Alfred Kollar
Alfred Kollar
Obmann Oberwarter Siedlungsgenossenschaft

Alfred Kollar zur Corona-Krise: Genossenschaften im schau-Gespräch

158 Baustellen hat die Oberwarter Siedlungsgenossenschaft derzeit im gesamten Burgenland. Diese wurden aufgrund des Corona-Virus vorübergehend stillgelegt. Denn Gesundheit steht für OSG-Obmann Alfred Kollar über allem. Seit dieser Woche wird auf einem Großteil der Baustellen wieder gearbeitet – über 100 sind nun wieder geöffnet. Im Interview lobt Kollar seine MitarbeiterInnen und zeigt sich zuversichtlich für die Zukunft.

schau: Die Welt steht Kopf – wie geht es Ihnen persönlich gerade?

Alfred Kollar: Nach wie vor pendelt mein Gefühlsleben zwischen der Sorge, was da möglicherweise noch alles auf uns zukommt, wenn man gewisse Bilder sieht und Aussagen hört, auf der einen Seite, aber andererseits durchaus mit einer positiven Grundeinstellung und sehr zuversichtlich, dass mit Vernunft und Sorgfalt auch dieses Problem – wenn auch nicht kurzfristig – gelöst werden kann.

Wie gehen Sie und Ihr Team mit der aktuellen Situation um?

Also hier möchte ich mich nach mittlerweile mehr als vier Wochen, die wir uns in dieser außergewöhnlichen, beinahe unglaublichen Situation befinden, sehr herzlich bei meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bedanken. Es ist beeindruckend, wie loyal sie trotz der sicher vorhandenen Ängste und Irritationen zum Unternehmen stehen und gemeinsam mit mir und mit uns von der Führungsmannschaft Wege und Lösungen suchen und auch finden, um unseren Kundinnen und Kunden beinahe uneingeschränkt zur Verfügung zu stehen. Natürlich haben wir den direkten Kundenkontakt seit dem 16. März 2020 gesperrt, aber die Kommunikation über Telefon und v.a. auf dem elektronischen Wege funktioniert, so behaupte ich, perfekt. Ich bemerke für mich aufgrund der Gespräche und Rückmeldungen, dass es letztlich keine Leerläufe gibt, die Abläufe im Unternehmen funktionieren, weil sich die MitarbeiterInnen mit Dienst- und Urlaubstagen abwechseln. Es ist immer nur die Hälfte der Belegschaft in den drei Büros und hier wird auf Hygiene, Vermeidung von Körperkontakt und Arbeiten in Einpersonenbüros (was bei uns aber ohnehin fast die Regel ist) großer Wert gelegt.

Was sind momentan gerade die größten Herausforderungen?

Aktuell ist die größte Herausforderung im Bürobetrieb die richtige Balance zu finden zwischen der nach wie vor notwendigen Einschränkung diverser Abläufe zum einen und der stufenweise Öffnung des Bürobetriebes. Auf der Ebene unserer Bauträgertätigkeit sind wir aktuell gefordert, auf der Grundlage des 8-Punkte-Programmes, das die Sozialpartner als Schutzmaßnahme und Hygienevorschriften auf den Bau ausgearbeitet haben, in einem ersten Schritt knapp 100 unserer über 150 Baustellen stufenweise wieder zu öffnen.

Die Baustellen der OSG standen still – eine richtige Entscheidung?

Wir haben mit der Verhängung der einschränkenden Maßnahmen vor mehr als vier Wochen die Schließung unserer Baustellen als alternativlos gesehen. Wir haben das nicht aus Jux und Tollerei gemacht, sondern im vollen Bewusstsein als Partner der burgenländischen Wirtschaftsunternehmungen. Und es war vor allem die Frage des Gesundheitsschutzes der Arbeiter auf den Baustellen, die uns zu diesem Schritt bewogen hat, im gleichen Maße aber auch der Gedanke der Solidarität, wenn es geheißen hat, soziale Kontakte einzuschränken.
Nun gibt es eben dieses Schutzprogramm, das einen sehr umfassenden Gesundheitsschutz für die Arbeiter auf den Baustellen vorsieht – wesentlich wird es jedoch sein, dass diese Bestimmungen entsprechend ernst genommen, beachtet und eingehalten werden! Da geht es nicht nur um das Tragen von Vollvisierhelmen und Schutzmasken (was bei anstrengenden Tätigkeiten mit Sicherheit ein großes Problem darstellen wird), sondern auch um banale Dinge wie Mannschaftstransporte, Unterbringung der Belegschaft oder Reinigung und Hygiene im Container und in den Sanitäranlagen.

Nun darf wieder gearbeitet werden…

Unsere Bauleiter haben hier alle Hände voll zu tun gehabt, gemeinsam mit den Baustellenkoordinatoren und den Firmenverantwortlichen ein Grundgerüst auszuarbeiten. Jetzt sind wir froh, dass verantwortungsbewusst die stufenweise Öffnung unserer Baustellen vorgenommen werden kann.

Werden Zeitpläne bzw. Großvorhaben adaptiert?

Das wird wohl nicht zu verhindern sein. Wir haben jetzt gleichsam mehrere Wochen „verloren“, obwohl ich das nicht so eng sehe, weil wir durch einen strengen Winter diesen Verzug ebenfalls haben hätten können. Aber es wird auch in der unmittelbar nächsten Zeit ein Vollbetrieb auf den Baustellen nicht möglich sein. Angesichts der äußeren Umstände und der rechtlichen Vorgaben ist das von uns auch gar nicht gewollt.

Positiv denken ist angesagt, wie ist Ihre Einschätzung für die Zeit nach der Krise?

Ich bin grundsätzlich ein Mensch, der nach vorne sieht und sich nicht lange damit aufhält, zu hinterfragen warum, weshalb und weswegen gewisse Situationen eingetreten sind und was das alles für Probleme mit sich bringt. Gemeinsam mit meinen MitarbeiterInnen habe ich daher sofort begonnen, die notwendigen Abläufe für die unmittelbar nächste Zeit zu skizzieren und festzulegen, und diese in der Folge ständig zu evaluieren. Ich denke, dass uns das bisher ganz gut gelungen ist.

Wir betreuen immerhin mit unseren knapp 110 MitarbeiterInnen etwa 16.000 burgenländische Haushalte, in denen ca. 35.000 Menschen wohnen und ebenso aktuell über 150 Baustellen, auf denen in Summe knapp 2.000 Mitarbeiter beschäftigt sind. Für meine Begriffe haben wir gute Rahmenbedingungen geschaffen, dass wir nach dem Ende dieser Krise, also all dieser Einschränkungen in praktisch allen Bereichen des täglichen Lebens, unvermindert stark hervor gehen werden. Wir werden die laufenden Projekte, vielleicht mit geringen Verzögerungen, zu Ende bringen und anstehende Bauvorhaben starten.

Insgesamt wird der gemeinnützige Wohnbau gestärkt aus dieser Krise treten, weil man gerade jetzt gesehen hat und sieht, dass er ein stabiles Element auch in solch unsicheren Zeiten ist.

Vielen Dank für das Gespräch!

Kontakt und Info

OSG – Oberwarter Siedlungsgenossenschaft
Rechte Bachgasse 61
7400 Oberwart
Telefon 03352/404
oberwart@osg.at
www.osg.at

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