Martina Ebm: Robert Redford hat nie geantwortet!
Raus aus der Vorstadt, zurück in die Josefstadt: Schauspielerin Martina Ebm im Gespräch über Vorstadtweiber-Vorurteile, den richtigen Zeitpunkt und ihre beiden ersten großen Lieben.
Martina Ebm spielte schon früh Theater, so richtig berühmt wurde sie aber mit Sicherheit mit ihrer Rolle als Caro im Serienerfolg „Vorstadtweiber“. Caro ist zu Beginn mit Dr. Hadrian Melzer (Bernhard Schir) verheiratet, es ist seine zweite Ehe, Caro war seine Sekretärin, so weit, so Klischee. Doch Martina Ebm mag zwar zierlich wirken, mit Fragilität sollte man das allerdings keinesfalls verwechseln: Ihre Wirkung in der Rolle war dann doch sehr gewaltig. Inzwischen ist die vierte Staffel angelaufen, Caro ist von Hadi getrennt und neu verliebt, in Milo, gespielt von Murathan Muslu („Anna Fucking Molnar“).
„In Milo glaubt Caro den Richtigen gefunden zu haben, ihr altes Leben hinter sich lassen und ein neues Leben mit ihrer Tochter beginnen zu können … Mir als Martina ist es wahrscheinlich schwerer gefallen, mich vom Bernhard Schir zu verabschieden, als der Caro“, erklärt Ebm lachend. „Ich hab mit dem Bernhard so schöne Jahre verbracht in unserer Villa, mit dem tollen Porsche, also das war auch ganz nett, diese Drehtage.“ Definitiv ist Caro in der vierten Staffel eine spannendere Figur als in der ersten. Sie fand zurück zu ihrer weggegebenen kleinen Tochter, eine Sache, die sich zwar leicht in ein Drehbuch schreiben lässt, „aber es ist dann doch etwas anderes, wenn man es mit Muttergefühlen füllen kann“, so Ebm, die damals selbst Zwillinge bekommen hatte. Heuer kam das dritte gemeinsame Kind mit ihrem Lebensgefährten, dem Regisseur Umut Dağ („Risse im Beton“), zur Welt. „Das war mir damals total wichtig, dass die Sache mit dem Kind aufgearbeitet wird, auch weil ich dann auch welche hatte, konnte ich nachvollziehen, dass es natürlich viel mit einer Frau macht, wenn sie ein Kind hat, aber es nicht sehen kann.“
Heimatgefühle
So spannend spielte Ebm die Figur, so eigenständig, dass man sie tatsächlich gerne einmal ohne Mann an ihrer Seite gesehen hätte. „Ich glaube, dass Caro glaubt, einen Mann an ihrer Seite zu brauchen, um glücklich zu sein“, so Ebm. Und doch: „Ich verstehe nicht, warum man ihr immer einen Mann gibt, und wenn in der Serie kein Mann da ist, sind immer alle gleich ganz unglücklich.“ Aber Serien-Programm ist eben Programm.
Wird Ebms Lebensgefährte auch ständig gefragt, wie er Beruf und Kinder vereinbaren kann? „Ich kann mich nicht erinnern, dass das jemals Thema war. Aber wir beide, also er und ich, haben schon darüber gesprochen, dass das bei mir immer gefragt wird und bei ihm nie.“ Beim aktuellen Dreh der neuen beiden Folgen der Anwaltsreihe „Dennstein & Schwarz“ mit Maria Happel im Ausseerland in der Steiermark ist er jedenfalls dabei, „und das finden alle ganz toll, dass er auf die Kinder aufpasst“. Noch sind in Österreich die Maßstäbe bei der Kindererziehung eben sehr unterschiedlich. Eine Mutter, die sich kümmert, das ist normal. Direkt nach dem Mutterschutz geht es jedenfalls los, zwei Folgen, zwei Fälle werden gedreht. Ebm selbst stammt vom Mondsee, wo sie auch einen Zwischenstopp bei der Mutter einlegt. „Ich bin total gern hier. Mir gibt das Landleben schon so ein Heimatgefühl, obwohl ich mir gar nicht mehr vorstellen könnte, hier zu wohnen. Aber es ist schön, zurückkommen zu können, wenn man will.“
Shopping-Muffel
Über die Vorstadtweiber und die Drehs wurde viel geschrieben in den letzten Jahren. Was waren da laut Martina Ebm die größten Missverständnisse? „Dass wir alle Zicken am Set sind und zerstritten sind. Ich bin ja jetzt ausgestiegen, aber die vier Staffeln bis jetzt waren harmonisch, und wir verstehen uns alle gut. Aber wahrscheinlich hört man das nicht so gerne wie ,Zickenterror‘, das ist wahrscheinlich auch lustiger zu schreiben.“ Ist man versucht, am Set der doch sehr edel gekleideten „Vorstadtweiber“ das eine oder andere Kostüm nach Drehschluss mitzunehmen? „Ja. Ich liebe es. Das ist auch etwas, das mir wahnsinnig abgehen wird, dass ich im Nachhinein Kostüme kaufen kann, weil ich so ungern selbst einkaufen geh. Da geht jemand für mich einkaufen, das passt mir dann, und ich bin dann ganz erleichtert, wenn ich danach mit ein paar Fetzen nach Hause komm. Und Schuhen!“ Ja, gesteht sie, manchmal seien auch Sportschuhe dabei gewesen.

Martina Ebm kehrt nach der Serienpause zurück ans Theater in der Josefstadt – mit dem Stück “Geheimnis einer Unbekannten”, es basiert auf dem Stück “Brief einer Unbekannten” von Stefan Zweig. © www.picturedesk.com
Kennen wir uns?
Haben die „Vorstadtweiber“ Ebms Leben verändert? „Es war schon ein krasser Unterschied in der Wahrnehmung der Menschen auf der Straße. Was mir ganz oft passiert, ist, dass Menschen glauben, einen zu kennen, sie können aber oft nicht zuordnen, woher. Jemand dachte einmal, wir kennen uns von der Psychotherapie“, erzählt Ebm lachend. Muss man aufhören, wenn es am schönsten ist? „Ja, es war richtig so, ich bin überzeugt davon. Ich denke mit einem guten Gefühl zurück. Die Vorstadtweiber haben mir so geholfen, es war so eine schöne Zeit. Auch die Gerti Drassl ist damals gegangen, das war für mich traurig genug.“
Josefstadt, mon amour
Retour geht es bald ans Theater in der Josefstadt für die Christopher-Hampton-Fassung eines Textes von Stefan Zweig „Geheimnis einer Unbekannten“, frei nach „Brief einer Unbekannten“, dieser heftigen Liebesgeschichte, die mit kindlicher Verehrung beginnt und Jahre später die ganze Bandbreite zwischen unmöglicher Romantik und Obsession bespielt. Es geht um eine junge Frau, die jahrelang einen Mann verehrt. „Zuerst ist es einfach eine kindliche Liebe, die dann fast zu einer aufopfernden Liebe wird. Das Lustige ist, es war schon vorher eines meiner Lieblingsbücher. Ich konnte es zuerst gar nicht glauben, als man mich gefragt hat, ob ich das spielen will. Umso mehr freue ich mich, dass es auch das Stück ist, mit dem ich wieder zurückkomme. Dann noch dazu mit Christopher Hampton, den ich sehr liebe, ich habe ja schon einmal mit ihm arbeiten dürfen, das war echt wunderbar. Er ist ein richtiger Sir.“
Man hat ja als Kind schon so „Crushes“, Beinahe-Verliebtheiten, das kennt auch Martina Ebm. „Ich hab als kleines Kind Robert Redford Briefe geschrieben. Ich habe ihn auch nach Mondsee eingeladen. Ich war so verliebt in ihn! Er hat nie geantwortet. Aber das war eine ganz naive kindliche Liebe, die nichts Sexuelles mit sich gebracht hat, für eine väterliche Figur, die etwas ganz Besonderes ist. Zumindest ist das bei mir so bei Robert Redford. Auch in Rainhard Fendrich war ich sehr verliebt.“ Passiert das Ebm im Beruf noch gelegentlich? Von Kolleginnen oder Kollegen ehrfürchtig beeindruckt zu sein, zu „fangirlen“, wenn man so will? „Als ich mit den Vorstadtweibern angefangen hab, konnte ich das anfangs gar nicht fassen, ich war Hauptdarstellerin in einer Serie mit Maria Köstlinger, Gerti Drassl, Nina Proll, da wusste ich gar nicht, wie ich damit umgehen soll. Ich bin gern ins Theater gegangen, wenn jemand von ihnen gespielt hat, zum Beispiel die Gerti oder die Maria. Und dann auf einmal mit ihnen in einer Serie zu sein, das war schon etwas sehr Großes für mich, ich glaub, das hab ich ihnen gar nie so erzählt, den Mädels.“
Info
- Vorstadtweiber: Die vierte Staffel – und Martina Ebms letzte – läuft seit 16. September montags im ORF.
- Regie bei der vierten Staffel führten Mirjam Unger und Harald Sicheritz.
- „Geheimnis einer Unbekannten“ von Christopher Hampton nach Stefan Zweig hat am 12. März 2020 im Theater in der Josefstadt Premiere.