schaumotor: Die Zukunft rollt an
Was bringt das Autojahr 2020? Egal ob Neuauflagen beliebter Bestseller, voranschreitende Elektrifizierung oder mehr und immer schlauere Assistenzsysteme – so viel Neues wie im kommenden Jahr ist schon lange nicht mehr in die Schauräume und auf die Straße gerollt. schaumotor-Head Stefan Pabeschitz erzählt Ihnen hier, was kommt, was geht und was wirklich dahintersteckt.
Jahrzehntelang war er die unangefochtene Nummer eins in Österreich – aber heuer, muss sich der VW Golf dem Skoda Octavia geschlagen geben. Bei beiden steht im kommenden Jahr ein Modellwechsel an – das Match um Platz eins geht damit in eine neue Runde. Wobei es beim Golf die letzte sein könnte: Gerüchteweise wird die kommende, achte Generation keinen Nachfolger mehr haben – falls der SUV-Boom und die vollelektrischen Alternativen ihm, wie erwartet, künftig den Rang ablaufen.

Alfa Romeo Giulia: So schön wie eh und je & digital herausgeputzt. Alfa Romeo gönnt seiner Giulia ein digitales Update. Inklusive teilautonomen Fahrassistenten, aktivem Spurhaltesystem, Querverkehrs-Warner und aufgefrischtem Navi – nur selbst fahren macht in der italienischen Schönheit noch immer mehr Spaß!
Betreutes Fahren, immer online
Wer 2020 einen Neuwagenkauf erwägt, wird sich mehr denn je mit Assistenzsystemen und digitalem Equipment auseinandersetzen müssen. Gänzlich autonomes Fahren ist noch kein Thema, aber auch Autos ohne weitreichende elektronische Helferlein gibt es nicht mehr. Zumindest für die Hersteller ist die Digitalisierung ein Gewinn: Die Zusatz-Elektronik ist vergleichsweise billig, lässt sich aber gut vermarkten. Und Autos, die immer online sind, sammeln automatisch Daten – das virtuelle Gold unseres Jahrhunderts, vor allem in Verbindung mit einem Smartphone. In den 2020 anrollenden Modellen kommt bereits die nächste Generation der elektronischen Assistenten und Vernetzung zur Anwendung: deutlich weiter entwickelt und zuverlässiger als die aktuellen Versionen – v. a. aber immer noch größtenteils manuell abschaltbar.

Nissan Juke: Design-Aufreger & Publikumsliebling. In zehn Jahren verkaufte sich der Nissan Juke eine Million Mail – der Nachfolger des Crossover-SUV interpretiert den Look neu, ist aber größer, geräumiger und auf dem letzten Stand von Antriebstechnik und digitalem Equipment. Nur mit 117 PS Turbobenziner zu haben, ab 19.180 Euro.
Elektrisch mit und ohne Verbrenner
Mit dem Begriff Elektrifizierung sind nicht nur Batterie-Autos gemeint – auch Hybride, die sowohl Verbrennungs- als auch E-Motor unter der Haube haben, fallen unter diesen Begriff. Dazu die noch relativ junge Gattung der sogenannten Mild-Hybride mit geringfügig beschäftigtem Zusatz-E-Aggregat. Der Grund für die Elektrifizierungs-Flut: Der verkaufte Modellmix darf ab 2020 den Durchschnitts-Ausstoß von 95 Gramm CO2 je Kilometer nicht überschreiten. Besonders Plug-In-Hybride werden hier eine wichtige Rolle spielen – vor allem wegen des ausgesprochen gnädigen Testzyklus, dank dem etwa ein Porsche Cayenne E-Hybrid trotz 462 PS mit rechnerisch 70 Gramm CO2 durchkommt. Aber auch Erdgas-Antriebe feiern eine Renaissance – sie kombinieren gewohnte Verbrenner-Fahreigenschaften mit deutlich niedrigeren Emissionen und äußerst geringen Betriebskosten.
Ob die vollelektrischen Antriebe 2020 tatsächlich den Durchbruch schaffen? Derzeit ist kaum jeder 36. verkaufte Pkw ein E-Modell, dazu liegt der Anteil von Firmenzulassungen bei an die 90 Prozent, wogegen Privatkäufe rückläufig sind. Der als „Volks-E-Auto“ gehypte VW ID.3 ist mit einem Startpreis ab etwa 30.000 Euro zwar gut eingepreist, mit mehr Reichweite und ein paar Extras werden daraus aber rasch 40.000 – mehr als das Doppelte, das in Österreich durchschnittlich für einen Privat-Pkw ausgegeben wird.

Lexus RX: Premium-SUV-Wegbereiter & Hybrid-Vorreiter. Der Lexus RX setzt ganz auf Komfort in allen Punkten – ein ruhiger Raumgleiter, gemacht für stressfreie und ungehetzte Bewegungen mit allem Luxus und dennoch grünem Gewissen – ein Praxisverbrauch um die 65 Liter je 100 Kilometer ist mühelos drin.
Aus wegen guten Erfolgs
Die Stunde schlägt 2020 hingegen womöglich einigen Modellen, denen ausgerechnet ihr relativer Erfolg zum Verhängnis wird: CO2-Schleudern mit ansehnlichen Stückzahlen, etwa den Pick-ups VW Amarok oder Mercedes X-Klasse, droht die Einstellung, weil sie das 95-Gramm-Durchschnittslimit torpedieren. Audi hat im vergangenen Jahr aus demselben Grund bereits seine beliebten S-Modelle von Benzin- auf Diesel-Motoren umgestellt, die deutlich geringere CO2-Emissionen haben.
Das bedeutet allerdings nicht, dass Traumwagen künftig aussterben: Auch 2020 und darüber hinaus wird es Ferraris, Lamborghinis, Porsches, Maseratis und Aston Martins geben – samt röhrender Sechs- bis Zwölfzylinder-Motoren. Die Stückzahlen dieser Geräte sind dermaßen gering, dass sie den CO2-Durchschnitt der Konzerne nur minimal belasten – und auch praktizierenden Klimaschützern im Grunde genommen egal sein können.
Wie hat Ferry Porsche doch einmal gesagt? „Das letzte Auto, das jemals gebaut werden wird, wird ein Sportwagen sein.“
Fotos: © Werk