Ex-Skistar Michaela Kirchgasser am Abschlag
Als Skirennläuferin eroberte Michaela Kirchgasser (35) einst sieben WM-Medaillen für Österreich. Im Vorjahr kürte man die Salzburgerin zum Dancing Star und mit Ehemann Sebastian teilt sie die Leidenschaft für Golf, gutes Essen und edle Tröpferl – gerne auch im Burgenland.
schau: Was hast du zuletzt gemacht: getanzt, Golf gespielt oder einen guten Wein verkostet?
Michaela Kirchgasser: Am liebsten hätt ich ja alles zugleich gemacht (lacht). Tanzen tu ich ja daheim in der Küche. Läuft im Radio ein Lied, das ich bei Dancing Stars getanzt habe, dann probier ich weiterhin die Choreografie dazu. Aber halt allein, weil mein Mann Sebastian absolut kein Tänzer ist. Golf wiederum steht heuer erst in den Tagen nach unserem Gespräch (Anm.: Ende Februar) an. Bei uns in Salzburg liegt noch Schnee auf den Plätzen, deshalb -werden wir wohl einen Tagesausflug in tiefere Lagen unternehmen. Und den letzten guten Wein habe ich am vergangenen Wochenende getrunken. Mein Mann ist gelernter Sommelier und ein gutes Flascherl zu -einem feinen Essen hat bei uns -mittlerweile Tradition.
Welches der genannten schönen Dinge des Lebens beherrschst du am besten?
Michaela Kirchgasser: Ich würde mir nie anmaßen zu sagen, dass ich wirklich tanzen, golfen, geschweige denn professionell Wein verkosten kann, aber ich mach alle drei Dinge sehr, sehr gern. Für meine Verhältnisse ist alles in einem guten Rahmen, aber davon, dass ich wirklich wüsste, wie sich echte Profis in diesen Metiers fühlen, bin ich meilenweit entfernt.
Golf scheint am nächsten dran an deinem langjährigen Beruf, dem Skifahren. Ein Einzelsport, der nach viel Konzentration, Technik und einer klugen Materialwahl verlangt. Siehst du da ebenfalls Parallelen?
Michaela Kirchgasser: Extrem viele sogar! Golf habe ich auch schon während der letzten drei Jahre meiner Skikarriere gespielt und bemerkt, dass man beispielsweise auch dort Fehler sofort abhaken muss. Es bringt nix, wenn man es in einem Slalom nach einem Fehler mit Gewalt viel direkter und aggressiver versucht, genauso wie man am Golfplatz nicht verkrampft probieren soll, einen schlechten Schlag unbedingt gleich mit dem nächsten auszubessern. Da verhaust du meist nicht nur ein Loch, sondern gleich zwei, drei hintereinander. Golf hat mir geholfen, beim Skifahren cooler zu bleiben, besser mit Fehlern umzugehen und den Plan in meinem Kopf durchzuziehen.
Golfen ist ja auch eine der wenigen coronatauglichen Sportarten. Mit wem spielst du bevorzugt?
Michaela Kirchgasser: Natürlich mit meinem Mann, aber auch mit Ex-Skikolleginnen. Mit der Niki Hosp und der Gitti Obermoser habe ich einen sehr lässigen „Old Ski-Ladies Flight“. Aber mittlerweile kenne ich so viele nette Golf-Leute, dass ich weiß, es wird auf jeden Fall eine angenehme Runde. Es ist mir wirklich wichtig, dass ich meine Zeit am Platz mit netten und vor allem fairen Menschen verbringen kann.
Man hört, dass dein Handicap bei respektablen 18 liegt. Was ist die größte Herausforderung für dich?
Michaela Kirchgasser: Mich fasziniert, dass du für alles selbst verantwortlich bist. Es ist nie der Schläger, der Ball oder der Platz schuld, sondern immer nur du und dein Aufschwung. Aber zum Thema Herausforderung: Ich habe den Anspruch, nicht nur auf meinem Heimplatz coole Runden zu spielen, sondern will mein Handicap überall bringen, wo ich hinkomme. Dass mich die Gitti in ihr Meisterschaftsteam geholt hat, spornt mich natürlich auch an. Der Wettkampf dürft doch irgendwo drinnen stecken in mir (lacht)!
Aus heutiger Sicht: Hätte dich das Leben einer Golf-Proette ähnlich reizen können wie jenes der Skirennläuferin?
Michaela Kirchgasser: Schwierige Frage. Skifahren habe ich von Kindheit an betrieben und es war einfach „mein“ Sport. Natürlich hat mich auch Golf von Anfang an fasziniert, aber es ist etwas anderes, wenn du von vornherein weißt, dass du nicht dein Geld damit verdienen musst, sondern ein Sport einfach nur ein Hobby ist. Da ist eine schlechte Saison zwar ärgerlich, bleibt aber meist ohne Folgen. Beim Skifahren ist es bei mir aber lange Jahre um viel mehr, unter anderem um meine Existenz gegangen. Die Druck-Situation war also eine ganz andere.
Du bis Mitglied beim GC Radstadt, aber man hat dich etwa auch schon im Burgenland spielen gesehen. Woher die Connection?
Michaela Kirchgasser: Also am sehr schönen GC Donnerskirchen, der ja fast direkt am Neusiedler See liegt, habe ich an einem Charity-Turnier der von ehemaligen Teamkickern ins Leben gerufenen Initiative „Gofus“, die sich für benachteiligte Kinder einsetzt, teilgenommen. Und ein zweites Highlight im Burgenland ist für mich das legendäre „Cross Country Turnier“ in Deutschkreutz.
Aber in der burgenländischen Rotweingemeinde Deutschkreutz gibt es doch gar keinen Golfplatz?
Michaela Kirchgasser: Auf das bin ich auch erst draufgekommen, nachdem ich vor zwei Jahren mit dem bekannten Winzer Horst Gager über Wein und Golf geplaudert habe und er mich eingeladen hat. Neugierig, wie ich bin, habe ich den Golfplatz gegoogelt, aber keinen gefunden. Das Turnier wird nämlich auf einem „Naturplatz“ einfach mitten in den Weingärten ausgetragen – unglaublich lässig! Da hast du bei jedem der 18 Löcher einen Winzer, der seine Weine zum Verkosten hergibt. Und dazwischen spielst du zwischen den Reben Golf. Dafür brauchst weder einen Putter noch einen Driver. Das ist ein Event, das großartig aufgezogen ist und superviel Spaß macht. Beim nächsten Mal sind wir fix wieder dabei!
Wo liegen die Unterschiede zwischen echten Fairways in der pannonischen Tiefebene und deinen Stammplätzen daheim in Salzburg?
Michaela Kirchgasser: Bei uns geht weniger Wind und es ist viel hügeliger. In Donnerskirchen – übrigens ein total schöner Platz – ist es natürlich gleich einmal deutlich wärmer und trockener als in Salzburg. Dadurch sind die Greens und die Fairways länger feucht und die Bälle rollen deshalb langsamer.
Eine Weinkennerin wie du wird eventuell auch die Nähe zu vielfach ausgezeichneten Weinmachern schätzen, oder?
Michaela Kirchgasser: Das ist mir definitiv sehr positiv in Erinnerung! Die Winzer im Burgenland sind allesamt extrem freundlich, offen und sehr gesellig.
Klingt, als ob Kirchgassers ihre Freizeit auch nach der möglichst optimalen Kombination aus Golf und Gaumenfreude planen.
Michaela Kirchgasser: Eindeutig! Kirchgassers kann man häufig dort treffen, wo es einen schönen Golfplatz und ein gutes -Restaurant daneben gibt. Mit Kulinarik und Bewegung in der Natur – das kann auch eine Wanderung sein – erwischt man uns immer. Am liebsten sind uns da Kurztrips von zwei, drei Tagen. Und eine Woche Toskana planen wir auch möglichst jedes Jahr ein.
Apropos Toskana. Man weiß, dass du und dein Mann die Freude am stilvollen Genuss mittlerweile auch mit euren Freunden Anna und Manuel Veith teilt. Waren die beiden schwer „anzustecken“?
Michaela Kirchgasser: Ich glaub, da hat es nicht viel zum Anstecken gegeben, weil die beiden ja selber ein Hotel betreiben. Die Anna und ich kennen uns schon ewig. Die Männer haben sich zwar über uns kennengelernt, verstehen sich aber auch ohne uns ausgezeichnet. Heute fahren wir extrem gern zu viert weg, zum Beispiel in die Toskana. Dabei haben wir auch versucht, sie mit dem Golf-Virus anzustecken. Beim Manuel hat’s funktioniert, bei der Anna müssen wir noch ein bisserl schauen …
Aktuell muss die angehende Mama Anna Veith wohl sowieso nicht nur beim Golfen, sondern auch beim Weinverkosten pausieren. Haben die Veiths euch eigentlich in Sachen „Nachwuchs“ inspirieren können?
Michaela Kirchgasser: Da braucht man uns nicht inspirieren, da sind wir bei der Planung und allem anderen voll dabei. Natürlich wünschen wir uns unbedingt Kinder, haben aber einfach noch nicht das nötige Glück gehabt.
Zum Finale die logische Frage: Was wirst du als Nächstes tun: tanzen, golfen oder einen guten Wein verkosten?
Michaela Kirchgasser: Es ist Freitagnachmittag, das heißt, es wird der gute Wein (lacht)!
Könnt’s auch ein Burgenländer werden?
Michaela Kirchgasser: Durchaus, vielleicht ein Blaufränkischer oder auch Horstl Gagers Cabernet Franc, das ist definitiv die Weinsorte, die mir am besten schmeckt.
Vielen Dank für das Gespräch!