Burgenland-Tourismus
Burgenland-Tourismus
fordert Restart im März

Didi Tunkel: “Wir wollen ab 1. März wieder aufsperren”

Im Sommerhalbjahr 2020 verzeichnete das Burgenland die höchste Bettenauslastung Österreichs. Trotzdem kommt bei Burgenland-Tourismus-Geschäftsführer Didi Tunkel die Freude nur verhalten an. Coronabedingte Schließungen stellen die Betriebe vor immer neue Herausforderungen. Tunkel will rasch wieder aufsperren. 

Sie sind seit September 2020, also mitten in der Corona-Krise, Geschäftsführer des Burgenland Tourismus. Wie hat Corona den Start in Ihre neue Aufgabe beeinflusst?

Didi Tunkel: Die Pandemie und die damit verbundenen Regelungen haben uns alle sehr gefordert. Deshalb war es mir wichtig, rasch ein effizientes Team zu finden, damit Schwerpunkte im Bereich der IT und im Marketing schnell zum Tragen kommen. Gemeinsam mit Markus Pfeffer als neuem Marketingleiter des Burgenland Tourismus heißt es jetzt, in vielerlei Hinsicht umzudenken.

Das neue Tourismusgesetz des Burgenlands blieb nicht ohne Kritik. Wo liegt der Vorteil für den Tourismus im Land?

Didi Tunkel: Mit dem neuen Tourismusgesetz bündeln wir die Kräfte und können schlagkräftiger werden. Das heißt, es gibt eine geringere Anzahl von regionalen Verbänden, konkret wird von 15 auf drei reduziert. Die Zusammenlegung der Tourismusverbände ist wichtig, weil überregional geplant werden kann und die Mittel besser eingesetzt werden können. Die Gemeinden selbst verlieren kein Geld. Sie haben vorher 20 Prozent von den Ortstaxen und 50 Prozent vom Tourismusbeitrag bekommen und das bekommen sie auch weiterhin. Die derzeit Beschäftigten bleiben beschäftigt, die Besonderheiten und Regionalität vom Nord- über das Mittel- bis ins Südburgenland werden stärker betont.

Wie geht es dem burgenländischen Tourismus nach einem Jahr Corona?

Didi Tunkel: Die Österreicherinnen und Österreicher haben das Burgenland noch mehr für sich entdeckt. Das ist das wenige Gute an der Krise. Auch dank gezielter Maßnahmen wie dem Bonusticket und der Corona-Kasko konnten wir das Beste aus der Situation machen. Aber richtig freuen kann man sich darüber angesichts der Gesamtsituation freilich nicht. Unser Konzept, als Reaktion auf die eingeschränkte Reisefreiheit, das Burgenland als Urlaubsland vor der Haustür noch besser zu betonen, ist aufgegangen. Auch das Bonusticket und die Corona-Kasko sind eine Erfolgsgeschichte. Die Corona-Kasko gibt zusätzliche Sicherheit und das Bonusticket animiert zum Urlaub im Burgenland. Für alle Erwachsenen und Jugendlichen, die den vollen Unterkunftspreis bezahlen, gibt es für einen Aufenthalt von mindestens drei Nächten in einem teilnehmenden burgenländischen Beherbergungsbetrieb einen Rabatt von 75 Euro pro Person.

Gemeinsam mit dem Land Burgenland wurde entschieden, die Aktion bis zum Ende der Osterferien am 5. April 2021 zu verlängern. Darüber hinaus gilt bis 30. April für alle Gäste weiterhin die „Corona-Storno-Versicherung“, die eine kostenlose Stornierung bzw. eine Kostenübernahme im Falle einer Corona-Erkrankung, einer behördlich angeordneten Quarantäne kurz vor Reiseantritt oder einer Ansteckung am Urlaubsort umfasst. Unkompliziert, schnell und ganz ohne Bürokratie – kundenfreundlich, wie das Burgenland überhaupt.

Nach dem neuerlichen Lockdown am Jahresanfang gab es leichte Lockerungen, allerdings nicht für Gastronomie und Hotellerie. Wie kann oder soll es Ihrer Meinung nach weitergehen?

Didi Tunkel: Meine Meinung: unter dem Motto „aufsperren und aufpassen“ am 1. März 2021 öffnen – mit entsprechenden Sicherheits- und Präventionskonzepten. Die Touristiker haben die Hausaufgaben gemacht, in den Schubladen liegen professionell ausgearbeitete COVID-Sicherheits- und Präventionskonzepte, die ein Öffnen unserer Betriebe mit Augenmaß ermöglichen. Wir brauchen die Öffnung am 1. März. Die burgenländischen Betriebe sind bestens gerüstet.

Sie waren drei Jahrzehnte erfolgreich in der Privatwirtschaft tätig und sehen die Probleme der Tourismusbetriebe auch aus der Perspektive des Unternehmers. Wo liegen die größten Belastungen?

Didi Tunkel: Beim Thema Umsatzausgleich fällt es mir schwer, ruhig zu bleiben. Den Betrieben geht das Geld aus. Selbst wenn die Betriebe am 1. März öffnen dürfen, kommt das vielleicht schon zu spät, einen weiteren Monat übersteht der eine oder andere Betrieb möglicherweise nicht. Kein einziger der Leitbetriebe vom Süd- bis zum Nordburgenland hat bisher den gesamten vom Bund in Aussicht gestellten Umsatzersatz bekommen. Dafür fehlt mir das Verständnis. Ich fordere keine Erklärung, ich fordere die Auszahlung der zugesagten Unterstützungsgelder. Es geht um Liquidität und das Überleben in der Branche.

Leidtragende der Krise sind nicht nur die Unternehmen. Wie sieht es bei den Mitarbeitern im Tourismusbereich aus?

Didi Tunkel: Belastend in der Corona-Krise ist auch die psychische Situation für die Gastgeber und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die seit Monaten zur Untätigkeit gezwungen sind. Wir merken, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Freude am Job im Tourismus verlieren. Bisher gibt es nur vereinzelte Jobwechsel, weil viele in Kurzarbeit sind und natürlich nicht kündigen. Aber ich bin sicher, dass wir wertvolle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verlieren werden, wenn die Wirtschaft in allen Bereichen wieder Fahrt aufnimmt und Arbeitskräfte gesucht werden. Der Frust ist immens. Jede herzliche Gastgeberin, jeder herzliche Gastgeber, die uns verloren gehen, ist ein herber Verlust.

Mit dem Frühjahr beginnt wieder die Zeit der Tagesausflüge und Kurzurlaube. Auch Urlaube werden – wenn auch mit Vorsicht – geplant. Was erwartet die Gäste im Burgenland?

Didi Tunkel: Der vergangene Sommer hat einmal mehr gezeigt, wie attraktiv das Burgenland als Urlaubsland ist. Da wollen wir auch für das heurige Jahr anschließen. An den Kampagnen für Frühling und Sommer feilen wir gerade noch. Die touristische Tradition, unser wunderschönes Land, die Herzlichkeit, die Beherbergungsstrukturen und auch die attraktiven, weitläufigen Sportmöglichkeiten wie Radfahren, aber auch die Wellnessangebote sind beste Voraussetzungen für einen gelungenen Tourismus-Sommer. Die hervorragende Kulinarik und der ausgezeichnete Wein steigern darüber hinaus noch mehr die Attraktivität für einen Urlaub im Burgenland. Das Jahr 2021 wird stark vom Jubiläum „100 Jahre Burgenland“ geprägt sein. Wir hoffen, dass viele Menschen ins Land kommen, um mit uns zu „feiern“. Mein Team und ich schauen mit Zuversicht auf die Sommersaison.

Vielen Dank für das Gespräch.