„Sissy“ als Operette auf Schloss Tabor
„Sissy“ ist eine Operette von Fritz Kreisler und wird heuer ab 4. August bei JOPERA im Schloss Tabor gespielt.
„Sissy“ ist ein Singspiel in zwei Akten von Fritz Kreisler, das der Operette nahesteht. Das Libretto stammt von den Brüdern Ernst und Hubert Marischka. Es basiert auf dem Lustspiel Sissys Brautfahrt von Ernst Décsey und Gustav Holm. Das Werk erlebte seine Uraufführung am 23. Dezember 1932 am Theater an der Wien in Wien. Dabei spielte Paula Wessely die Hauptrolle.
1931 kaufte Hubert Marischka das Theaterstück Sissys Brautfahrt von Ernst Décsey und Gustav Holm. Zusammen mit seinem Bruder Ernst Marischka und den Autoren des Theaterstücks schrieb er es um zu einem Libretto für ein Singspiel mit Namen Sissy. Als Komponist war Bruno Granichstaedten vorgesehen, doch da traf aus New York ein Telegramm der Produzenten Shubert Brothers ein: „Suchen Libretto für Fritz Kreisler“. Kurzerhand wurde Granichstaedten mit einem anderen Libretto bedient, während das Libretto für Sissy nach New York gesandt wurde.
„Sissy“ auf Schloss Tabor
Premiere: 4. August
Wiederholungsaufführungen: 5., 6., 7., 10., 12., 13. und 15. August
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Schloss Tabor
Neuhaus am Klausenbach
Vor der Uraufführung, die als Weihnachtspremiere des Theaters an der Wien stattfinden sollte, erklärte Kreisler in der Vorankündigung, er habe seine sämtlichen amerikanischen Konzerte abgesagt und auf 50 000 Dollar Honorar verzichtet, um die Uraufführung in Wien dirigieren zu können. Paula Wessely spielte Sissy, Hans Jaray Franz Joseph und Hubert Marischka Sissys Vater Herzog Max. Das Theater war auf Wochen ausverkauft.
Hauptdarstellerin Paula Wessely, eine gefeierte Theaterschauspielerin, war auf dem Gebiet der Operette ein Neuling. Mit eigenen Gesangsstudien bereitete sie sich auf ihre Rolle vor, doch mussten die drei höchsten Töne des Liedes „Ich wär’ so gern einmal verliebt“ von einer hinter der Bühne platzierten Sängerin übernommen werden. Wessely selbst berichtete später, ihre Stimme sei aufgrund der Schreiszenen in dem kurz zuvor sehr erfolgreich aufgeführten Theaterstück „Rose Bernd“ lange Zeit beeinträchtigt gewesen. Das Duett „Ja, wer sagt denn das …“ wurde von ihr und Jaray gesprochen, und beim Beginn des Liedes „Ich glaube, das Glück hält mich heute im Arm“ ging sie nach hinten in einen Garten, wo eine unsichtbare Sängerin bereitstand.
Als am Schluss der Vorstellung die Kaiserhymne intoniert wurde, erhoben sich die Zuschauer von ihren Sitzen, obwohl die Monarchie seit 14 Jahren abgeschafft war.
Da Wessely ihren Verpflichtungen am Theater in der Josefstadt nachkommen musste, gab es eine zweite und dritte Besetzung. Hedy Lamarr war die zweite Sissy. Sie erschien als besondere Einlage beim Öffnen des Vorhangs auf einem Pferd, während einige Takte der Kaiserhymne erklangen, die aber im aufbrandenden Applaus untergingen. Die dritte Sissy-Besetzung war Rose Stradner.
„Sissy“ wurde 289-mal en suite gespielt. Nach dem Anschluss Österreichs war eine Aufführung wegen des jüdischstämmigen Komponisten nicht mehr möglich. Das Theater verkaufte die Rechte für 160 000 Dollar an die amerikanische Filmfirma Universal Studios, die damit den Film „The King Steps Out“ produzierte.
Ernst Marischka griff in den 1950er Jahren die Thematik erneut auf und produzierte seine überaus erfolgreiche Sissi-Trilogie. Da die Rechte von der US-Version von 1936 nicht zurückgekauft werden konnten, erwarb er, um keinen Rechtsstreit zu riskieren, die Rechte an dem Roman „Sissi“ von Marie Blank-Eisman, konzipierte das Drehbuch neu und nannte den Film wie den zugrunde liegenden Roman „Sissi“. Erst 2015 wurde in einem Prozess bestätigt, dass der Film Sissi tatsächlich auf dem Singspiel Sissy basiert.
Die Sissi-Trilogie mit Romy Schneider und Karlheinz Böhm gehört zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Filmproduktionen und zu den erfolgreichsten Filmen in deutschen und österreichischen Kinos; die Zuschauerzahlen bewegen sich zwischen 20 und 25 Millionen.