Theater zum Fürchten
Bruno Max betreibt das „Theater zum Fürchten“ und gibt in einem offenen Brief Einblick, wie es einer Bühne in Corona-Zeiten ergeht.
Liebe Freundinnen und Freunde des „Theater zum Fürchten“,
Wir haben uns bei Ihnen seit Anfang Dezember nicht mehr gemeldet – ein Jännerspielplan wurde redigiert, gedruckt und gleich wieder eingestampft. Ebenso wurde zweimal nach den Vorgaben der Regierung eine komplett neue Saisonplanung erstellt, dreiundsechzig feste Mitarbeiter und Gastdarsteller und ihre Termine für zwei Häuser neu koordiniert – und dann alles wieder auf Anfang gesetzt. Ein Lockdownende wurde von der Regierung terminisiert – und keine zehn Tage davor zurückgezogen. Und während jede vereiste Buckelpiste in Österreich beliebig viele “Sportler” herunterrutschen dürfen, sind die erfolgreichen und bewährten Sicherheits- und Hygienestandards der Kulturbetriebe (von der Maskenpflicht, der regelmäßigen (und teuren!) Testungen der Mitarbeiter bis zu auseinander gezogenen Zuschauerreihen, Plexiglasschilder, verringerter Kapazität und leeren Extraplätzen) offenbar keiner Berücksichtigung würdig.
Ganz abgesehen davon, dass DarstellerInnen, die nicht darstellen dürfen, nicht nur emotional und künstlerisch schwer getroffen sind: Ein Schauspieler, der nicht spielt, ist schnell ein Arbeitsloser – und nicht einmal immer ein Arbeitslosengeld-Bezugsberechtigter. So sehr ich mich bemühe, keine Härtefälle entstehen zu lassen: Es gibt trotz diverser Ansagen bis jetzt KEINE finanzielle Unterstützung der Regierung für den zweiten und dritten Lockdown unserer beiden Theater. Das bedeutet rund 45000 Euro Einnahmen-Ausfall jeden Monat. Das bedeutet, dass unser Personalstand rund 40% niedriger ist als in Normalzeiten und der Rest des Ensembles und Teams trotz Kurzarbeit außergewöhnliche Leistungen erbringen muss, damit wir überleben können. Aber noch (!) kommen wir – dank des großen Einsatzes aller Beteiligten- über die Runden. Trotzdem muss man eingestehen: die bisherige Devastierung der Kulturlandschaft durch den Lockdown wirft mich persönlich, die Arbeit unserer Theater, das Vertrauen des Publikums auf unsere Verlässlichkeit und die Umsatzentwicklung um mindestens zehn Jahre zurück.
Trotzdem: Wir sind gerüstet, sofort und mit einem umfangreichen und tollen Programm wieder aufzusperren, sobald wir dürfen. In Ermangelung einer eindeutigen und mutigen Ansage der Regierung gehen wir jetzt einfach von der zweiten Märzwoche aus. Wir werden alle Maßnahmen und Auflagen bis auf den Beistrich erfüllen! Wenn Tests verlangt werden, werden wir (so wie es ausschaut, auf unsere eigene Rechnung!) Ihnen Gratisschnelltests vor Ort zu Verfügung stellen- wenn Maskenpflicht aufrecht ist, auch FFP2 Masken. Wir werden mit großem Aufwand alles tun, damit Ihnen klar ist: Theater ist nachweislich ein sicherer Ort. Theater ist wichtig für die psychische Gesundheit, für die angeschlagene Gemeinschaft. Und das Theater braucht SIE! Ohne Publikum gibt es kein Theater.
Deswegen erhalten Sie demnächst unseren derzeit (!) ausgetüftelten Spielplan, der es ermöglichen soll, dass möglichst viele der im Jahresspielplan angesagten Produktionen trotz der amtlichen Sperre von November bis Februar noch durchführbar sind. Was nicht mehr in die Saison passt, wird auf die Zeit nach dem Sommer verschoben. In absehbarer Zeit erhalten Sie ein Ersatz-Spielplanheft, indem day by day alle Vorstellungen und Abo-Termine, sowie alle Maßnahmen und Änderungen enthalten sein werden- wenn Gott und die Obrigkeit es denn zulassen, anstatt uns noch länger zu zu lassen…
Auf einen guten Neustart freut sich
Ihr Bruno Max
Theater zum Fürchten im März
Wenn alles gut geht, zeigt Bruno Max im März im Stadttheater Mödling Harold Pinters „Betrogen“ und im Theater Scala Naomi Wallace „Nur eine Laus“.
Stadttheater Mödling, Theater Scala, Theater im Bunker