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24. April 2024
Familie

Kindergartenstart: Ein kleiner großer Schritt

Rote, grüne oder gelbe Gruppe? Hasen-, Schmetterlings- oder Bärenzeichen? Der Kindergartenstart gibt Kids und Eltern viele Fragen auf. Daher ist die Vorbereitung auf den neuen Lebensabschnitt ebenso wichtig wie die liebevolle Eingewöhnung.

Frau spielt auf kleinem Tisch mit bunter Knetmasse mit Kind. Im Hintergrund steht ein Bücherregal.
Der Einstieg in den Kindergarten sollte den Kleinsten so einfach wie möglich gemacht werden. © shutterstock

Es ist so weit: Für viele fängt die Schule wieder an – für die zweijährige Chiara bedeutet es den Kindergartenstart. Ihr großer Bruder Oliver hat diesen Schritt schon vor zwei Jahren gemacht und ist jetzt in der blauen Gruppe. Chiara wird in die grüne Gruppe kommen. Das ist für sie in Ordnung, denn diese Farbe mag ­Chiara sowieso viel lieber. Sie hat ­ihren großen Bruder schon öfter im Kindergarten besucht. Nun kommt auch ihr erster Tag und damit ihr erster eigener Schritt in Richtung „Groß-Werden“.

„Wenn ein Kind in den Kindergarten kommt, beginnt ein aufregender Lebensabschnitt für die ganze Familie. Das Kind betritt eine neue, noch nicht bekannte Welt, fernab seiner gewohnten und sicheren Umgebung. Doch auch für die Eltern ist das Übergeben des kleinen Lieblings in fremde Hände oftmals ein angstbehafteter und schwieriger Schritt. Die Transitionsforschung, das ist die Forschung von Übergängen, hat deutlich gemacht, wie wichtig die Begleitung sowohl der Kinder als auch der Eltern bei solchen Veränderungen ist“, meint Alexandra Fischer, ­Geschäftsführerin der Wiener Kinderfreunde, des größten privaten Kindergartenträgers in Wien. 

Deren Konzept zur sensiblen Eingewöhnung bezieht die Eltern stark mit ein und sieht auch das Kind als aktiven Teil der Eingewöhnung. Dabei sind zwei Faktoren besonders wichtig: Erstens die Entstehung einer Bildungspartnerschaft zwischen Erziehungsberechtigten und dem Kindergartenteam. Und zweitens die Zeit, die das Kind braucht, um eine sichere Bindung zu den neuen Bezugspersonen im Kindergarten aufzubauen. 

Kindergartenstart: Chiara kommt schnuppern

Idealerweise kommen die Kinder schon vor der Eingewöhnung schnuppern, um den Übergang im September zu vereinfachen. Auch Chiara war bei so einem Schnuppertag dabei, obwohl ihre Familie den Kindergarten schon kennt. Hierbei ist genug Zeit für ein erstes Kennenlernen, Antworten auf offene Fragen und den Austausch über die Gewohnheiten des Kindes. So kann im September, wenn es dann richtig losgeht, umso besser auf das Kind und seine Bedürfnisse eingegangen werden. In den ersten Tagen der Eingewöhnung ist wichtig, dass die Bezugsperson im Gruppenraum anwesend ist. Das Kind soll die Sicherheit haben, wann immer es nötig ist, auf die Vertrauensperson zurückzugreifen – also „einen sicheren Hafen haben“.

„Denn das Wichtigste in den ersten Lebensjahren des Kindes sind verlässliche, ihm liebevoll zugewandte Bindungspersonen. Ausgehend von einer guten Beziehung zu den Eltern mit sozialem Rückhalt und emotionalem Fundament, sind Kinder in der Lage, auch zu anderen Bezugspersonen eine gute Bindung aufzubauen und sich gut zu entwickeln. Denn ohne Bindung keine Bildung“, bestätigt Fischer. 

Chiaras Schildkröte

Elfi, die Pädagogin, tritt ganz spielerisch in ersten Kontakt mit Chiara und baut so langsam Vertrauen auf, während Chiaras Mama – wie zuvor besprochen – eher passiv bleibt. Chiara liebt Stifte in bunten Farben und so erkundet sie als Erstes den großen Kreativbereich in der grünen Gruppe. Das ist schon sehr mutig von ihr. Elfi zeigt ihr die neuen Fingerfarben, die sie gleich einmal gemeinsam ausprobieren. Chiaras Mama schaut zu. Einige Tage später werden kurze Trennungen geübt. Dabei ist es essenziell, das Kind darüber zu informieren, dass die Mama kurz den Raum verlässt. Das Kind soll sich niemals ohne Absprache „alleine gelassen“ fühlen. Begrüßungs- und Abschiedsrituale oder ein Kuscheltier von zu Hause können die Eingewöhnung unterstützen. Chiara hat ihre Stoffschildkröte Leo mitgenommen. Leo darf immer auf die größten Abenteuer mit. Sie gibt ihr viel Kraft und tröstet sie, wenn sie einmal ihr Zuhause vermisst.

Zeit ist das Zauberwort

Das Ziel ist, dass Chiara eine vertrauensvolle Bindung mit Elfi aufbaut und sich in der Gruppe sichtbar wohl und sicher fühlt. Es ist außerdem sehr wichtig, dass sie ihre Gefühle äußern darf und Trost und Zuwendung von den neu gewonnenen Bezugspersonen im Kindergarten bekommt. Das Zauberwort für diesen emotional herausfordernden Übergang lautet: Zeit.

Die Eltern bzw. die Bezugspersonen des Kindes sollten einige Wochen für die Eingewöhnung einplanen. Denn jedes Kind hat das Recht auf die individuelle Zeit, die es braucht, um Sicherheit zu gewinnen und Vertrauen und Zugehörigkeit zu erleben. Nur so kann eine gute Eingewöhnung gelingen. Ein gelungener und positiv erlebter Einstieg in die außerfamiliäre Betreuung ist auch deshalb so wichtig, weil es die prägende Erfahrung des Kindes mit einer Bildungsinstitution ist, auf die noch weitere wichtige Stationen folgen werden.

Unsere Tipps: Warum ist der gute Kindergartenstart so wichtig?

„Ein guter Übergang in den Kindergarten stärkt die Selbstkompetenz des Kindes und ist die Basis für viele weitere Entwicklungsschritte wie die Entwicklung der Selbstständigkeit, Gesundheitsbewusstsein, Konzentrationsfähigkeit, Umgang mit anderen Kindern, Selbstbehauptung in der Gruppe, gewaltfreies Lösen von Konflikten und vieles mehr“, sagt Alexandra Fischer, Elementarpädagogin und Geschäftsführerin der Wiener Kinderfreunde.

Infos

Freie Kindergartenplätze unter: kdg.hotline@wien.kinderfreunde.at
Tel. 01/401 25-20149