Waves Festival 2021
Beim Waves Festival bespielen knapp 100 Bands von 9. bis 11. September die Bühnen im und rund ums WUK in Wien. Empfehlenswert: Sinks, Mira Mann, Numavi Stage, 52 Hertz Whale.
Wer ein Herz für gut gemachten Mainstream-Pop hat, soll Lisa Pacs toller Stimme am Freitag im Wuk sein Gehör schenken. Das tun bereits einige: Mit Singles wie Helium oder Boring hat die Wiener Sia schon einige Hunderttausend Streams auf Spotify angehäuft und nutzt ihren Auftritt beim Waves, um ihre Debüt-EP, die immerhin auf dem Major Label Warner Music erscheint, zu präsentieren. Präsentieren wird sich auch das spannende heimische Label Numavi-Records, wenn auch mit ganz anderer Musik: Post-Punk-Attitüde gibt es im Rahmen des Label-Showcases von Acts wie dem tollen New-Waver Gran Bankrott oder den drei Priesterinnen des Überdrusses von Zinn.
Vielversprechend mutet die Single Lauter Als Die Stimme Im Kopf des Quintetts LöweLöwe an, bei dem Christian Hummer, der sonst bei Wanda das Keyboard betreut, singt. Das könnte ein sehr feiner Konzertabend am letzten Tag des Waves werden.
Freuen darf man sich auch locationtechnisch: Kirchen stehen – sei es die Karlskirche beim Popfest oder die Wotruba-Kirche beim Unsafe+Sounds-Festival – gerade hoch im Kurs. Und so hat sich auch das Waves mit der Canisiuskirche heilige Hallen geschnappt, in denen unter vielen anderen auch der Schweizer Singer-Songwriter Dino Brandão auftreten wird.
- 9. bis 11. September
- Bühnen im und rund ums WUK in Wien
- Zur Festival-Website
Vom Waves Festival empfiehlt die FM4-Redaktion besonders
Mira Mann: Körperlichkeiten, Innerlichkeiten, Wahrnehmung des Selbst und vor allem auch die Angst: Die Gedichte von Schriftstellerin, Musikerin, Bookerin, Radiomacherin und auch sonst Alleskönnerin Mira Mann sind keine leichte Kost. Sie sind außerdem die Grundlage für ihre Musik. Hier sitzt jedes Wort und in der Folge jeder Ton, das Ziel ist die Durchdringung auf allen Ebenen. Mira Mann denkt nicht nur in und zwischen verschiedenen künstlerischen Ausdrucksmitteln, sie verschiebt auch gern schon bestehende Kunstwerke auf eine andere Bedeutungsebene.
Numavi-Bühne: Das österreichische Label Numavi Records hat seit seiner Gründung (frühe 2000er Jahre) vor allem die Liebe zu allem, was dunkel nach Postpunk glänzt gepflegt, mittlerweile die Fühler aber weiter Richtung Dreampop, Shoegaze und allem anderen ausgestreckt, was mit guten Gitarren zu tun hat. Am Freitagabend wird mit einer Handvoll Label-Gesandter die Bühne im WUK-Foyer gekapert.
Es wird scharfzüngigen Freakfolk von Zinn zu hören geben, kühn-kühle DIY-Explosionen von Gran Bankrott oder die charmanten Allesabreißer Modecenter. Oxyjane werden einmal mehr das Beste an sonnigem Grunge der 90er ins Jetzt hinüberretten. Und Sluff werden noch ein paar Herzen mehr stehlen, eine Band der Neigungsgruppe Wall Of Sound und Saitenschrammeln, die aber nie auf die große Popmelodie vergisst.
52 Hertz Whale: In der Welt der Fauna gibt es ein Tier, das den Ruf des einsamsten Wales der Welt pflegt. Es wurde bisher noch nie gesichtet, sondern nur gehört – zum ersten Mal 1989. Der Einzelgänger-Wal ist der einzige seiner Art, der auf einer Frequenz von 52 Hertz singt. Artverwandte wie Blauwale oder Finnwale trällern auf viel tieferen Frequenzen durch die Ozeane. So weit, so gut (und auch ein bisschen traurig).
Nach diesem lonely Emo-Wal hat sich die slowakische Formation 52 Hertz Whale benannt, das Quintett wurde allerdings schon oft gesichtet. Nicht nur in ihrer Heimatstadt Bratislava, sondern während ihrer letzten Europatournee auch in dunklen Kellerlokalen in Großbritannien, Belgien, Deutschland und Tschechien. Dort haben sie ihr erstes Mini-Album „I’ve Met A Lot Of People“zum Besten gegeben, eine Collage zwischen treibendem Post-Punk und Shoegaze. Tief im klanglichen Innersten ist der namensgebende 52 Hertz Whale wohl auch das Krafttier der Band, schließlich manifestiert sich in ihren Songs der Hang zu dunklen Gefilden immer wieder, zur Melancholie und zum Dahinleiden.
Sinks: Rund um Labels wie Korobushka Records oder den Club Bajkazyl in Brünn gibt es in Tschechien eine höchst vitale Musikszene, die ihre Liebe zwischen lauten Gitarren und verwaschenen Synthesizern gerecht aufteilt. Das Brünner Trio sinks, bestehend aus Antoním Míka, Vendula Pukyšová und Peter Štímel, schafft es auf geradezu unheimliche Weise, die Kraft seiner Liveshows auch im Studio einzufangen.
Auf einer Handvoll EPs sowie dem im Mai dieses Jahres erschienenen, selbstbetitelten sinks-Debütalbum vermengen sich giftige Noise-Rock-Gitarren mit der atmosphärischen Bleakness von Postpunk und den düsteren Lyrics von Antoním Míka.