Der Neusiedler See
Der Neusiedler See
soll naturbelassen bleiben

Neusiedler See: Experten warnen vor künstlicher Wasserzufuhr

Umweltministerin Leonore Gewessler erteilte künstlicher Wasserzuleitung in den Neusiedler See eine klare Absage. Experten vom WWF begrüßen und unterstützen das mit einem Hinweis auf die dadurch drohenden ökologischen Schäden.

Die Folgen für die Umwelt wären gefährlich, sogar der Status als Nationalpark könnte wackeln. Eine künstliche Wasserzufuhr in den Neusiedler See wird nicht nur von Umweltministerin Leonore Gewessler abgelehnt, auch Experten vom WWF warnen eindringlich vor einer solchen Maßnahme.

„Die Ökologie des Sees würde durch eine künstliche Wasserzufuhr derart massiv geschädigt, dass sogar der weitere Fortbestand dieses einzigartigen Naturjuwels gefährdet wäre. Das muss unbedingt verhindert werden“, sagt WWF-Experte Bernhard Kohler.

Schwerwiegende langfristige Folgen

Kohler warnt vor schwerwiegenden Folgen der Zuleitung von kalkreichem Donauwasser. So würde der See durch den veränderten Salzhaushalt seine Trübe verlieren und das Algenwachstum würde explosionsartig steigen. Für Tourismus und Bootsverkehr wäre das fatal. Noch gefährlicher seien aber die Langzeitfolgen. „Durch den verringerten Salzgehalt und durch das Ausbleiben von Trockenphasen würde es zu einer beschleunigten Verlandung kommen, denn der Schlamm, der sich bei dauernder Wasserführung am Seeboden ansammelt, wird nur abgebaut, wenn der See vorübergehend trockenfallen kann“, sagt Kohler.

Auch Flora und Fauna wären massiv betroffen. Der charakteristische Schilfgürtel könnte sich auflösen, der Lebensraum zahlreicher Tierarten wäre bedroht. „Wir sind zu Recht stolz auf unseren europaweit einzigartigen Steppensee und dürfen ihn nicht zu einer algenüberwucherten, schlammigen Badewanne machen“, sagt Bernhard Kohler.

Alternativen gäbe es laut WWF einige. “Wir müssen in Hochwasserphasen möglichst viel Wasser zurückhalten, damit der See Dürreperioden länger aushält. Durch den Verzicht auf die rasche Ableitung von Hochwässern verhindern wir auch die Aussüßung des Sees. Denn jedes Mal, wenn das Wehr am Einserkanal geöffnet wird, rinnen unvorstellbar große Salzmengen zur Donau davon, die für den See unwiederbringlich verloren sind. Anstatt Wasser je nach Bedarf zu- und abzuleiten, sollten ehemalige Überschwemmungsräume im Seevorgelände reaktiviert werden, während die Seebäder und Seezufahrten hochwassersicher gemacht werden“, so der WWF-Experte.