100 Jahre Wien
100 Jahre Wien
Ein Blick in die Vergangenheit

Jubiläumsfeier: 100 Jahre Wien

Am 10. November 1920 fand die erste Wiener Landtagssitzung statt. Im Rahmen eines kleinen Festakts wurde das Jubiläum 100 Jahre Wien kürzlich im Rathaus gefeiert. Denn in Anbetracht der schrecklichen Geschehnisse der vergangenen Wochen und Monate – ob Terroranschlag oder Corona – ist es umso wichtiger, als Stadt und als Gesellschaft zusammenzuhalten. Doch wie kam es überhaupt dazu, dass Wien zum eigenen Bundesland wurde? schau-Club nimmt Sie mit in die Vergangenheit und gibt Ihnen einen kurzen Rückblick in die Geschichte.

“Wie bedeutend eine starke Demokratie in unserer Gesellschaft ist, ist uns aufgrund der schrecklichen Ereignisse der vergangenen Tage schmerzlich bewusst geworden. Im Kampf gegen Hass und Terror bedarf es einer Gesellschaft, die über alle Partei- und Religionsgrenzen hinweg zusammenhält, und es bedarf eines parlamentarischen Systems, das Sicherheit und Frieden garantiert. Der Wiener Landtag und dessen Abgeordnete leisten dazu seit 100 Jahren einen wichtigen Beitrag.” Mit diesen Worten eröffnete Wiens Landtagspräsident Ernst Woller seine Festrede zum Jubiläum 100 Jahre Wien.

100 Jahre Wien – ein Blick zurück

Fast 650 Jahre lang regierten die Habsburger in Österreich. Nach dem Zerfall der Monarchie und der Gründung der Ersten Republik am 12. November 1918 wurde Österreich in demokratischer Form neu geordnet. Wien war jahrhundertelang Teil des Bundeslandes Niederösterreich gewesen. 1920 kam es schließlich zur Trennung von Wien und Niederösterreich, Wien wurde ein eigenständiges Bundesland.

Erster Wiener Landtag

Am 10. November 1920 trat der Wiener Gemeinderat erstmals als Wiener Landtag zusammen und beschloss unter Vorsitz von Robert Danneberg die neue Stadtverfassung, wie sie in den Grundzügen bis heute in Kraft ist: Der Wiener Bürgermeister amtiert auch als Wiener Landeshauptmann, die Stadträte bilden die Wiener Landesregierung und der Wiener Gemeinderat agiert als Wiener Landtag. Ein gleichlautender Trennungsbeschluss erfolgte gleichzeitig auch im Landtag von Niederösterreich.

Damit wurde die politische Basis dafür geschaffen, dass der Wiener Landtag eigenständig Politik machen und eigenständige Gesetze für das Land Wien beschließen konnte.

Erste Veränderungen im Bundesland Wien

“Der Erste Weltkrieg, die Spanische Grippe und das Nachkriegselend bildeten den dramatischen Hintergrund für die unvergleichliche politische, soziale und gesellschaftliche Entwicklung unserer Heimatstadt”, so Landeshauptmann und Bürgermeister Michael Ludwig in seiner Festrede. “Durch die längst überfällige Emanzipation Wiens von Niederösterreich wurde der Weg für ein einzigartiges Reformwerk in der Geschichte Wiens geebnet. Politiker wie die Bürgermeister Jakob Reumann und Karl Seitz, die Stadträte Hugo Breitner und Julius Tandler sowie der Schulreformer Otto Glöckel konnten so ein außergewöhnliches kommunales Experiment starten, das den sozialen Wohnbau sowie umfangreiche Reformen in der Sozial-, Gesundheits- und Bildungspolitik ermöglichte.” Ludwig wies auch auf die besondere Bedeutung der Wiener Stadtverfassung hin, die es der Opposition schon sehr frühzeitig erlaube, in politische Entscheidungen einbezogen zu werden.

Im Wiener Landtag wird Wien gemacht

Mit dem Beitritt Österreichs zur Europäischen Union haben die Bundesländer und damit die Landtage wichtige Aufgaben übernommen. So erklärt Landtagspräsident Woller, dass es bei einer fortschreitenden Entwicklung der europäischen Integration auch darum geht, ein Europa der Städte und Regionen zu bewahren und zu leben und damit die Europäische Union näher an die Bürger zu bringen. Die Landtage erfüllen hier im Sinne des Föderalismus und der Subsidiarität eine wichtige Aufgabe im politischen System der Europäischen Union. “Insgesamt agiert der Wiener Landtag aber vor allem im Interesse der Wienerinnen und Wiener und schafft mit seinen Gesetzen die Voraussetzungen für die Entwicklung unserer Stadt. Im Wiener Landtag wurde und wird sozusagen Wien gemacht”, erklärt Woller.

Vor 100 Jahren wurden Innovationen gesetzt, die unsere Hauptstadt heute noch positiv prägen. Die Geschichte, vor allem die beiden Faschismen des 20. Jahrhunderts, haben Wien zu einer toleranten, weltoffenen Stadt gemacht, die heute Wirtschaftsmotor unserer Republik und eine der lebenswertesten Städte der Welt ist. “Wir können mit gutem Grund stolz auf die vergangenen 100 Jahre blicken, aber vor allem können wir positiv in die Zukunft schauen”, so Landeshauptmann Ludwig abschließend.

Wiener Vorlesung online erleben

Die Wiener Vorlesung zum Thema “100 Jahre Wiener Landtag” ist seit 10. November online. Moderator Günter Kaindlstorfer spricht mit Eva Nowotny und Erhard Busek. Einfach anklicken und losgeht die Wien-Zeitreise.

Die Ausstellung “Reise durch die Zeit” des Wiener Stadt- und Landesarchivs sowie die Wienbibliothek im Rathaus, die ebenfalls eine Ausstellung mit dem Titel “Wien wird Bundesland. 100 Jahre Wiener Stadtverfassung und die Trennung von Niederösterreich” hat, ist aufgrund der aktuellen Covid-19-Maßnahmen nur bedingt geöffnet. Mehr Infos dazu finden Sie hier und mehr Infos zum Wiener Landtag hier.