Christine Reiler: „Mein erstes Wort war Blume“
Eine verlorene Wette brachte alles ins Rollen. Aus diesem Grund stellte sich Christine Reiler (37) 2007 der Wahl zur Miss Austria und holte prompt den Titel. Nach einem Ausflug in die Welt der Stars und Sternchen schloss sie ihr Medizinstudium ab und ordiniert heute im ORF. Ihre Leidenschaft: die Heilkraft der Pflanzen. schau traf sich mit Christine Reiler zum Interview:
Mama, Model, Medizinerin: Christine Reiler füllt alle Rollen mit Bravour aus. Im März feierte ihr Sohn seinen zweiten Geburtstag und ist der ganze Stolz der Working Mum. Flexibles Zeitmanagement dominiert ihren Alltag. Seit Mai letzten Jahres präsentiert die ehemalige Miss Austria im ORF die Sendung „Bewusst gesund“ und pendelt daher regelmäßig zwischen dem Familiendomizil in Salzburg und der Bundeshauptstadt. „Ohne meine Familie und die Familie meines Mannes wäre ich ziemlich verloren. Es ist alles eine logistische Herausforderung und eine Frage der Einteilung“, sagt Reiler. „Ich genieße es, alles zwei, drei Wochen aus den Bergen in die Stadt zu kommen. Diesen Luxus kann ich mir jetzt gönnen, so lange, bis der Kleine in die Schule kommt.“
Tanzend zur eigenen Sendung
Mit der Sendungsmoderation ist für Reiler ein großer Traum in Erfüllung gegangen. 2008 fegte sie bei „Dancing Stars“ übers Parkett. Obwohl nach vier Sendungen Schluss war, legte sie dort den Grundstein für die weitere
TV-Karriere. „Ich habe Alexander Hofer vom ORF damals erzählt, dass ich wahnsinnig gerne einmal eine Gesundheitssendung machen würde. Der hat sich das all die Jahre gemerkt und an mich gedacht, was ich ihm sehr hoch anrechne und wofür ich auch sehr dankbar bin“, erzählt Reiler.
Mittlerweile ordiniert Frau Dr. Reiler mehrmals die Woche am TV-Schirm. „Seit zwei Jahren mache ich jetzt meine Beiträge in ,Guten Morgen Österreich‘ und seit einem Jahr ,Bewusst gesund‘. Ricarda Reinisch hat die Sendung seinerzeit gegründet und auch alles geleitet. Man hat mich dann zum Casting eingeladen. Ich habe ein ganz tolles Team und es ist eine sehr spannende neue Aufgabe. Ich finde diese Abwechslung so grenzgenial. Im Frühstücksfernsehen habe ich natürlich die Möglichkeit, alles ein bisserl lockerer und jugendlicher zu gestalten. Die Reportagen am Mittwoch sind immer sehr medizinisch. Wir berichten, was es an neuen Entwicklungen in der Medizin gibt. Außerdem treffe ich sehr viel spannende Experten und teilweise auch Koryphäen auf ihrem Gebiet, was wirklich auch sehr interessant ist. Der Samstag ist so dieses breite Spektrum, für alle irgendwie. Da mischen wir Lifestyle- mit Medizinbeiträgen und bringen etwa auch Geschichten von Patienten, die von ihrer Krankheit erzählen. Also, ich möchte eigentlich keines der drei Dinge missen.“

Hörsaal statt Laufsteg
Vermisst sie eigentlich die Traumwelt der Laufstege und Schönheitswettbewerbe? „Für mich war immer klar, dass ich einen Beruf will und Miss Austria ist ja kein Beruf. Nichts, wovon man auf Dauer leben kann. Wenigstens habe ich das nie vorgehabt. Mit 25 Jahren, als ich gewonnen habe, war ich schon ein alter Typ für eine Miss. Dafür ist es eh gut gelaufen. Immerhin habe ich es auch ins Halbfinale der ,Miss World‘ geschafft“, sagt Reiler. „Alles super, aber für mich war es immer ein Spaß, weil ich gewusst habe, ich möchte Ärztin werden. Außerdem war ich nie dieses klassische Modelgesicht. Ich bin jemand, der vielleicht gut in der Werbung funktioniert, aber nicht unbedingt am Laufsteg, und das wusste ich auch.“
Also nahm Christine Reiler nach einer zweijährigen Pause ihr Medizinstudium wieder auf und promovierte schließlich im Jahr 2011 zur Allgemeinmedizinerin. Es folgte der Beginn einer Facharztausbildung für Dermatologie, die allerdings seit der Geburt ihres Sohnes auf Eis liegt. Ob sie diese abschließen wird, steht noch in den Sternen. Denn ihre wahre Leidenschaft als Medizinerin gehört eigentlich nicht den Hautkrankheiten, sondern der Phytotherapie. Was genau ist das eigentlich? „Phytotherapie ist das Wissen über Heilpflanzenkunde. Da gibt es einen eigenen Lehrgang für Mediziner, der geht über zwei Jahre. Am Ende steht eine umfangreiche Prüfung. Ich bin da mitten drinnen und hoffe, dass ich mit Ende des Jahres ausgebildete Phytotherapeutin bin. Das hat schon alles Hand und Fuß. Es ist nicht so, dass das alles nur überliefertes Wissen ist. Das passiert alles auf Basis von ganz klaren Studien und genauen Dosierungen. Das reicht von speziellen Tees bis hin zu Salben und Cremes.“
Die Begeisterung für Heilpflanzen wurde Christine Reiler praktisch in die Wiege gelegt: „Ich würde sagen, das ist familiär vorbelastet. Mein Vater ist auch Arzt, Orthopäde, und meine Mutter hat immer schon eine große Liebe zu Pflanzen gehabt und diese Hausmittel bei uns angewandt. Ich bin damit aufgewachsen und es hat mich immer schon fasziniert. Mein erstes Wort war Blume. Bei uns in der Familie war das immer ein zentrales Thema.“

Christine Reiler
Altes Wissen, neu entdeckt
Mit ihrer Art von Gesundheitstipps trifft Christine Reiler den Nerv der Zeit. Der Grund liegt für sie auf der Hand. „Diese Hausmittel kennen die meisten schon von der Oma. Ich glaube, dass sich daher so viele identifizieren können, weil es recht einfach umzusetzen ist. Viele Leute haben ja Kräuter im Garten oder zumindest eine Zwiebel im Eiskasten liegen. Mehr braucht es oft gar nicht“, sagt Reiler. „Nachdem diese Dinge bereits seit Generationen verwendet werden, müssen sie auch irgendwie funktionieren. Erst gestern habe ich meinem Sohn wieder einmal Essigpatscherln gemacht. Dreimal hintereinander, und das Fieber ist ganz einfach gesunken. Dass das funktioniert, ist ganz eindeutig. Der Trend geht schon in die Richtung, auf traditionelle, natürliche Heilmittel zu vertrauen. Ich merke auch, dass die Zuseher sehr darauf reagieren, wenn ich in meinen Sendungen altes Wissen präsentiere. Da bekomme ich einen irrsinnigen Zuspruch.“
Der Nächste, bitte!
Nebenbei arbeitet Christine Reiler an einem Gesundheitsbuch, das noch diesen Herbst erscheinen soll. Auch über die sozialen Medien könnte sie sich vorstellen, künftig vor allem junge Menschen mit ihren Gesundheitstipps zu erreichen. Wie wäre es eigentlich mit einer eigenen Praxis, Fr. Dr. Reiler? „Derzeit gibt es keine Ordination, aber den Plan hätte ich schon. Allerdings müsste ich mich dazu räumlich festlegen. Dadurch, dass ich das noch nicht getan habe, wird es wohl noch eine Weile dauern. Außerdem möchte ich die ersten Jahre noch mit meinem Sohn verbringen und genießen. Ich glaube, da brauchen einen die Kinder auch besonders. Vielleicht ergibt sich da in späterer Zukunft etwas rund um eine eigene Ordination und Phytotherapie. Das habe ich schon vor, aber kommt Zeit, kommt Rat.