Nationalrat Maximilian Köllner: “Sport braucht Perspektiven!”
Seit Oktober 2019 sitzt der Illmitzer Maximilian Köllner (29) als einer der jüngsten Abgeordneten im Parlament. Dort engagiert sich der leidenschaftliche Sportler vor allem für die Themenbereiche Sport, Bildung und Tourismus.
Neun Burgenländer sitzen derzeit im heimischen Parlament. Einer davon ist Maximilian Köllner (SPÖ). Sein Aufstieg erfolgte rasch: Mit den sechstmeisten Vorzugsstimmen innerhalb der Bundespartei gelang dem damaligen Ortsparteivorsitzenden von Illmitz und Bezirksparteivorsitzenden von Neusiedl am See bei der Nationalratswahl 2019 der Durchbruch. Maximilian Köllner zog als Spitzenkandidat im Nordburgenland mit einem Mandat ins Parlament ein.
schau: Von Illmitz ins Parlament – wie waren die ersten eineinhalb Jahre im Nationalrat?
Maximilian Köllner: Es war und ist eine spannende Zeit. Es prasselt jeden einzelnen Tag viel Neues auf mich ein und ich bin froh und demütig, dass ich das Burgenland im Hohen Haus vertreten darf. In Wien bewegt man sich schon auf einem rutschigeren Parkett als in der Bezirkspolitik. Aber ich habe mich gut eingelebt und habe mir mein Standing verschafft.
Gutes Stichwort: Man hört, Sie hätten sich auch schon gegen die Klublinie gestellt. Stimmt das?
Maximilian Köllner: Das ist richtig. Da ging es kürzlich um Corona und die Frage des „Freitestens“ und „Reintestens“. Und mein Gefühl war, dass die Bevölkerung diese indirekten Zwänge nicht will. Das ging sich für mich nicht aus. Für mich ist Glaubwürdigkeit in der Politik das höchste Gut. Und das widersprach einfach meinem Credo. Deshalb nutzte ich mein freies Mandat, was mir nicht nur Zuspruch einbrachte (schmunzelt). Aber so ist die Parlamentsarbeit, am Ende zählt der Beschluss.
Die Teststrategie, die jetzt gefahren wird, ist ja ein viel diskutiertes Thema. Das betrifft ja nicht „nur“ Frisöre, Gastronomie und Kultur. Auch die Schulen waren lange in einer schwierigen Situation. Nun ist Schulsport für die Kinder wieder möglich. Eine richtige Entscheidung?
Maximilian Köllner: Absolut! Das ist eine schon lange Zeit geäußerte Forderung von mir. Ich habe selbst 20 Jahre lang Fußball gespielt und bin noch heute passionierter Sportler, radel gerne um den See, laufe, wenn es die Zeit zulässt, und würde gerne wieder ins Fitnesscenter gehen. Bewegung ist unheimlich wichtig für mich und für die Menschen. Und vor allem für den Nachwuchs. Und deshalb stehe ich auch so dahinter, dass Kinder, die jetzt monatelang isoliert waren, endlich wieder die Möglichkeit bekommen, sich in der Schule oder in Vereinen körperlich zu betätigen.
Mehr Bewegung in Schulen steht ja schon lange auf Ihrer Agenda …
Maximilian Köllner: Ja, es gibt Statistiken, dass schon vor Corona rund ein Drittel unserer Volksschulkinder Übergewicht hatte und ein Großteil der Kinder zu inaktiv war. Und das hat sich durch die Einschränkungen der Pandemie sicher nicht zum Positiven verändert. Da wird es Kinder geben, die nach Corona einfach nicht mehr in die Aktivität zurückfinden werden. Da muss man unbedingt (wieder) ansetzen. Die tägliche Bewegungseinheit in der Schule ist das Allerwichtigste für unsere Kinder und vor allem jetzt das Gebot der Stunde. Das ist das Thema, das mir schon vor Corona am wichtigsten war. Ich warne eindringlich vor den langfristigen Folgen, die wir – selbst wenn wir die Krankheit einmal gut im Griff haben sollten – erst viel später spüren werden. Der Schaden wird beträchtlich sein.
In Burgenlands Kindergärten und Schulen gibt es von den Sportdachverbänden zur Verfügung gestellte „Bewegungscoaches“.
Maximilian Köllner: Das Burgenland hat hier wichtige Pionierarbeit geleistet. Als nächster Schritt muss die tägliche Bewegungseinheit in den Lehrplan der Pflichtschulen. Dazu braucht es gute Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern, aber vor allem zwischen Bildungs-, Gesundheits- und Sportministerium, weil sich Bewegung und Sport ja in vielerlei Hinsicht positiv auswirkt. Nicht nur die Gesundheit, sondern auch die geistige Leistungsfähigkeit wird gestärkt. Investitionen in die Bewegung von Kindern rentieren sich auf lange Sicht, weil Krankheiten vermieden werden und sich das Gesundheitssystem dadurch hunderte Millionen Euro erspart. Leider wird oft zu kurzfristig gedacht.
Beim Breitensport schlagen Sie ähnliche Töne an, Stichwort Lockerungen, oder?
Maximilian Köllner: Das stimmt. Ich würde mir auch hier Regeln mit Hausverstand wünschen. Für mich ist es absolut unverständlich, warum die Einschränkungen den Sport betreffend nicht gelockert wurden. Ich frage mich: Hat der Sport, außer das Skifahren und die Seilbahnen, zu wenig Lobby? Anscheinend! Ich nenne das Politik auf Bestellung. Ob Fußball, Tennis oder andere – die Vereine haben ihre Hausaufgaben gemacht, haben Hygienekonzepte erarbeitet, stehen parat. Und trotzdem wurden und werden sie oft nicht einmal vertröstet. Ich sage, der Sport braucht eine klare Perspektive!
Was noch eine Perspektive benötigt, ist auch der Tourismusbereich. Das Burgenland hat im Vorjahr trotz Corona als Urlaubsland punkten können. Doch die letzten Monate waren hart. Jetzt wird eine Öffnung von vielen sehnlichst erwartet.
Maximilian Köllner: Unsere Idee mit dem Bonus-Ticket hat voll eingeschlagen. In meiner Gemeinde Illmitz gab es im Juli und August ein Nächtigungsplus von jeweils 12 %. Die Leute haben entdeckt, wie viel das Burgenland zu bieten hat. Nicht nur in Österreich, auch innerhalb des Bundeslands. Der Südburgenländer ist in den Norden gefahren und umgekehrt. Es ist auch hier an der Zeit, die Öffnung voranzutreiben. Wir brauchen auch hier ein Umdenken, denn es geht um Existenzen, die oft über Generationen gehen.
Warum hat die Regierungskoalition diese Teststrategie gewählt, wendet sie dann aber zum Beispiel bei Thermen, Hotels und Wirtshäusern nicht an? Wenn dann muss auch hier ein negativer Test gelten, damit der burgenländische Tourismus wieder geordnet hochfahren kann. Ein besonderes Anliegen sind mir im Tourismusbereich auch die Reisebüros, die ja trotz Lockdown offen halten mussten, aber keine Buchungen erhielten. Auch die brauchen endlich Unterstützung und Planungssicherheit. Jeder Arbeitsplatz, der in der Krise verloren geht, ist einer zu viel.
Wir danken für das Gespräch!