziers kommt als Lehrerin an den Hof des Königs von Siam. Sie soll Seiner Hoheit, dessen 67 Kindern und zahllosen Ehefrauen die Grundlagen der westlichen Zivilisation näherbringen. Dabei stellt sie mit ihrer Weltanschauung den Palast auf den Kopf und bietet dem Regenten ordentlich Paroli. Letztendlich verlieben sich die Engländerin und der König ineinander. Klingt wie ein Märchen? Ist es aber nicht, denn die ungewöhnliche Liebesgeschichte ist eine wahre Begebenheit aus den 1860er-Jahren. Im Juli und August kommt sie in Form eines Musicals, das erstmals im Jahr 1951 in New York aufgeführt worden ist, auf die Seebühne in Mörbisch.
Der Königsmacher
Doch warum gerade dieses Stück? „Der Grund dafür ist ein ganz persönlicher“, verrät Generalintendant Alfons Haider bei unserem Treffen. „Dieses Stück begleitet mich jetzt seit 35 Jahren.“ Nachdem er deprimiert gewesen war, weil er eine Rolle beim „Denver Clan“ in Hollywood nicht bekommen hatte, schickte ihn sein Agent kurzerhand zur Aufführung von „The King and I“ mit Yul Brynner nach London. In der Pause konnte Haider mit dem „König“ sprechen – und dieser baute ihn wieder auf. Mit bebender, bedeutungsschwangerer Bühnenstimme verabschiedete ihn Brynner: „Alfons, you’re going to be a great king!“ 16 Jahre später saß Brynners Tochter im Publikum in Stockerau, wo Haider die Rolle des Königs spielte. Sie überbrachte ihm die Grüße ihres Vaters, dessen Prophezeiung sich nun bewahrheitet hatte. „Ich war König, aber jetzt bin ich Königsmacher und das ist noch viel bereichernder“, sagt Haider.
Verbindendes Element
Seine Begeisterung für das Stück findet sich nicht nur in der aufwendigen Kulisse der Seefestspiele Mörbisch wieder. „Ich habe auf dieser Bühne debütiert, deswegen ist dieser Ort etwas ganz Besonderes und wichtig für mich“, so Haider. Der Turm, der einem thailändischen Königspalast in Bangkok nachempfunden ist, wird bei seiner Fertigstellung 33 Meter hoch sein. Insgesamt 18 Schauplätze und rund 25 Szenenbilder wird es geben. Ein Steg, der von der Bühne ins Publikum führt, schlägt eine wortwörtliche Brücke zwischen Darstellern und Zuschauern. Erstmalig werden bei einer Aufführung von „Der König und ich“ auch die Armenviertel gezeigt, statt nur schöne Palastmauern. Das gab es in der 71-jährigen Geschichte der Inszenierung noch nie. Auch die Größenordnung der Produktion schlägt vorangegangene Aufführungen des Musical-Klassikers: Mehr als 100 Mitwirkende vor und hinter der Bühne sind auf dem Gelände mit insgesamt 3.600 Quadratmetern Fläche der Seefestspiele Mörbisch im Einsatz. Die Hauptrollen übernehmen Milica Jovanovic und Kok-Hwa Lie, der schon in London für seine Darstellung des Königs gefeiert worden ist.
Endlich wieder Kultur
Für Alfons Haider ist die Vorfreude auf das Stück nicht nur wegen der persönlichen Vorgeschichte groß: „Ich denke, während der Pandemie wurden die Kunst und die Förderung von Künstlern vernachlässigt. Kultur ist systemrelevant für die Seele der Menschen. In Mörbisch können alle Kunstbegeisterten ankommen und auftanken“, sagt der Entertainer. Auch während des Krieges in der Ukraine sei es wichtig, gemeinsam Schönes zu erleben und Kraft zu schöpfen, um anderen überhaupt helfen zu können. „Das Theatererlebnis ist ein gemeinsames Erlebnis, das zu Austausch führt“, so Haider.
Milica Jovanovic: „Nichts ist nur gespielt“
Hauptdarstellerin Milica Jovanovic über ihren Beruf und ihre Hauptrolle als Anna im Kurzinterview.
Was war bis jetzt Ihre interessanteste Rolle?
Das war bei der Uraufführung von Schikaneder als Eleonore. Bei dieser Rolle hatte ich das Gefühl, dass ich viel von mir einbringen konnte. Die Gefühlswelt der Figur hatte ein breites Spektrum – von Trauer und Raserei bis hin zu unsagbarem Glück. Dieses ungezähmte Ausleben von Emotionen kenne ich von mir selbst nur zu gut. So geht das Schauspiel über das reine Darstellen hinaus. Nichts ist nur gespielt.
Was ist das Besondere an der Figur von Anna?
Sehr schön finde ich bei Anna die Entwicklung der Figur. Am Anfang des Stücks ist sie noch überheblich gegenüber dem König mit ihren west-lichen Werten. Im Laufe des Stücks findet sie jedoch zu -einer symbiotischen Einheit mit der östlichen Kultur.
Finden Sie sich auch in der Rolle von Anna wieder?
Eindeutig ja! Anna kann als frühe Feministin betrachtet werden. Alleine als Frau am Hof eines patriarchalen Königs im 19. Jahrhundert – dafür braucht man viel Mut. Ich selbst bin an der deutschen Musicalakademie in der Kommission für Gleichstellung.
Wie hat Alfons Haider Sie überzeugt mitzuwirken?
Ich kenne Alfons schon lange. Wir haben einen regen Kontakt und ich schätze seine Herzlichkeit sehr. Ich bin ein großer Fan der Golden-Age-Musicals der 50er- und 60er-Jahre, weil das genau mein Stimmtyp ist. Und ich freue mich darauf, Mörbisch kennenzulernen, da ich die Natur liebe. Ich habe sofort zugestimmt, als der Anruf kam.
Seefestspiele Mörbisch: Alle Infos
Vom 14. Juli bis zum 15. August wird das Musical „Der König und ich“ auf
der Bühne am Neusiedler See aufgeführt. Die schönsten Melodien von Rodgers und Hammerstein finden sich im Stück.
Tickets unter Tel. 02682/662 10,
tickets@seefestspiele.at