×
25. April 2024
Wirtschaft Wohnen

Immobilienpreise stark gestiegen: Wird Wohnen zum Luxus?

Immobilienpreise und Baukosten haben Rekordhöhen erreicht. Wer kann sich das, vor allem in begehrten Regionen, noch leisten? Und zahlt sich das Eigenheim überhaupt noch aus? schau hat bei Experten nachgefragt.

Schwangere Frau und Mann tollen mit zwei Kindern auf grüner Rasenfläche vor einem einstöckigem weißen Haus mit Balkon und Terrasse.
Der Traum vom Eigenheim: Wunschvorstellung oder einfach möglich? © Getty Images

Ein eigenes Zuhause: Das ist für sehr viele in Österreich ein zentrales Lebensziel – allerdings sind die finanziellen Hürden auf dem Weg zum Eigenheim aufgrund der steigenden Immobilienpreise derzeit hoch. Man muss zwar nicht mit dem sprichwörtlichen „goldenen Löffel“ im Mund geboren sein, um sich diesen Traum ­erfüllen zu können, ein hilfreicher finanzieller Background wird beim Bauen oder Kaufen einer Immobilie aber zunehmend zum wichtigen Asset. Vor allem in begehrten Regionen spitzt sich die Lage zu. „Der Anteil der Normalverdiener, die sich – ohne Erbschaft – in Ballungsräumen Wohneigentum leisten können, ist praktisch bei null“, meint Thomas Ritt, Leiter der Abteilung Kommunalpolitik und Wohnen bei der Arbeiterkammer (AK). 

Preise und Einkommen

Laut Statistik Austria haben sich die Immobilienpreise für Wohnungen und Einfamilienhäuser seit 2010 beinahe verdoppelt. Die Gesamtbaukosten für den Wohnhaus- und Siedlungsbau haben um knapp 60 Prozent zugelegt. Die durchschnittlichen Einkommen können mit dieser Entwicklung nicht annähernd Schritt halten: Von 2010 bis 2021 ist das verfügbare Netto-Haushaltseinkommen um etwa 20 Prozent gestiegen. Inflation, erhöhte Energiepreise und Engpässe bei Baumaterialien verschärfen die Problematik zusätzlich. „Die Sorge um die Leistbarkeit von Wohneigentum, gerade für junge Familien, ist begründet“, meint Andreas Kaim, Vorstand der s Bausparkasse, die ab Juli den Vorsitz beim Bausparkassenver­band Österreich (BVO) innehat. Die durchschnittliche Darlehenssumme für Wohnbaukredite habe sich während der vergangenen zehn Jahre parallel zu den Preissteigerungen bei Wohnimmobilien entwickelt, so Kaim. Der Traum vom Eigenheim sei für die „breite Masse“ schwieriger zu verwirklichen – aber nicht unmöglich. Sein Tipp: „Besonders wichtig ist und bleibt, über genügend Eigenmittel zu verfügen.“ Je früher man mit dem Ansparen beginne, umso besser.

Geht sich das finanziell aus?

Wer jetzt eine Immobilie kaufen will und schon ein konkretes Objekt ins Auge gefasst hat, muss – oft relativ rasch – die Frage klären: Kann ich mir das überhaupt leisten? Online-Rechner helfen bei ­einer ersten Einschätzung der laufenden Darlehenskosten. Unter www.wohnglück-online.at, einem Tool der s Bausparkasse, findet man heraus, ob eine konkrete Immobilie zur persönlichen finanziellen „Schuhgröße“ passt oder nicht. Die monatliche Rate hängt von einigen Parametern ab, etwa der Höhe der Eigenmittel oder der Verzinsungsart. Andreas Kaim nennt ein Beispiel: „Aktuell wäre bei einer Darlehenssumme von 240.000 Euro bei einer Laufzeit von 25 Jahren mit einer monatlichen Rate von etwa 1.129 Euro zu rechnen.“ Ändern dürften sich bei Wohnbaukrediten die gesetzlichen Rahmenbedingungen: Voraussichtlich ab 1. Juli soll der Eigen­finanzierungsanteil mindestens 20 Prozent betragen. Die Laufzeit darf nicht länger als 35 Jahre sein, die Kreditrate darf maximal 40 Prozent des Haushaltsnettoeinkommens betragen. 

Bröckelt Mythos Betongold?

Eine eigene Immobilie gilt traditionell als relativ sichere Wertanlage. In den vergangenen Jahren haben niedrige Zinsen den Kauf zusätzlich attraktiv gemacht und damit die Immobilienpreise nach oben getrieben. „Da war es deutlich gewinnbringender, sein Geld in Betongold statt im Sparbuch anzulegen“, sagt Marcell Göttert, Ökonom bei der Agenda Austria. „Seit einiger Zeit nimmt aber die Überhitzung an den Immobilienmärkten zu. Die Mieten sind nicht so stark gestiegen wie die Immobilienpreise. Damit wird eine Amortisierung der hohen Kaufpreise durch die Mieten beziehungsweise die Mietersparnis immer schwieriger.“

Kommt nun eine Seitwärtsbewegung der Marktpreise – oder gar ein Abwärtstrend? „Steigen die Zinsen stark, werden etwa Investmentfonds den Markt verlassen. Dann könnten die Preise sinken“, meint Thomas Ritt. Eine Analyse des ­Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt: Betrachtet man die Kosten pro Quadratmeter, schnitten Käufer im Vergleich zu Mietern 2021 in allen deutschen Regionen besser ab. Doch nun steigen die Zinsen. Damit schwinden laut den Experten die Vorteile der Käufer. Besonders in teuren Städten. Ob es sich finanziell und ­hinsichtlich der Lebensqualität auszahlt, in ein Eigenheim zu investieren, hängt von mehreren Faktoren ab. Etwa davon, wie leicht man die benötigten Eigenmittel aufbringt und die fälligen Kreditraten stemmen kann. Es kommt auch darauf an, wo man wohnen will. In entlegeneren Regionen sind Immobilien und Baugrundstücke oft deutlich günstiger. Ebenfalls zunehmend begehrt: die Objekte von gemeinnützigen Wohnbauträgern.

Bröckelt Mythos Betongold?

Online-Tools geben einen ersten Eindruck zur Kreditrate.

Was ist meine Immobilie eigentlich wert?

Professionelle Sachverständige können diese Frage nachvollziehbar und faktenbasiert beantworten. Mit ihren Gutachten ist man juristisch auf der sicheren Seite und kann mit besseren Verkaufs-ergebnissen rechnen. Eine seriöse Bewertung kostet ab 500 Euro aufwärts.

Weitere Infos dazu.

Einen ersten Eindruck zum Wert können auch Online-Bewertungstools geben