Beliebt wie nie zuvor: Wohnen im Speckgürtel
Wohlfühloasen im Speckgürtel: Die Nachfrage nach Wohnraum im Wiener Umland ist ungebrochen hoch. Da kommt das Angebot nicht immer rasch genug mit.
Der Traum von den eigenen vier Wänden lässt sich am Stadtrand meist einfacher verwirklichen als in der Stadt. Die beiden Vorteile „Leben im Grünen“ und „Gute Anbindung an Wien“ ließen sich eigentlich gut verbinden. Doch nicht nur die Stadt wächst, auch der Speckgürtel. Und so übersteigt die Nachfrage oft das Angebot.
Der Boom geht weiter
„Der Speckgürtel von Wien ist in den letzten Jahren um rund 15 bis 20 Kilometer größer geworden. Er reicht im Westen bis nach Tulln, im Norden bis nach Mistelbach, im Osten bis an die Stadtgrenze und im Süden bis fast nach Wiener Neustadt“, erklärt Bernhard Reikersdorfer von RE/MAX Austria. „Im letzten Jahr ist die Nachfrage nach Wohnimmobilien im Speckgürtel weiter gestiegen, dazu hat auch die Corona-Pandemie beigetragen.“ Auch die Bauträger weichen aufgrund der hohen Grundstückspreise in Wien immer öfter auf die angrenzenden Bezirke im Speckgürtel aus.
„Prinzipiell ist zu sagen, dass im Norden und Osten von Wien sicherlich noch die größten Flächenreserven bestehen“, weiß Sandra Bauernfeind (EHL Wohnen GmbH). Die bessere Verkehrsanbindung vieler Gemeinden und schnellere Zugverbindungen haben außerdem dazu geführt, dass die Pendlerstrecken entfernungsmäßig immer weiter wachsen. Auch junge Menschen, wie zum Beispiel Studierende, entscheiden sich in den letzten Jahren häufiger für Kleinstädte wie Wiener Neustadt oder St. Pölten.
Preisrallye – wann ist Schluss?
Hohe Nachfrage führt zwangsläufig zu höheren Preisen, so will es der Markt. Thomas Belina von Colliers International Immobilienmakler GmbH sieht den Plafond noch nicht erreicht: „Die Zahlen der letzten Jahre zeigen weiterhin eine signifikante Preissteigerung sowohl bei Wohnungen als auch bei Einfamilienhäusern. Aktuell ist davon auszugehen, dass sich dieser Trend fortsetzen wird, trotz oder möglicherweise sogar aufgrund der Corona-Krise.“ Bernhard Reikersdorfer (RE/MAX) blickt in die Zukunft: „Das Zinsniveau ist historisch niedrig. Dies hat dazu geführt, dass die Preise in den letzten Jahren zum Teil spürbar gestiegen sind. Die Auswirkungen der Pandemie auf den Immobilienmarkt werden erst in der zweiten Jahreshälfte 2021 spürbar werden.“ Gerechnet werden darf laut dem Experten aber mit weiterhin moderat steigenden Preisen.
Jetzt investieren?
Eine Veränderung ist laut Christian Rädler (WETgruppe) auf jeden Fall zu beobachten: „Die Menschen haben ihr Geld beispielsweise aus Fonds herausgenommen und in Wohnungen als Anlage für etwas Beständiges, für ihre Kinder, investiert. Das hat die Krise auf jeden Fall beschleunigt.“ „Auch in schwierigen Zeiten mit unsicherer Zukunft zeigen sich Immobilieninvestments einmal mehr als Fels in der Brandung und im Vergleich zu anderen Investitionsformen als relativ sichere Anlage“, führt Thomas Belina (Colliers International Immobilienmakler GmbH) weiter aus. „Eine Investition macht daher auch in der aktuellen Situation Sinn, es wird voraussichtlich nicht günstiger werden.“