CEO Otmar Michaeler
CEO Otmar Michaeler
FMTG – Falkensteiner Michaeler Tourism Group

Otmar Michaeler zur Coronakrise: Hotelbranche im schau-Gespräch

Otmar Michaeler ist CEO der Unternehmensgruppe FMTG – Falkensteiner Michaeler Tourism Group. Dazu gehört die Falkensteiner Hotels & Residences, welche Hotels in Österreich, Italien, Kroatien, Tschechien, Slowakei, Serbien und Montenegro führt. Erich Falkensteiner, Otmar Michaeler und Agron Berisa bilden den Vorstand und waren in den letzten Wochen vor große Herausforderungen gestellt. Hotelbetriebe sind von den Regierungsmaßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus ganz besonders betroffen. Otmar Michaeler erläutert im schau-Interview, wie sie bis jetzt vorgegangen sind und wie er die Zukunft für die Hotels bzw. die ganze Branche einschätzt.

schau: Was sind die größten Herausforderungen, die sich gerade stellen?

Otmar Michaeler: Die Corona-Krise hat uns alle überrollt und hier sind wir zu einem Teil natürlich auch nur Passagier. Aber wir müssen jetzt bereits an die Zeit danach denken und verstehen, dass Corona unser Reiseverhalten und damit den Tourismus und die Hotellerie nachhaltig verändern wird.

Die größte Herausforderung ist jetzt sicher, sich möglichst schnell und gut auf die neuen Erwartungen und Wünsche der Gäste einzustellen und unsere Hotels dementsprechend weiterzuentwickeln.

Sicherheit, Hygiene und Sauberkeit werden in Zusammenhang mit Covid-19 sicher an Bedeutung gewinnen und wir arbeiten bereits an einem mehrstufigen Plan, wie wir nach der Wiedereröffnung unserer Hotels unsere Gäste sowie unsere Mitarbeiter bestmöglich schützen können. „Social Distancing“ in der Hotellerie kann z.B. bedeuten, dass die Tische in den Restaurants weiter auseinander stehen müssen oder aber beim Check-In Abstandsmarkierungen angebracht werden.

Die Menschen werden aber zukünftig noch mehr Wert auf Regionalität und Nachhaltigkeit legen. Das schafft Vertrauen und dies ist zur Bewältigung des jetzigen Traumas wichtig. Und durch ihre momentan beschränkte Bewegungsfreiheit wird die Nähe zur Natur noch mehr an Bedeutung gewinnen. Daher sehe ich Österreich mittelfristig auch als „Winner“ dieser Krise.

Welche betriebswirtschaftlichen Maßnahmen haben Sie bisher getroffen?

Als Ende Februar die ersten Vorzeichen der Corona Krise in Europa spürbar wurden, haben wir diese Entwicklung von Anfang an sehr ernst genommen und das Voranschreiten engmaschig beobachtet. Schon früh wurde intern ein Krisenstab gebildet, um im Ernstfall schnell, vorbereitet und vor allem besonnen reagieren zu können. In der ersten Phase wurde daher großes Augenmerk auf die Sicherheit unserer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie unserer Gäste gelegt. Zusätzlich, zu unseren ohnehin strengen Hygienevorschriften, wurden weitere Maßnahmen, wie das zur Verfügung stellen von viruziden Desinfektionsmitteln oder die Schulung und Sensibilisierung unserer Mitarbeiter eingeführt und implementiert. Mit dem Voranschreiten der Pandemie haben wir natürlich immer weitere Maßnahmen gesetzt um den Betrieb in unseren Häusern und Zentralen auf höchstem Niveau sicherzustellen. Angepasst an die jeweiligen Arbeitsplätze und Abteilungen, wurden gezielte Standards erarbeitet und von unseren Managern vor Ort regelmäßig kontrolliert und durchgesetzt. Behördliche Vorgaben zu Schließungen und Präventionsmaßnahmen schnell und effizient umgesetzt. Einige Häuser wurden zum Schutz unser Mitarbeiter und Gäste auch vorsorglich geschlossen oder geplante Saisonstarts auf einen späteren Zeitpunkt verlegt. Neben der Einstellung von Dienstreisen wurden in einem weiteren Schritt auch die Büros in Österreich, Italien und Kroatien weitgehend auf Homeoffice umgestellt. Gleichzeitig schöpfen wir im Rahmen der behördlichen Regelungen alle Möglichkeiten aus, um möglichst viele Arbeitsplätze zu sichern. In Österreich in Form von Kurzarbeit, in Italien mit Hilfe der Lohnausgleichkasse.

Im Zentrum all dieser Maßnahmen stehen immer die Kommunikation und der Zusammenhalt in unserer Falkensteiner-Familie. Denn wie in einer richtigen Familie, sind wir besonders darum bemüht unseren Mitarbeitern Ängste zu nehmen und ihnen Sicherheit zu geben. Wir rücken enger zusammen, auch wenn dies gerade physisch nicht möglich ist. Wir sehen bei unseren Mitarbeitern und Partnern, dass wir alle gemeinsam daran arbeiten, diese Krise so gesund wie möglich zu überstehen. Wir erfahren hier großen Rückhalt unserer Mitarbeiter, die Maßnahmen proaktiv mittragen und trotz finanzieller Einbußen auch in diesen schweren Zeiten loyal zu Falkensteiner stehen und viele Vorschläge bringen, wie wir diese schwere Zeit gemeinsam meistern können. Dafür sind wir sehr dankbar!

Wie bleiben Sie in solchen Zeiten „am Kunden/Gast dran“?

An erster Stelle steht zurzeit die frühzeitige Information unserer Gäste im Fokus. Wir haben hier in Form von Newslettern wie auch über unsere Website und unsere Social-Media-Kanäle von Anfang an rasch und transparent unsere Gäste über aktuelle Entwicklungen und Entscheidungen bei Falkensteiner informiert. Offene und ehrliche Kommunikation ist in Krisenzeiten essentiell.

An jene Gäste, die bereits gebucht haben appellieren wir, Urlaube nicht komplett zu stornieren. Das Angebote von Verschiebungen oder auch das Angebot derzeit gebuchte Urlaube in Gutscheine umzuwandeln werden von unseren Gästen sehr gut angenommen – wir spüren auch hier die Solidarität und den Optimismus unserer treuen Gäste. Es tut sehr gut, in diesen teilweise schweren Momenten so viel Rückhalt und Gemeinschaftsgefühl zu erfahren.

Außerdem haben wir vor knapp zwei Wochen die Plattforum www.urlaubsfreunde.at ins Leben gerufen. Auf dieser Plattform haben österreichische Beherbergungsbetriebe die Möglichkeit, ihren Betrieb zu präsentieren und Hotelgutscheine anzubieten. Dieses Zeichen der Solidarität zeigt, dass die gesamte Branche derzeit an einen Strang zieht. Gäste können sich hier einfach einen Überblick verschaffen und helfen so die Zeit zu überbrücken. Die Vorfreude auf den nächsten Urlaub ist da wohl der schönste Nebeneffekt.

Dies bestärkt uns darin, die Zukunft fest im Fokus zu halten und die Zeit bis dahin zu nutzen, um uns auf die Kernwerte der Marke Falkensteiner zu konzentrieren. Wir freuen uns schon auf den Moment, wenn wir unsere Gäste mit gewohntem WELCOME HOME Spirit wieder in unseren Häusern begrüßen dürfen und werden bis dahin nicht müde, für die europäische Hotellerie zu kämpfen, denn gemeinsam schaffen wir das!

Gibt es schon Pläne (Aktionen, Marketing,…), wenn die Hotels wieder öffnen dürfen?

Wir betreiben in 7 Ländern Hotels und verfolgen täglich die Entwicklungen in den einzelnen Regionen. Aktuell planen wir die Wiedereröffnung einzelner Hotels im Laufe vom Juni, spätestens ab 1. Juli. Das wird allerdings nur möglich sein, wenn uns zukünftige Reisebeschränkungen in unseren wichtigsten Zielmärkten (DACH und CEE-Regionen) nicht daran hindern. Leider könnten Reisebeschränkungen dazu führen, dass der diesjährige Sommerurlaub gänzlich zum Erliegen kommt; darauf hat der österreichische Bundeskanzler Kurz am vergangenen Wochenende auch hingewiesen. Somit müssen wir abwarten, um wirklich finale Entscheidungen für Wiedereröffnungen treffen zu können.

Mit welchen langfristigen Auswirkungen rechnen Sie?

Diese Krise hat einen wesentlichen Einfluss auch auf den Tourismus und die Hotellerie. Die Menschen werden zukünftig noch mehr Wert auf Regionalität, Nachhaltigkeit und die Nähe zur Natur legen. Und diese Eigenschaften haben Südtirol und unsere Südtiroler Betriebe. Daher sehe ich uns als „Winner“ dieser Krise. Und wir müssen uns immer vor Augen halten, dass es eine Zeit „nach Corona“ geben wird. Sobald wir die aktuelle Situation überstanden haben und entsprechende Impfstoffe entwickelt sind, wird vieles an Normalität zurückkehren.

Selbstverständlich wird das „Wieder-Hochfahren“ der einzelnen Länder das Reiseverhalten in den nächsten Wochen und Monaten maßgeblich beeinflussen. Je nachdem wie sich die Lage in den Ländern stabilisieren wird, werden schrittweise die Grenzen in Europa geöffnet werden können. Aktuell kann man jedoch nicht vorhersagen, wann dieser Zeitpunkt eintreten wird. Die Wahrscheinlichkeit ist allerdings groß, dass die Menschen ihren nächsten Urlaub entweder in ihrem eigenen Land oder einem angrenzenden Nachbarland verbringen werden. Das Erkunden seiner eigenen Heimat, „seiner Wurzeln“, wird eine völlig neue Bedeutung bekommen. Wir spüren trotz Corona das Interesse und die Vorfreude am Urlaub. Die Menschen haben jetzt Zeit und auch Lust sich darüber Gedanken zu machen, was sie in ihrem „Urlaub danach“ erleben wollen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Kontakt und Infos:
Falkensteiner Hotels & Residences
Walcherstraße 1A/Stiege C2/Top 6.04
1020 Wien
Tel. 509 9118 000
info@falkensteiner.com
www.falkensteiner.com