Karlheinz Kopf im Interview: Blick nach vorne
Die Corona-Pandemie hat die Wirtschaft auch hierzulande stark getroffen. schau hat mit einem Top-Experten darüber gesprochen: Karlheinz Kopf, Generalsekretär der Wirtschaftskammer, im Interview über Hilfestellungen für Unternehmen, Kurzarbeit und die Zukunft von Homeoffice-Lösungen.
COVID-19 hat unsere Wirtschaft zeitweise fast vollständig zum Erliegen gebracht. Welche Hilfestellungen braucht es jetzt für besonders betroffene Unternehmen?
Karlheinz Kopf: Die Regierung hat bereits ein umfassendes Maßnahmenpaket geschnürt, von der Kurzarbeit über den Härtefallfonds und Fixkostenzuschuss bis hin zu Steuerstundungen und einem Schutzschirm für die besonders betroffene Veranstaltungsbranche. Dabei handelt es sich um zielgerichtete, effektive Hilfen, die eine Perspektive bis Jahresende und darüber hinaus geben.
Auch die nun auf zwei Milliarden Euro aufgestockte Investitionsprämie wird die Erholung der Wirtschaft unterstützen. Denn wichtig sind jetzt Hilfestellungen, die uns den Blick wieder nach vorne richten lassen. Da und dort wird man möglicherweise noch weitere zielgerichtete Unterstützung brauchen.
Wichtig sind zudem Maßnahmen, um den Standort für die Zeit nach der Krise zu stärken. Da denke ich zum Beispiel an Entlastungen steuerlicher und bürokratischer Natur für unsere Betriebe.
Für die Veranstaltungswirtschaft gibt es einen ersten Hoffnungsschimmer in Form eines Schutzschirms in der Höhe von 300 Millionen Euro. Wie genau soll dieser Schirm funktionieren?
Karlheinz Kopf: Der Schutzschirm bringt den durch die COVID-Krise so hart getroffenen Unternehmen Sicherheit und eine Perspektive. Werden Veranstaltungen coronabedingt abgesagt, sollen nicht stornierbare Ausgaben, wie etwa die Miete für Hallen, Saaltechnik oder Personalkosten, ersetzt werden. Bei Einschränkungen für Veranstaltungen, zum Beispiel aufgrund reduzierter Gästezahl, sollen auch diese Kosten ersetzt werden. Die Hilfe können Veranstalter unabhängig von Rechtsform, Unternehmensgröße und -sitz in Anspruch nehmen. Die Beantragung soll laut Bundesregierung noch im November möglich sein.
Auch für die Jungen auf dem Arbeitsmarkt wird es in Zukunft herausfordernder. In der nächsten Phase der Corona-Kurzarbeit sollen auch Lehrlinge förderbar sein. Was sind die Voraussetzungen dafür?
Karlheinz Kopf: Schon mit Einführung der Corona-Kurzarbeit im März wurde erreicht, dass Lehrlinge in Krisenzeiten auch über Kurzarbeit förderbar sind. Bei der früheren Kurzarbeit, wie sie etwa in der Wirtschaftskrise 2008/2009 bei einigen Industriebetrieben zum Einsatz kam, ging das nicht. Diesmal haben wir uns mit den anderen Sozialpartnern darauf geeinigt, dass Kurzarbeit auch in der ab Oktober geltenden Phase drei für Lehrlinge möglich ist.
Voraussetzung dafür ist allerdings ein Nachweis über bestimmte Ausbildungszeiten. Konkret müssen mindestens 50 Prozent der Arbeitszeit im Kurzarbeitszeitraum für Ausbildung genutzt werden. Damit gibt es nun klare Vorgaben und eine praktikable Lösung, um die Ausbildung der jungen Leute sicherzustellen.
Stichwort neue Arbeitsformen: So wie es aussieht, dürfte das Thema Homeoffice gekommen sein, um zu bleiben. Welche Guidelines beziehungsweise Regeln werden dafür in Zukunft notwendig sein?
Karlheinz Kopf: Homeoffice hat während des Lockdowns gut funktioniert und tut es in vielen Betrieben nach wie vor. Diese Arbeitsform bietet zudem Vorteile wie höhere Mitarbeiterzufriedenheit oder bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Es gibt aber auch Risiken, etwa im Bereich Datenschutz und Datensicherheit oder Mehrkosten für die technische Infrastruktur. Hier sind klare Regeln und zum Beispiel auch steuerliche Absetzmöglichkeiten gefragt.
Gleichzeitig brauchen wir aber Flexibilität und weiterhin das Prinzip der Freiwilligkeit. Das heißt: Dort, wo Homeoffice von Unternehmen und Mitarbeitern gemeinsam gewünscht wird, gilt es, sie zu unterstützen. Dafür werden wir mit den anderen Sozialpartnern die Rahmenbedingungen schaffen.
Die Wirtschaft, das sind wir alle. Was kann jeder Einzelne tun, um jetzt heimische Unternehmen zu unterstützen?
Karlheinz Kopf: Sich die Konsumlaune nicht verderben lassen und vor allem bei österreichischen Unternehmen einkaufen. Das kommt in Form von Jobs, in Form von Steuerleistungen und vor allem in Form eines starken rot-weiß-roten Standorts wieder zurück. Trotz aller Herausforderungen und Schwierigkeiten müssen wir mit Zuversicht und Mut nach vorne blicken.
Vielen Dank für das Gespräch!