Hans Peter Doskozil:
Hans Peter Doskozil:
Kultur für möglichst viele zugänglich machen

Hans Peter Doskozil: Kultur für möglichst viele zugänglich machen

Neben dem Fußball schlägt das Herz des burgenländischen Landeshauptmanns Hans Peter Doskozil vor allem für die Kultur. Daher hat er das Thema in seinem Verantwortungsbereich belassen – und damit zur Chefsache erklärt. Im Gespräch mit schau verrät er, was den sommerlichen Kulturbetrieb im Burgenland so besonders macht, wie Politik diesen Bereich unterstützen kann und warum Haydn dabei eine zentrale Rolle spielt.

schau: In den kommenden Monaten hat die Kultur im Burgenland wieder Hochsaison. Was macht den besonderen Reiz der sommerlichen Festivals aus?
Hans Peter DoskozilWas unsere Festivals besonders attraktiv macht, sind natürlich der Reiz und das Ambiente der jeweiligen Aufführungsorte, wenn man zum Beispiel an die Seefestspiele Mörbisch, an die Oper im Römersteinbruch, an die Schloss-Spiele Kobersdorfoder an die Burgspiele Güssing denkt. Und das kombiniert mehr sehr ­hoher künstlerischer Qualität und kultureller Vielfalt. Das macht den Festivalsommer, aber auch das Kulturland Burgenland insgesamt so besonders.

Als Landeshauptmann haben Sie die Kulturthemen in Ihrer Verantwortung belassen. Warum ist Ihnen dieser Bereich so wichtig? Zum einen ist Kultur natürlich von zentraler Bedeutung für die Identität eines Landes. Das gilt für alle Bereiche, von der Volkskultur über die Brauchtumspflege bis hin zu zeitgenössischer Kunst. Wir haben eine besondere sprachliche und kulturelle Vielfalt innerhalb des Landes, die sich auch aus der Grenzlage zu anderen Kulturen nährt. Ebenso schätze ich sehr die persönlichen Begegnungen mit Künstlerinnen und Künstlern, mit Kulturschaffenden, weil dieser Austausch oft erfrischend ist und neue Sichtweisen ­eröffnet. Kulturpolitisch ist mir auch wichtig, dass es vermehrt Kooperationen und Synergien gibt, damit die Zusammenarbeit im
Kulturbereich weiter verbessert werden kann.

Hand aufs Herz: Ankick oder Theaterpremiere? 
(Lacht) Kommt darauf an, ob auch die Farbe Grün im Spiel ist. Aber bei Fußball und Theater gibt es ja auch manche Überschneidungen.

Wie sieht Ihr persönlicher Kulturkonsum aus? 
Privat höre ich gerne Musik. Und die Termine, die ich als Kulturreferent wahrnehme, sehe ich ja nicht als lästige Pflicht. Ich mache das gerne. Ich finde es auch persönlich bereichernd, bei Ausstellungen, Premieren oder anderen Kulturveranstaltungen zu sein.

Dosko im Interview © Landesmedienservice Burgenland

Welchen Stellenwert hat die Kultur für die Marke Burgenland? 
Als Landeshauptmann will ich kluges Wachstum für das Burgenland. Das betrifft die Wirtschaft, Arbeitsplätze und die Bildung. Darum geht es auch bei der Biowende, die wir ­gestartet haben. Und dieses kluge Wachstum ist auch ein Kern der Marke Burgenland. Wenn wir von einer Marke Burgenland sprechen, dann ist Kultur ein zentraler Bestandteil. Das Burgenland definiert sich in einem hohen Ausmaß über die Kultur und wird auch außerhalb zunehmend als Kulturland wahrgenommen.

Sie stehen für einen „starken Sektor Staat“. Was bedeutet das für den Kulturbereich – mehr statt weniger fördern? 
Für mich ist klar, dass der Staat seine Aufgaben auch wahrzunehmen hat. Das sehe ich so in der Gesundheit oder im Sozialbereich. Bei der Pflege kann es nicht sein, dass Profit auf dem Rücken pflegebedürftiger Menschen gemacht wird. Hier hat es aus meiner Sicht, möglicherweise unter dem Druck wirtschaftsliberaler Kräfte, Fehlentwicklungen gegeben. Und was die Kultur betrifft, geht es in Summe nicht um mehr oder weniger Förderung. Es geht darum, dass effizient, richtig und sinnvoll gefördert wird, dass zum Beispiel auch die Zusammenarbeit im Kultursektor forciert wird. Ich sehe es schon auch als eine Aufgabe des Staats, breite kulturelle Angebote für die Bevölkerung zu schaffen und Kultur für möglichst viele zugänglich zu machen.

Welche Akzente können sie als Landeshauptmann im Kultur­bereich setzen? 
Wir können wirklich stolz darauf sein, wie sich das Kulturland Burgenland entwickelt hat. Gleichzeitig dürfen wir auch nicht aufhören, in der Kultur immer wieder neue Akzente zu setzen und neue Wege zu gehen. Wir haben die Kulturbetriebe Burgenland neu aufgestellt, über die Kulturförderung des Landes haben wir im Jahr rund 800 Förderanträge. Die vereinbarte Partnerschaft mit ­Esterházy und die Haydnstrategie, an der wir gemeinsam arbeiten, sind wichtige Schritte in die richtige Richtung. Und ich bin dafür, dass diese Zusammenarbeit auch künftig gepflegt wird.

Das Thema „Haydn“ soll im Burgenland auf komplett neue Beine gestellt werden. Was genau haben Sie vor? 
Bei dem Projekt „Haydnstrategie 2025“ handelt es sich um ein Projekt des Landes, mit dem Ziel, sämtliche Akteure in konzertanten, wissenschaftlichen, darstellenden, sammelnden und pädagogischen sowie (kultur-)touristischen und wirtschaftlichen Bereichen des Themenkomplexes Joseph Haydn im Burgenland zu koordinieren. Das Erbe Joseph Haydns soll als Teil der burgenländischen Identität in das Jahr 2025 gebracht werden. Aufgrund der Zusammenarbeit zwischen Land Burgenland und Esterhazy wird beim Herbstgold-Festival die Klassiksäule „Haydnfest“ gestärkt. Gebündelte Aktivitäten und Ressourcen sollen das Burgenland international mit Joseph Haydn verbinden sowie eine Besucher- und Umsatzsteigerung im Kulturtourismus und in der Wirtschaft bringen und durch die Pflege der Tradition rund um Joseph Haydn das gegenwärtige Kreativpotenzial der Kunstlandschaft des Burgenlands bereichern und beleben. Es geht um eine bewusste Weiterentwicklung unseres kulturellen Erbes, um Neues, Vielfältiges zu ermöglichen.

Vielen Dank für das Gespräch.