Klimafreundliches Künstler-Domizil

Kabarettist Herbert Steinböck hat aus einer uralten Bäckerei ein energieeffizientes Familiennest gemacht – und freut sich auf weitere Lösungen für umweltfreundliches Heizen und Kühlen. schau stellt einige davon vor.

Wer Herbert Steinböcks Haus in St. Andrä/Wördern in Niederösterreich betritt, erlebt eine Art Zeitreise: historische Bilder, liebevoll res­taurierte Möbel, dazwischen hat ein „Hund“ der futuristischen Art sein Platzerl. Der „PowerDog“ wacht über den Energiehaushalt des historischen Gebäudes. Das Display leuchtet bunt – und zeigt an, dass die Photovoltaikanlage gerade 1.700 Watt Sonnenstrom produziert. Die 28 Quadratmeter große Anlage ist südseitig ausgerichtet. „Um 13 Uhr ist High Noon, da produziere ich bei starker Sonne 3.700 Watt“, erklärt der Comedy-Star und zeigt stolz auf das Display. „Der PowerDog zeigt mir, wie viel Geld ich fürs Einspeisen bekomme und legt fest, ob eingespeist wird, ob wir mit Sonnenstrom die Waschmaschine betreiben oder die Sonnenenergie speichern.“

Speicherbatterie hat Herbert Steinböck noch keine: „Ich speichere den Sonnenstrom mittels Wärmepumpe als Warmwasser, da kann ich auch nach Sonnenuntergang damit duschen oder das ganze Haus heizen.“ Lieber früher als später will er sich eine Batterie für seinen selbst produzierten grünen Strom zulegen. Wie der Stand der Dinge in Sachen leistbarerer Stromspeichertechnik für den Privatgebrauch ist, weiß Haustechnikexperte Otto Wüger: „Die Speicher sind technisch sehr ausgereift und endlich auch erschwinglich. Da hat sich in den letzten Jahren sehr viel getan, ein Speicher für zu Hause zahlt sich mittlerweile aus“, so der Geschäftsführer von Haustechnik Wüger mit Sitz in Weiden am Neusiedler See. Förderungen helfen bei der Anschaffung.

Faktor Energieversorger

2020 wurden in Österreich laut Bundesverband PHOTOVOLTAIC AUSTRIA (PV Austria) mehr Photovoltaikanlagen errichtet als je zuvor: 341 Megawatt PV-Leistung wurden zugebaut, die österreichweit installierte PV-Leistung beträgt über 2 GWp. Damit werden insgesamt 3,6 Prozent der Stromnachfrage aus Photovoltaikanlagen gedeckt. Bis 2030 will sich Österreich zu hundert Prozent mit Ökostrom selbst versorgen. Die PV-Kapazitäten sollen auf 13 GWp erhöht werden. Eine wichtige Rolle bei der Energiewende kommt den Energieversorgern zu, diese wandeln sich von klassischen Lieferanten zu Energie-Partnern.

„Sehr viele Haushalte werden in nicht allzu ferner Zukunft ihren Energieverbrauch zum Teil mit Eigenproduktion abdecken, das ist günstiger und viel ökologischer“, ist man bei Energie Burgenland überzeugt. Preislich attraktive Angebote helfen dabei. So hat Energie Burgenland in drei Monaten Verträge für die Errichtung von mehr als 3.000 Paneelen mit Privatkunden fix abgeschlossen: Auf kleinere Dächer kommt „SonnenMax“, auf größere „SonnenMarie“. Neben dem Ausbau muss auch die intelligente Nutzung forciert werden. Ein Ansatz: Im vernetzten Kleingruppen-Verbund Sonnenstrom produzieren und verbrauchen. „Das Erneuerbaren Ausbaugesetz schafft die Möglichkeit, erneuerbare Energiegemeinschaften zu realisieren. Das wird kommen und sehr intensiv genutzt werden“, heißt es vonseiten der Energie Burgenland. Ob vor allem Nachbarn in Einfamilienhäusern, die Bewohner großvolumiger Wohnanlagen oder ganze Gemeinden den selbst produzierten Sonnenstrom gemeinsam verwenden, werde sich weisen – möglich ist ein breites Spektrum an Nutzungsszenarien.

Kühlen mit Sonnenkraft

Sommer mit Hitzerekorden und Tropennächten haben den Bedarf an Kühllösungen in den vergangenen Jahren stark steigen lassen. Eine Lösung, die eigenen vier Wände klimafreundlich zu kühlen: Wärmepumpen, die Wasser nicht nur zum Heizen erhitzen, sondern im Sommer auch abkühlen können. Die ­bestehende Fußbodenheizung wird dabei zum Kühlen verwendet, bei Bedarf helfen zusätzliche Kühlflächen in der Wand oder in der Decke. Wie sich das anfühlt? „Super. Diese Flächenkühlung ist viel angenehmer und gesünder als eine Klimaanlage“, meint Herbert Steinböck. In seinem Künstlerdomizil genießt er zu jeder Jahreszeit seine Wunschtemperatur – umweltfreundlich und ohne Klimaanlage.

Die „andere“ Erdwärme

Im Sommer kühlt Steinböck mit seinem Sonnenstrom Wasser ab, automatisch wird es in die Wandheizung gepumpt. „Wenn’s mich freut, kann ich mit dem Smartphone nachjustieren – egal, wo ich gerade bin“, sagt Steinböck. Technikfan ist er keiner. „Ob mein Handy grillen kann oder nicht, ist wurscht. Ich will nur, dass es deppensicher funktioniert.“ Schmunzelnd ergänzt er: „Aber ich beobachte die Entwicklungen am umweltfreundlichen Haustechniksektor sehr interessiert. Da tut sich wirklich viel.“ Das bestätigt Jürgen Klauser. Der Geschäftsführer der „Leistungsgruppe von Installateuren“ (LSI) meint: „Die Haustechnik ist die einzige Branche, die den automatisierten Klimaschutz bereits in unterschiedlichen Varianten breitenwirksam unter die Leute bringt.“

So werden, auch dank Förderungen wie dem „Raus aus Öl“-Bonus, Ölheizungen österreichweit in immer mehr Einfamilienhäusern durch Wärmepumpen oder Biomasseanlagen ersetzt. Sowohl bei Wärmepumpen als auch bei Biomasse stehen ­unterschiedliche Varianten zur Verfügung. Eine recht neue Lösung gibt es im Bereich der Erdwärme: Der Ringgrabenkollektor funktioniert prinzipiell wie der klassische Flächenkollektor. Wichtiger Unterschied: Er wird nicht zentral im Garten, sondern meist in einem 1,8 Meter breiten und bis zu 2,2 Meter tiefen Graben rund ums Haus verlegt. Die Verlegung lässt sich, anders als bei der klassischen Erdwärme, flexibel gestalten. Ideal, wenn man Baumbestand ausweichen oder Platz für einen Pool freihalten will. Deshalb passt ein Ringgrabenkollektor für so gut wie jedes Grundstück. Benötigte Technik im Haus: eine Erdwärmepumpe plus Fußbodenheizung.

„Langfristig günstiger“

„Im Neubau und bei Sanierungen ist für die allermeisten eine energieeffiziente, umweltfreundliche Heizlösung längst selbstverständlich“, weiß Klauser. Die Gründe liegen für ihn auf der Hand: „Das ist komfortabel und langfristig günstiger.“ Zudem sei es ein „gutes Gefühl, Geld in die eigenen vier Wände zu investieren und damit aktiv zur Energiewende beizutragen“. Das sieht auch Herbert Steinböck so – und zeigt auf das Dach seines Hauses. „Jössas, eine thermische Solaranlage zur Warmwassererzeugung hab ich ja auch. Die hätt‘ ich fast vergessen.“

Als Antwort auf die Frage, warum er sein Zuhause so konsequent mit Energie aus der Natur und ohne fossile Brennstoffe betreibt, erzählt er von der Geburt seiner Tochter Klara: „Als dieses Kind 2004 auf meiner Brust lag, dachte ich: Kann ich als einzelner, kleiner Herbert etwas tun, damit unsere Welt lebenswert bleibt?“ Er ist überzeugt: „Ja! Jeder Einzelne kann etwas zum Klimaschutz beitragen. Und gleichzeitig auch besser wohnen.“

Klima-Förderungen für Ihr Zuhause

Weniger Energie verbrauchen, auf teure fossile Brennstoffe verzichten: Förderaktionen helfen dabei.

Der „Raus aus Öl“-Bonus hilft beim Umstieg von fossilen Heizsystemen auf klimafreundliche Technologien (z. B. Biomasse, -Wärmepumpe). Förderhöhe: bis zu 5.000 Euro, begrenzt mit 35 % der förderungsfähigen Kosten. Beim „Sanierungsscheck“ werden thermische Sanierungsmaßnahmen an Gebäuden, die älter als 20 Jahre alt sind, gefördert. Förderhöhe inkl. Zuschlägen: max. 30 % der förderungsfähigen Investitionskosten.

www.umweltfoerderung.at

Infos über Förderungen für -Photovoltaikanlagen & -Speichersysteme gibt’s auf: pvaustria.at/forderungen

Biomasse

Welches System passt zu wem? Holzpellets sind vor allem im Privatbereich beliebt. Bei gleicher energetischer Vorratsmenge braucht man damit deutlich weniger Platz als bei Hackschnitzel oder Stückholz. Diese Varianten nutzen vor allem Waldbesitzer, Landwirte, Betriebe und Kommunen. Die Asche ist übrigens ein hervorragender Dünger. Moderne Biomassesysteme bieten viel Komfort inklusive smarter Steuerung und der Möglichkeit zur Fernwartung.

Wärmepumpen

Heizen und kühlen mit Energie aus der Natur und Strom. 

  • Luft-Wärmepumpen nehmen die Energie aus der Umgebungsluft – das funktioniert auch im kalten Winter. Günstig in der Anschaffung, aber nicht jedes Gerät arbeitet leise und effizient.
  • Erd-Wärmepumpen beziehen die Energie zum Heizen und Kühlen aus der Erde – das ist äußerst -effizient, zudem sind Erd-Wärmepumpen schöner und leiser als Luft-Wärmepumpen: Man hört und sieht sie nicht. Relativ neue Variante: der flexibel verlegbare Ringgrabenkollektor.
  • Grundwasser-Wärmepumpen
    erzeugen die Energie aus dem Grundwasser, dessen Spiegel man dazu mit einem Schluckbrunnen anheben muss. Sehr effizient, aber meist genehmigungspflichtig.