30 Jahre edition lex liszt 12: Kulturschmiede Burgenland
Von Roman bis Kinderbuch, von Lyrik bis Zeitgeschichte: Seit 1992 fördert das Oberwarter Verlagshaus edition lex liszt 12 AutorInnen mit Burgenlandbezug. Insgesamt 359 Werke sind seither erschienen – und dank engagiertem Nachwuchs blüht die heimische Literaturszene weiter auf.
Den Traum, ein Buch herauszubringen, haben viele. Die Umsetzung scheitert aber häufig an der Suche nach einem Verlag. Um AutorInnen zu unterstützen, hat Horst Horvath deshalb die edition lex liszt 12 gegründet. „Mein Ziel war, einen Beitrag zur Entwicklung einer lebendigen Literatur- und Kulturszene im Burgenland zu leisten“, erzählt der gebürtige Neudörfler. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf Werken, die Zeitgeschichte aufarbeiten und sich wichtigen sozial-, kultur- sowie gesellschaftspolitischen Themen widmen. Zum Potpourri des Verlagshauses zählen aber ebenso Kinderbücher, Krimis, Romane und Gedichte. „Wichtige Voraussetzung ist allerdings, dass die Autorinnen und Autoren entweder aus dem Burgenland kommen oder sich einem Thema mit Burgenlandbezug widmen“, erklärt Horvath.
Unterstützung beim Einstieg
Mit der Reihe „Junge Literatur Burgenland“ kommen auch NewcomerInnen nicht zu kurz. Sie erleichtert jungen AutorInnen den Einstieg in die österreichische Verlagslandschaft. Fünf Bände sind bereits erschienen, der sechste folgt in Kürze. „Und die Suche nach Nachwuchs geht weiter. Wir laden junge Menschen herzlich dazu ein, uns eine Auswahl ihrer Texte zu schicken. Willkommen sind Arbeiten unterschiedlichster Textsorten und in allen Sprachen des Burgenlandes, die authentisch Eigenes vermitteln“, so Horvath. Der gelernte Werkzeugmacher hat sich im Laufe der Jahre schon einigen erfolgreichen Kulturprojekten gewidmet – vom Offenen Haus Oberwart über das Familienkulturfestival Burg Forchtenstein Fantastisch und das KünstlerInnensymposium „eu-art-network“ bis hin zur Volkshochschule der burgenländischen Roma. Da wundert es kaum, dass zu seinem Verlagsprogramm auch die Einbeziehung bildender KünstlerInnen aus dem Burgenland gehört. Diese werden einerseits eingeladen, Covers und Illustrationen zu Büchern und Texten zu gestalten. Andererseits werden Bildbände und Porträts bildender KünstlerInnen herausgegeben und künstlerische Cross-over-Projekte gestartet. Horvath: „Außerdem haben wir Hörbücher, CDs sowie DVDs im Angebot und sind für Musikerinnen und Musiker wie Johannes Kutrowatz im Einsatz.“
Resl-Tant bis Literaturweg
Zu den vielen Erfolgsprojekten des Verlags zählen zum Beispiel die Produkte rund um die Kultfigur Resl-Tant, die Knaxi-Fisch-Bücher und der Literaturweg Csaterberg im südburgenländischen Kohfidisch. Dieser führt über zwei Routen zu 31 literarischen Stationen mit Buch-Tafeln, auf denen Infos zu burgenländischen AutorInnen und Auszüge aus ihren Texten zu finden sind. Wer Lust auf mehr bekommt, kann am Infopoint Hörproben lauschen. Im September findet die Wanderung wieder mit literarischer Begleitung statt (s. Terminspalte) – Lesungen und Musik inklusive.
edition lex liszt: Erfolgsgeschichten auf Papier
Im Gespräch: Horst Horvath, ehrenamtlicher Verlagsleiter edition lex liszt 12
schau: Was hat Sie vor 30 Jahren dazu bewogen, gemeinsam mit Max Wachter und Peter Wagner einen Verlag zu gründen?
Horst Horvath: Ich war Obmann im Offenen Haus Oberwart in der Lisztgasse 12, daher auch der Name des Verlags. Peter Wagner wollte damals sein Buch „Lafnitz“ auf Deutsch und Rumänisch herausbringen – eine fiktive Flüchtlingsgeschichte, die sich später bewahrheiten sollte. Weil sich kein Verlag für sein Werk interessierte, haben wir mit Max Wachter den Verlag gegründet.
Was hat sich seither getan?
Anfangs haben wir aktiv nach burgenländischen Schriftstellerinnen und Schriftstellern beziehungsweise Werken mit Burgenlandbezug gesucht. Mit der Zeit haben sich dann immer mehr bekannte Autorinnen und Autoren wie Jutta Treiber, Siegmund Kleinl, Gerhard Altmann und Manfred Chobot bei uns gemeldet. Das hat dem Verlag natürlich gutgetan. Inzwischen haben wir 359 Bücher von 212 Autorinnen und Autoren herausgebracht.
Und wie hat sich die Literaturszene insgesamt entwickelt?
Auf jeden Fall positiv. Es gibt viel engagierten Nachwuchs im Burgenland. Dazu hat sicherlich auch das Literaturhaus Mattersburg beigetragen.
Wie läuft die Auswahl der Autorinnen und Autoren ab?
Die Autorinnen und Autoren liefern bei uns ihre Skripte ab. Wenn es sich um ihren ersten Text handelt, schauen wir, ob dieser in unsere Reihe „Junge Literatur Burgenland“ passt. Die Auswahl treffen wir mit unserem Lektorat. Im Schnitt bekommen wir innerhalb von zwei Wochen zumindest ein Werk zugeschickt. Viel wird aussortiert, weil uns der Schwerpunkt Burgenland sehr wichtig ist und wir zum Beispiel auch einiges aus Wien bekommen. Aber wenn alles passt, finanzieren wir die Buchproduktion – und die findet dann auch im Burgenland statt.
Auf welche Werke sind Sie besonders stolz?
Eine schöne Erfolgsgeschichte ist die von Clemens Berger, der sein erstes Buch „Der gehängte Mönch“ bei uns veröffentlicht hat. Inzwischen macht er Österreich-Tourneen.
Der Verlag
edition lex liszt 12
Raingasse 9b
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Telefon 03352/339 40
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