Gottfried Gusenbauer
Gottfried Gusenbauer
Direktor des Karikaturmuseum Krems

Gottfried Gusenbauer zur Corona-Krise: Kulturmacher im schau-Gespräch

Als Direktor des Karikaturmuseums Krems hat Gottfried Gusenbauer eigentlich viel zu lachen. In der derzeitigen Situation ist allerdings auch bei ihm Krisenmodus angesagt. schau hat mit ihm über die aktuelle Lage und seine Einschätzung gesprochen, denn „die Coronakrise bietet Karikaturist*innen auch neuen Stoff und ich denke, dass es da viele neue Karikaturen und Zeichnungen geben wird“.

Wie gehen Sie und Ihr Team mit der aktuellen Situation um?

Die Situation stellt für uns alle eine neue Herausforderung dar. Die gesundheitliche Vorsorge und Sicherheit unserer Besucher*innen und unserer Mitarbeiter*innen steht für uns im Vordergrund. Darum sind die Maßnahmen für eine Schließung des Museumsbetriebs verständlich und nachvollziehbar. Als Direktor bereitet man sich zwei bis drei Jahre auf eine Ausstellung vor, die Leihgaben werden in dieser Zeit ausgewählt, erste Vorgespräche werden mit Medienvertreter*innen geführt und dann bleibt die Eingangstür einfach verschlossen. Das tut weh! Abgesehen von den finanziellen Verlusten ist es auch für mich nicht einfach.

Mein Team und ich sind nun im Home-Office und es ist eigentlich sehr schön zu erleben, wie wir gemeinsam nach Alternativen zum regulären Ausstellungsbetrieb suchen. Wir arbeiten schon länger an digitalen Strategien, um unsere Inhalte zu vermitteln. Doch die digitalen Vermittlungskonzepte können nicht das Museum ersetzen, wo Besucher*innen vor den Originalen stehen können. Ein Original ist diesbezüglich nicht ersetzbar, die eigene Aura, die eine Zeichnung ausstrahlt, ist digital nicht wiederzugeben. Aber rund um die Objekte können interessante Geschichten erzählt werden. Daran arbeiten wir.

Die Kunstmeile Krems bietet im Gegensatz zu anderen Museen und Einrichtungen vor allem im Frühjahr und Sommer ein umfangreiches Angebot. Wie hart treffen Sie die gesetzten Maßnahmen der Bundesregierung gerade jetzt?

In Krems und der Wachau ist die Saison zwischen März und November die wichtigste, die Marillenblüte, der lange Sommer mit den Donauschifffahrten, die gastronomischen Betriebe und Heurigen mit ihren Weinfesten im Oktober sind jedes Jahr besondere Ereignisse in der Region. Darum schmerzt jeder Tag, wo wir nicht geöffnet haben. Es gibt viele Überlegungen, wie wir zumindest die finanziellen Verluste abfedern können. Da arbeiten wir sehr stark mit der Niederösterreichischen Kulturwirtschaft zusammen, die hier Maßnahmen setzt. Aber wir werden verstärkt unser Programm für die Wintermonate bewerben. Die Kunstmeile Krems hat auch in den Wintermonaten ein spannendes Kunst- und Kulturangebot.

Wie sind Ihre Einschätzungen und Prognosen für die Branche nach dieser Zeit?

Die Besucher*innen werden wieder zu uns zurückkommen. Kunst und Kultur ist eine Art Lebensmittel, ein unentbehrlicher Nährstoff, der für das Blühen und Gedeihen einer Gesellschaft mitverantwortlich ist. Wir werden auch die Zeit nach Corona reflektieren, denn es werden viele andere soziale Aspekte dann zum Tragen kommen. Die Coronakrise bietet Karikaturist/innen auch neuen Stoff und ich denke, dass es da viele neue Karikaturen und Zeichnungen geben wird. Gemeinsam mit dem Wilhelm Busch Museum in Hannover und dem Cartoonmuseum in Basel starten wir eine Initiative „Wir und das Vir“ und da kommen viele wichtige Zeichner*innen zu Wort, besser gesagt, sie sitzen schon an ihren Tischen und zeichnen an ihren satirischen Kunstwerken.

Als Alternative zum Museumsbesuch bieten Sie etwa bei der „Tu felix Austria…zeichne!“ -Ausstellung Podcasts und Audioguides an. Wie werden diese Maßnahmen angenommen?

Durch die neue Situation haben wir sehr rasch unser Ausstellungsangebot als Audiobeiträge im Podcast-Format bereitstellen können. Der Podcast zur Ausstellung Tu felix Austria … zeichne! 25 Jahre Österreich in der EU“ ist nicht nur spannend für Erwachsene, sondern kann auch Pädagog/innen dabei unterstützen, den Bildungsauftrag in Zeiten von E-Learning zu erfüllen.

In 32 Kapiteln werden die großen Themen der Ausstellung behandelt und einzelne Werke werden exemplarisch audiovisuell vorgestellt. Auch die Ausstellung Fix & Foxi XXL“ und die Klassiker aus dem Manfred Deix Archiv sind als Audiobeiträge auf unserer Website verfügbar.

Auch andere Institutionen auf der Kunstmeile Krems haben die Vermittlung in den digitalen Bereich gebracht. Die Kunsthalle Krems bietet eine geführte Videotour mit dem südafrikanischen Künstler Robin Rhode an und führt so die Besucher*innen durch die Ausstellung.

Vielen Dank für das Gespräch!

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