Weihnachten wie früher?
Weihnachten wie früher?
Burgenländische Bräuche

Damals wie heute: Brauchtum rund um Weihnachten

Weihnachten 2020 steht vor der Tür! Aufgrund von Corona wird es etwas anders, als wir es gewohnt sind. Fest steht aber: Wir wollen und werden Weihnachten genießen! Wie war das früher – damals im Burgenland, als es weder Fernsehen noch Telefon gab und Besuche über weite Strecken hinweg nicht möglich waren? Altes burgenländisches Brauchtum – oft nur mündlich von Generation zu Generation überliefert – hatte damals die Weihnachtszeit geprägt und vielleicht lebt einiges davon heuer wieder auf.

Brauchtum 1: Frauentragen | Herbergsuche

Bei diesem Brauchtum wird an die Heilige Familie erinnert: Vergeblich suchte sie in Bethlehem nach einer Herberge. Früher wurde die Szene mancherorts sogar nachgespielt. Heute kennen wir, dass ein Bild oder eine Muttergottes-Statue von Familie zu Familie gebracht wird. Die Übergabe ist mit einer kurzen Adventfeier verbunden. Bei Tee und Keksen lässt man den Abend gemütlich ausklingen.

Brauchtum 2: Räuchern | Raunächte

Die Tage um den Jahreswechsel werden auch als Raunächte bezeichnet. Diesen Namen verdanken sie dem Räuchern mit Baumharzen und Pflanzen. Als die vier wichtigsten gelten die Thomasnacht (21. 12.), die Christnacht (24. 12.), die Silvesternacht (31. 12.) und die Dreikönigsnacht (5. 1.). Das Räuchern ist ein schöner Brauch, in dem es vor allem darum geht, das alte Jahr mit einem Dank loszulassen und das neue mit Segenswünschen zu begrüßen.

Brauchtum 3: 26. 12. | Steffel und Lutzel

In der St. Stephansnacht, der Steffelnacht, kommen der Steffel und die Lutzel. Das sind ein Bursche und ein Mädel. Der Steffel hat einen langen Rock, ein paar Ruten und eine Kette. Die Lutzel ist als altes Weib verkleidet, hat ein langes Messer und ein Sackl mit Salz. Sie erschrecken die Kinder. Die müssen beten, dann fragt der Steffel, ob sie brav oder schlimm waren, und die Mutter gibt Antwort. Der Steffel gibt der Mutter eine Rute und sagt den Kindern, sie sollen brav sein, sonst werde er in der Nacht wiederkommen.

Brauchtum 4: 28. 12. | „Aufkindeln“

Am Tag der unschuldigen Kinder ziehen diese schnalzend mit einer geflochtenen Weidenrute von Haus zu Haus und wünschen ein gutes, glückliches sowie gesundes neues Jahr. Bei diesem sogenannten „Heische-Brauch“ wird etwas erbeten. Früher waren es Naturalien, vor ­allem etwas zu essen, später war es dann auch Geld. Viele ältere Personen erwarten schon die Kinder, um in ein gutes neues Jahr starten zu können. Wenn sie Nüsse und Geld bekommen haben, ziehen sie weiter.

Brauchtum 5: 5. und 6. 1. | Das Pudlweibl (Pudlmuata)

In der letzten Raunacht vom 5. auf den 6. Jänner zieht die Pudlmuata von Haus zu Haus. Am Abend des Dreikönigstags wird der Christbaum abgeschmückt und dann versammeln sich alle in der Stube und ­erwarten die Pudlmuata bzw. das Pudlweibl. Mit Glockengeläut kommt das als Pudlweibl verkleidete Mädchen zur Tür herein. Es trägt einen alten Kittel, eine altmodische Jacke und ein Kopftuch, das tief ins Gesicht gezogen ist. Darüber hat sie noch ein durchsichtiges Tuch. Das Wichtigste aber ist die große Schürze, die voll mit guten Sachen ist: Lebkuchen, Süßigkeiten, Nüsse, Äpfel, in denen ein paar Geldstücke stecken, und Rübenpitzel, das sind würfelig geschnittene Rüben.

Wenn das Weibl die Tür aufmacht, schreit es „pi-pi“ und streut alles aus – und immer wieder lockt es mit „pi-pi“. Die Kinder heben die Sachen vom Boden auf und schauen, was jedes erwischt hat. Diese Nacht nennt man die Pudlnacht. Der Name kommt von der gebückten Haltung des alten Weibleins, das sehr gebückt oder eben „pudelnd“ um die Häuser zieht. Mit einem tief ins Gesicht gezogenen Kopftuch will die „Gestalt der Finsternis“ unerkannt bleiben.

Brauchtum 6: Lange Tradition des Faschings

In der „fünften Jahreszeit“ ist es ­Tradition, ausgelassen zu feiern. Ein alter Brauch, der in vielen Gemeinden des Burgenlands im Fasching gepflegt wird, ist das Blochziehen. Eine Hochzeitszeremonie wird symbolisiert, wenn es im Dorf im abgelaufenen Jahr keine Hochzeit gab. Bei diesem Straf- oder Schandbrauch müssen die unverheirateten Mädchen und Burschen einen Baum – die Waldbraut – durch das Dorf ziehen.

Brauchtum 7: Verkleidung zum Fasching

Verkleidungen sind im Burgenland aus Klosterakten schon seit dem 16. Jahrhundert bekannt. Ein wesentlicher Grundstein des Faschings ist die Umkehr der sozialen Ordnung. Im Fasching darf der Unterprivilegierte der Obrigkeit seine Meinung sagen – was sich in den Büttenreden der Faschings- und Karnevalsveranstaltungen erhalten hat. Das Gassenspringen wird im Bezirk Oberpullendorf gepflegt. Die Burschen ziehen dabei mit musikalischer Begleitung auf den Platz vor dem Dorfwirtshaus. Sie tragen den Burschenstock mit sich – um diesen herum wird dann das Gassenspringen veranstaltet. In Ritzing wird dieser Brauch seit 156 Jahren aufrechterhalten.