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25. April 2024
Stars

Schauspielerin Julia Cencig: „Ich bin eine Macherin!“

Ende Dezember geht mit der finalen Folge von SOKO Kitzbühel eine TV-Ära zu Ende. Im Interview spricht Hauptdarstellerin Julia Cencig über Abschiede, Neuanfänge und das süße Nichtstun.

Schauspielerin Julia Cencig herbstlich gekleidet mit Jacke und Schal vor einer Graffiti-Mauer.
Schauspielerin Julia Cencig spricht mit schau über ihre Zeit bei SOKO-Kitzbühel. © Andreas Tischler / picturedesk.com

20 Jahre lang ging im Tiroler Nobelort Kitzbühel das SOKO-Team auf Mörder-Jagd. Nun ist endgültig Schluss: Am 21. Dezember flimmert die letzte Folge der beliebten Krimiserie über die Mattscheibe. Der dichte Mix aus Spannung, Drama und Humor machte SOKO Kitzbühel zu einem Meilenstein in der heimischen TV-Geschichte. Keine Serie lief im ORF länger. Trotz guter Quoten entschied sich der Co-Produzent ZDF, in Zukunft ein neues SOKO-Team an einem anderen österreichischen Standort ermitteln zu lassen. Zum Abschied baten wir Julia Cencig alias Major Nina Pokorny zum Gespräch.

schau: Blicken Sie auf Ihre Zeit bei SOKO Kitzbühel eher mit einem lachenden oder einem weinenden Auge zurück?

Julia cencig: Ganz klar mit zwei lachenden Augen! Der Abschiedsschmerz ist verdaut und mittlerweile überwiegt der Stolz auf das, was wir in den vergangenen Jahren geschafft haben. Außerdem wird SOKO Kitzbühel ja noch einige Zeit im TV zu sehen sein. Die Serie wird mich also noch eine Zeit lang begleiten.

Sitzen Sie vor dem Fernseher, wenn die Serie läuft?

Wir Schauspieler bekommen die Folgen in der Regel vor der Ausstrahlung zu sehen, aber ich sitze auch jeden Dienstag mit meiner ­Familie vor dem Fernseher – unser SOKO Kitzbühel-Abend ist mittlerweile zum liebgewordenen Ritual geworden! (lacht) Ich bin sehr selbstkritisch und schaue, was ich gut gemacht habe oder was ich besser gekonnt hätte. Und natürlich bin ich immer sehr neugierig darauf, wie die Episoden als Gesamt­ergebnis aussehen.

Ist die letzte Staffel ein würdiger Abschluss geworden?

Definitiv. In dieser Staffel ist es uns besonders oft gelungen, schöne, runde Geschichten zu erzählen. Der gesamte Hauptcast bekam jeweils eine spannende und höchst interessante Side-Storyline. Sie bietet den  Zuschauern abseits der Krimifälle die Möglichkeit, ins emotionale P­rivatleben der Ermittlerinnen und Ermittler einzutauchen. Jeder von uns hat noch einmal die Gelegenheit ­bekommen, zu glänzen und andere Facetten seiner Figur zu zeigen. Was das Ende der Staffel betrifft: Dieses ist hoch emotional geworden und wirklich rundum gelungen. Das passende übergeordnete Thema lautet Abschied. Auch Nina ­Pokorny ­bekommt es ein letztes Mal mit ­einer großen emotionalen Herausforderung zu tun. Da wird kein Auge trocken bleiben!

Wie war der letzte Drehtag?

Sehr emotional. Es war mitten im Winter, wir waren im wahrsten Sinne des Wortes am Ende – nämlich auch, was unsere Kräfte betrifft! (lacht) Der finale Drehtag fand im Studio statt. Ich habe es wie einen Traum empfunden, sehr surreal. Die allerletzte Szene der Episode ist auch tatsächlich jene Szene, die wir als Letztes gedreht haben. Wirklich das gesamte Team war am Set. Es war schön, weil alle mitgelebt und mitgefühlt haben.

Gab’s eine Abschiedsfeier?

Ja, jedoch ist diese aufgrund von Corona eher klein ausgefallen und nur mit dem Team vor Ort. Geplant war eigentlich eine große Gala, zu der auch ehemalige Kollegen wie Kristina Sprenger oder Hans Sigl eingeladen gewesen wären. Unter den gegebenen, abgespeckten Umständen war die Verabschiedung trotzdem sehr schön und feierlich.

Was ist Ihre Lieblingserinnerung an SOKO Kitzbühel?

Es gibt für mich ganz viele wunderbare Erinnerungen! Aber natürlich haben mir immer jene Episoden am meisten Spaß gemacht, in denen ich abseits der Polizeiarbeit etwas zu tun hatte, und wir die privaten Seiten von Nina kennengelernt haben. Da gab’s durchaus das eine oder andere: die Liebesgeschichte mit Lukas zum Beispiel oder als sie ihr Kind ­verloren hat. Und auch die finalen beiden Folgen waren für mich etwas ganz Besonderes und eine tolle  Herausforderung.

Wie haben Sie von der Absetzung der Serie erfahren?

Es war eine Überraschung, denn ironischerweise haben wir das erste Mal in all den Jahren nicht damit gerechnet, dass wir nicht zurückkommen werden. Immerhin lag die vorherige Staffel weit über den Quoten-Erwartungen. Die ehemalige Sendungsverantwortliche Katharina Schenk und ihr Team haben uns die schlechten Nachrichten bei einem gemütlichen Abendessen – und kurz vor der Vorspeise – überbracht. Im ersten Moment dachte ich, ich bin im falschen Film. Es war ein Schock! Wir alle haben unterschiedlich ­reagiert. Manche sind verstummt, manche haben geweint. Jakob Seeböck musste kurz an die frische Luft. Aber: Es wurde uns sehr menschlich und einfühlsam gesagt. Das ist nicht selbstverständlich.

Die Absetzung war durchaus ein kleiner Aufreger …

Das stimmt. Ich bekomme ständig das Feedback, dass man es nicht versteht und sehr schade findet, dass es nun vorbei ist. Bei aller Abschiedstrauer ist es natürlich schön, zu ­hören, dass man vermisst wird. Andererseits: Jene Leute, die nur darauf gewartet haben, dass wir endlich verschwinden, werden es mir eh nicht sagen. (lacht)

Sie sind diesen Sommer zum Theater zurückgekehrt. Wie war das für Sie?

Es war unglaublich schön, endlich wieder auf der Bühne und im Proberaum zu stehen. Es war genau das, was ich gebraucht habe. Ich werde zukünftig auf jeden Fall wieder mehr Theater spielen. Außerdem beginnen in einigen Wochen die Dreharbeiten zum ORF-Steirer-Landkrimi. Darin spiele ich eine tolle Rolle, die sich sehr von der Nina ­Pokorny aus SOKO Kitzbühel ­unterscheidet.

Wie gut sind Sie im Nichtstun?

Ganz schlecht! (lacht) Ich bin eine Macherin. Aber es gehört zum Künstler-Dasein, auch mal Leerläufe zu haben, in denen man Luft schnappt und Energie tankt. Ich ­genieße jetzt die Zeit mit meiner ­Familie sehr, zudem habe ich nun Zeit, Kinofilme und Theaterstücke auf der passiven Seite zu konsumieren. Und ich kann endlich wieder meiner großen Leidenschaft, dem Tangotanzen, nachgehen.

Ihre Nachricht an alle SOKO Kitzbühel-Fans?

Ich möchte ein ganz großes Dankeschön aussprechen für all das positive Feedback, fürs Einschalten, fürs Mitfiebern, fürs Dranbleiben – und vor allem, dass ihr alle bereit wart, mich die vergangenen sieben Jahre auf meiner Reise zu begleiten. Es war ein Risiko, als Neue zum Team zu stoßen, aber ich wurde wunderbar aufgenommen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Von der Bühne ans Set

Julia Cencig (49) ist in Kärnten aufgewachsen und hat nach der Matura und zwei Semestern an der Uni die Schauspielschule in Wien absolviert. 2003 spielte sie die Lulu am Volkstheater, wofür sie für den Nestroy-Preis nominiert wurde. Es folgten Engagements bei den Schloss-Spielen Kobersdorf, im Schauspielhaus Graz, am Stadtheater Klagenfurt und bei den Vereinigten Bühnen Bozen. Mit ihrer Rolle in Medicopter 117 wurde sie auch dem TV-Publikum bekannt. Nach weiteren Serienrollen übernahm Cencig 2014 die Nachfolge von Kristina Sprenger in SOKO Kitzbühel.