Das Interview zum Film:
Das Interview zum Film:
"Klammer – Chasing the Line"

Skistar Franz Klammer: Helden-Epos auf der Leinwand

Seit Februar dreht Andreas Schmied („Love Machine“) den Spielfilm „Klammer – Chasing the Line“ über den jungen Abfahrtsläufer, der bei den Olympischen Winterspielen 1976 für Furore sorgte. Und ja, eine Liebesgeschichte ist das auch. Eva und Franz Klammer im Interview über das eigene Leben als Kinofilm.

Ein Dienstagmorgen, der Treffpunkt ist online, schließlich haben wir eine Pandemie. Die Klammers haben sich Zeit genommen, geduldig meine wenig sportlichen Fragen zu beantworten. Meine Belohnung: ein Gespräch über frühe ­Kinoerlebnisse, das Zusammenwachsen als Paar und ein Lob der Unabhängigkeit. 

schau: Sie haben ja schon einige Filmprojekte abgelehnt. Was ist diesmal anders gelaufen?

Franz Klammer: Es geht eigentlich immer ums Drehbuch – so weit sind die vorhergehenden Projekte großteils gar nicht gekommen, ein Drehbuch hat uns gar nicht gefallen und so sind wir bei diesem Projekt gelandet. 

Ist es seltsam, die eigene private Liebesgeschichte in Drehbuchform zu sehen? Auch wenn das natürlich keine Doku ist, weckt das Erinnerungen?

Eva Klammer: Ja schon. Aber man hat nicht das Gefühl, dass das private Leben da jetzt ausgebreitet wird, weil’s ja doch auch ein bisschen anders war. Es ist kein Eingriff in die Privatsphäre. Es sind eigentlich sehr nette Erinnerungen, die man großteils vergessen hätte.

Franz Klammer: Und 1976 war das alles noch sehr, sehr taufrisch.

Die Outfits sind unglaublich, haben Sie so was noch auf dem Dachboden?

Franz Klammer: Ich konnte mich daran gar nicht mehr erinnern, das ist an mir eigentlich komplett vorbeigegangen.

Eva Klammer: Die eckigen Schuhe! Die komischen spitzen Krägen! Aber es stimmt schon ziemlich genau. Man muss bedenken, wie unglaublich lang das her ist. Ich hab noch wo so einen Mantel aus bemaltem Schaffell, die Kinder haben sich früher oft mit dem Gewand verkleidet. 

Ist es seltsam, wenn man Teil der Ikonografie eines Landes ist?

Franz Klammer: Ich hab mich dran gewöhnt, sagen wir so. Am Anfang wollt ich eigentlich nur Ski fahren. Und ich wollt nur das Rennen gewinnen. Was dann passiert ist, diese Eigendynamik, die das Ganze bekommen hat, das war ja alles nicht im Plan. Aber anscheinend ist die ganze Geschichte auch nach 45 Jahren immer noch aktuell.

Frau Klammer, haben Sie sich später gegen die „berufliche“ Zuschreibung „Die Frau vom Klammer“ verwehren müssen?

Eva Klammer: Die Frage hat sich mir gar nicht gestellt. Erstens war ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht seine Frau, wir haben erst später ­geheiratet. Ich hab nie das Gefühl gehabt, das ist mein Beruf oder mein Lebenssinn, das war nie so, dieses Etikett hat man mir auch nie so aufgedrückt. Ich hab immer das Gefühl gehabt, ich bin mein eigener Mensch, unabhängig davon. Weil das eine mit dem anderen ja nichts zu tun hat.

Franz Klammer: Das macht ja wahrscheinlich unsere Beziehung nach so vielen Jahren immer noch aus: Jeder ist sein eigener Mensch ­geblieben und der eine wurde vom anderen auch nicht vereinnahmt.

Eva Klammer: Ich bin früher oft ­gefragt worden, wie das so ist, wenn man mit dem Franz Klammer ver­heiratet ist. Ich hab immer gesagt, ich kann’s nicht sagen, weil ich nicht weiß, wie es mit wem anderen wär (lacht).

In den letzten zwölf Monaten hat man ja viel Zeit miteinander verbracht … 

Franz Klammer: Das stört uns beide nicht (er sagt natürlich „bade“), ganz im Gegenteil, das ist sehr, sehr angenehm.

Eva Klammer: Man hat ja sonst gar nicht so viel Zeit für die Familie. Mit einem kleinen Kind, Arbeiten und Homeschooling, das muss ein absoluter Horror sein. Aber wir haben es hier gemütlich. Wir verbringen Zeit mit den Enkeln.

Noch kennt man den Soundtrack des Films natürlich nicht – aber was war denn damals der Soundtrack Ihres Lebens?

Eva Klammer: Deiner ist immer noch die, wie heißen sie, die Oberkrainer (er lacht) und solche Sachen? Aber auch klassische Sachen.

Franz Klammer: Und die Eva war mehr so die Rolling Stones. 

Eva Klammer: Wenn man lang im Auto fährt, muss man abwechseln. 

Haben Sie dann einmal einen von den Rolling Stones kennengelernt? Mit so einem Gatten kommt man ja wohl eher mal auf eine Veranstaltung, wo einer davon zufällig auch anwesend ist.

Eva Klammer: Nein, ich nicht, ich bin ja bei diesen Veranstaltungen nie dabei.

Hab ich da eine falsche Vorstellung von Ihrem Jetset-Leben in den späten Siebzigerjahren?

Eva Klammer: Von meinem einmal auf jeden Fall. Bei seinem wird’s schon so stimmen (lacht).

Franz Klammer: Ich bin kein ­Konzertgeher. Kannst dich aber erinnern, wir haben ein sehr nettes Privatkonzert gehabt, mit dem Lyle Lovett nach einer Gala!

Schauen Sie sich gern Biopics an?

Franz Klammer: Ich hab mir den Film über den Niki Lauda angeschaut, „Rush“, das war ein super Film, auch den Le-Mans-Film, „Ford v Ferrari“.

Eva Klammer: Auch den Johnny-Cash-Film oder den über den Ray Charles. 

Und die Leut werden dann im Kino sitzen und Sie anschauen. 

Franz Klammer: Ich persönlich, ich schau mich nicht gern im Fernsehen an, das muss ich nicht haben. Wie es mir mit dem Film geht? Ich lass mich da überraschen. 

Waren Sie beim Dreh als Ski-Experte beteiligt? 

Franz Klammer: Nein, wir haben gute Leute gefunden, die Ski fahren, und sie haben, was Ski-Aufnahmen anbelangt, so ziemlich das beste ­Kameraduo derwischt, Xiaosu „Xax“ Han und Andreas Thalhammer. Die Aufnahmen am Patscherkofel sind gut gelaufen. Ich war leider mit meinem Knie behindert und hab auch nicht Ski fahren können. Und was noch dazu kam, die Einreise nach Tirol war auch nicht ganz so einfach (lacht) …

Vor ein paar Wochen gab’s einen Kommentar von Nicola Werdenigg, „Skifahren ist unsympathisch geworden“, da geht’s um Veränderungen des Skisports bei Kosten und auch, was die Umwelt betrifft.

Franz Klammer: Der Rennsport ist nicht unsympathisch und der Freizeitsport auch nicht. Skifahren war immer relativ teuer, aber Skifahren macht so viel Spaß, dass sich sehr viele Menschen sagen, das leiste ich mir, weil es einfach ein tolles Erlebnis ist. Aber ja, ein Liftticket kostet über 50 Euro. Wenn da eine ganze Familie unterwegs ist, mit Essen und allem Drum und Dran, da wird man schon zur Kassa gebeten. Das war aber damals auch so. Wir haben halt unsere Jause selber mitgenommen und die Ski als solche sind im Verhältnis zum Monatseinkommen sogar ein bisschen billiger geworden.

Haben die Kinder bei Ihnen Skifahren gelernt?

Franz Klammer: Ja, beide, sie wollten bei niemand anderem fahren. Die haben das Ganze easy genommen, das war nie ein Drill, das war dann auch ein Riesenspaß. Und die haben das relativ schnell heraußen gehabt, Skifahren ist ja im Grunde genommen nicht ganz so schwierig (lacht), die Kinder lernen das einfach von selber, da braucht man nicht viel dazusagen.

Gehen Sie oft ins Kino? Oder sitzen Sie eher auf der Couch und schauen online?

Eva Klammer: Ich geh wahnsinnig gern ins Kino, aber ich bin sogar jemand, der sehr gern allein ins Kino geht, ich lieb das Kino. Jetzt hab ich halt keine Gelegenheit, das zu machen, jetzt schau ich halt online.

Franz Klammer: Ich bin früher wahnsinnig viel ins Kino gegangen, wenn wir angereist sind, zu einem Weltcup-Rennen, bin ich früher nach Innsbruck gefahren – dort haben wir uns immer getroffen –, da hab ich am Tag drei Filme angeschaut, nicht einen. 

Hier in St. Oswald hat der Kriegsopferverband ein Wanderkino gehabt, jeden Freitag ist der gekommen und hat in einem Wirtshaussaal das Kino aufgebaut, da hab ich versucht, nicht einen Film auszulassen, das ist eh klar.

Was waren Filme, die Sie früh geprägt haben oder die Sie sich lang gemerkt haben? 

Eva Klammer: Mein erster Film in dieser Art, den ich gesehen hab als Kind mit unserem Kindermädel – da hat’s das gegeben, da durfte man am Schoß sitzen, ich war noch sehr klein. Und ich kann mich erinnern, dass ich immer gefragt hab, wann der Film anfangt, da war vorher immer die tönende Wochenschau. Das war „Die Mädels vom Immenhof“, das weiß ich noch und da ist ein Pony gestorben. Und wegen dieser Szene mit dem Pony habe ich monatelang jeden Abend zu heulen begonnen. Meine Mutter hat dann ­gesagt: Aus, Schluss, dann gibt’s kein Kino mehr. Das Nächste dann war „Moby Dick“, da hab ich mich auch schrecklich gefürchtet.

Franz Klammer: Mein erster Film war „Der gestiefelte Kater“.

Was würden Sie jetzt im Kino anschauen?

Eva Klammer: Ich liebe zum Beispiel diese ganzen englischen Filme. Das Letzte, was ich mir auf Netflix angeschaut hab, war „Die Ausgrabung“. Ich mag auch Komödien. Was ich nicht mag, sind so Horror­gschichten, wo die Erde bebt, „The Day After“, so was mag ich nicht.

Franz Klammer: Du schaust schon manchmal sehr langweilige Filme. Ich bin eher auf der Action-Seite. ­Komödien schau ich mir sehr gern an, also leider Gottes gibt’s solche nicht mehr, so was wie mit dem Matthau. Ich schau sehr gern Thriller an. Aber ich will mir keine Problemfilme anschauen, ich will ganz einfach unterhalten werden. Ich hoff, das gelingt unserem Film auch.

Vielen Dank für das Gespräch!