Premierenreigen
Premierenreigen
mit Musical, Ballett, Oper und Theater

Salzburger Landestheater

Das Salzburger Landestheater startet nach den Lockdowns mit einem Premierenreigen in die letzten Wochen vor der Sommerpause.

Am 21. Mai hatte das Musical „Cabaret“ Premiere. – „Willkommen, bienvenue, welcome ­ im Cabaret, au Cabaret, to Cabaret!“ Wir sind mitten in Berlin, Ende der 20er Jahre, werden Teil der amüsiersüchtigen Metropole, die am Vorabend des Dritten Reiches auf dem Vulkan tanzt. Angezogen von der knisternden Atmosphäre der Großstadt reist der amerikanische Schriftsteller Clifford Bradshaw nach Berlin. Im Zug lernt er den sympathisch wirkenden Ernst Ludwig kennen, der ihm eine günstige Unterkunft in der Pension von Fräulein Schneider verschafft und ihn in die frivole Gesellschaft des Kit-Kat-Clubs einführt. Hier träumt die Sängerin Sally Bowles von einer großen Karriere, und Sally und Cliff hoffen, die Liebe auf den ersten Blick könne Bestand haben. Doch die Zeiten sind den privaten und beruflichen Plänen nicht gewogen: Als Steine in Schaufenster jüdischer Geschäfte fliegen, ist auch die späte Liebe zwischen Fräulein Schneider und dem Gemüsehändler Herrn Schulz in Gefahr. Cliff sieht die politische Gefahr deutlich und will mit Sally Deutschland verlassen, wohingegen Sally weiter von ihrer großen Karriere in Berlin träumt. Als sie das gemeinsame Kind abtreibt, hält den Amerikaner nichts mehr. Die Zurückbleibenden aber sehen einer ungewissen Zukunft entgegen.

Der Wechsel von großen öffentlichen Szenen und kleinen Privatsituationen gibt dem Stück seinen Atem; Die vom Ragtime und frühen Jazz inspirierte Musik Kanders sowie die durch Masteroff eingefügten revueartigen Nummern im Kit-Kat-Club, die die Handlung einrahmen, bilden eine Reminiszenz an die Musicals der 1920er Jahre.

Mit zwei großartigen Besetzungen in zentralen Rollen geht das Musical „Cabaret“ am Salzburger Landestheater an den Start. So schlüpfen abwechselnd Georg Clementi und Marco Dott in die Rolle des Conférencier, Clifford Bradshaw wird von Gregor Schulz und Skye MacDonald verkörpert, die Rolle des Herrn Schulz übernehmen sowohl Christoph Wieschke als auch Axel Meinhardt. Sie alle spielen an der Seite von Sally Bowles, die Sophie Mefan und Patrizia Unger auf ganz unterschiedliche Weise interpretieren. Die jeweiligen Spieltermine können Sie der Besetzungsliste entnehmen.

Die Musik schrieb John Kander, die Liedtexte stammen von Fred Ebb, das Buch schuf Joe Masteroff nach dem Schauspiel „I Am a Camera“ (1951) von John Van Druten, das auf den autobiographischen Romanen „Mr. Norris steigt um“ (1935) und „Leb wohl, Berlin“ (1939) von Christopher Isherwood basiert. Das Musical wurde am 20. November 1966 im Broadhurst Theatre in New York City uraufgeführt. Harold Prince produzierte die Inszenierung und führte die Regie; in der Rolle des Master of Ceremonies war Joel Grey, als Fräulein Schneider Lotte Lenya zu sehen.

In der Verfilmung von 1972 brillierte Liza Minnelli als Sally Bowles, 1973 wurde der Film mit acht (!) Oscars ausgezeichnet.

Ballett „Anna Karenina“ am Salzburger Landestheater

Am 23. Mai hatte das „Anna Karenina“ Premiere. – „Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Weise unglücklich.“ Mit diesem berühmt gewordenen Satz beginnt Tolstois Roman „Anna Karenina“. Das Unglück kommt über Anna Karenina in Person des Grafen Wronski, der zunächst das Glück für sie zu verkörpern scheint. Anna Karenina lebt in einer nicht sehr liebe­vollen Ehe, die ihr aber finanzielle Sicherheit und gesellschaftliche Anerkennung bietet. Als sie sich Hals über Kopf in eine Liebschaft mit Wronski stürzt, stellt ihr Mann sie vor die Wahl, ent­weder diese Beziehung zu beenden oder zu gehen und das eigene Kind nie wieder­zu­sehen. Anna Karenina flieht mit Wronski, aber während er immer noch gesellschaftlich akzeptiert ist, wird Anna Karenina zunehmend ausgegrenzt. Ihre einstmals alle Grenzen sprengende Liebe hält diesem Druck nicht stand. Die vereinsamte Anna steigert sich mehr und mehr in Eifersuchtsphantasien und sieht am Ende den einzigen Ausweg nur noch im selbst gewählten Tod.

Eingebettet in eine große Liebesgeschichte schuf Tolstoi in „Anna Karenina“ ein un­er­bittliches Porträt der russischen Gesellschaft, in dem er wie nebenbei die großen sozialen Fragen seines Landes und die aufkeimenden Reformbestrebungen aufzeigte. Inspiriert von Tolstois Roman begibt sich Ballettdirektor Reginaldo Oliveira in seinem neuen abend­füllenden Handlungsballett auf eine Reise ins Herz Russlands mit all seinen politischen Wirrungen und zu einer der wichtigsten Frauen der Weltliteratur.

Deutschers Oper „Cinderella“

Alma Deutschers Oper „Cinderella“ ab 26. Mai. – Alma Deutschers „Cinderella“ ist inspiriert von dem bekannten Märchen, doch die junge Komponistin hat die Handlung der Oper in die Welt der Musik verlegt. Schauplatz ist ein Opernhaus, das ehemals von Cinderellas Vater geführt wurde und in dem jetzt die intrigante Stiefmutter herrscht. Cinderella ist eine Komponistin, die wunderschöne Melodien in sich trägt, aber von ihrer neuen Familie mit Verachtung gestraft wird, vor allem von den Stiefschwestern, die eitle Möchtegern-Diven sind. Der Prinz ist ein Dichter und in dieser Oper macht er sich auf die Suche nach einer Melodie für sein Gedicht. Als seine Worte und Cinderellas Melodie zusammen­finden, erfüllt sich auch ihre Liebe.

Alma Deutscher schrieb ihre erste abendfüllende Oper im Alter von 12 Jahren. Schon früh machte sie in der Musikszene auf sich aufmerksam und erhielt Anerkennung unter anderem von Anne-Sophie Mutter, Sir Simon Rattle und Zubin Mehta. „The Daily Telegraph“ schrieb zur Uraufführung von Cinderella: „Alma Deutscher ist ein außergewöhnliches Talent. Alleine die Tatsache, dass ein junges Mädchen die mentale Energie aufbringt, eine zweistündige Oper zu komponieren und zu orchestrieren, ist umwerfend. Entstanden ist ein lebendiges, in sich geschlossenes Werk in der Tradition der komischen Oper.“ Ihr Debüt in Salzburg gab Alma Deutscher als Solistin beim Silvesterkonzert 2019 im Großen Festspielhaus.

Thomas Bernhards „Heldenplatz“

Thomas Bernhards „Heldenplatz“ ab 2. Juni. – Im Jahr 1988, zum 100. Jubiläum der „Burg“, beauftragte Claus Peymann, damals Direktor des Wiener Burgtheaters, Thomas Bernhard (1931–1989) damit, ein Werk zu schreiben. Inhaltlich sollte es sich mit dem Bedenkjahr anlässlich des „Anschlusses“ Österreichs beschäftigen. Thomas Bernhard schrieb nach einigem Zögern das Stück „Heldenplatz“. Im Vorfeld der Uraufführung kam es zu einem Skandal um den Text – er beschimpfe Österreich und überschreite die Grenzen des Zumutbaren.

Alexandra Liedtke hat mit ihren Inszenierungen in Salzburg sowohl im Schauspiel („Kabale und Liebe“, „Don Carlos“, „Hamlet“) als auch im Musiktheater („Hoffmanns Erzählungen“,  „La Gazzetta“) überzeugt. Die Regisseurin, die lange in Wien gelebt hat, macht sich gemeinsam mit der Ausstatterin Eva Musil auf Spurensuche des österreichischen Skandals „Heldenplatz“. Das starke Frauenteam wird ergänzt durch die Kostümbildnerin Johanna Lakner, die unter anderem für das Burgtheater Wien arbeitet.

Salzburger Landestheater: Thomas Bernhards „Heldenplatz“

Erich Kästners „Der kleine Grenzverkehr“ ab 3. Juni. – Man schreibt das Jahr 1937. Georg Rentmeister, ein junger Schriftsteller, bekommt eine Einladung zu den Salzburger Festspielen. Leider kann sich die zuständige Behörde nicht entschließen, seinen Antrag auf Devisenbewilligung zu genehmigen.

Da Georg aber nicht willens ist, sich den „Rosenkavalier“ oder die Mozartkonzerte entgehen zu lassen, quartiert er sich kurzerhand in Bad Reichenhall ein und verschafft sich die ersehnten Genüsse auf dem Wege des „kleinen Grenzverkehrs“, ohne einen Schilling, versteht sich. Kein Wunder, dass er in höchst prekäre Situationen gerät. Zum Glück ist aber eine junge, außerordentlich hübsche Dame zur Stelle, um ihm aus der Patsche zu helfen …

Erich Kästner begann seine amüsante Erzählung in Tagebuchform 1937 zu schreiben – unter völlig veränderten politischen Umständen wurde sie 1938 veröffentlicht. Kästner gelang es, aus einer autobiographischen Ausgangssituation während der Salzburger Festspiele vor dem Hintergrund von Nationalsozialismus und Alpenpanorama eine sommerliche Liebes­geschichte mit heftigen, teils absurd komischen Verwicklungen und einer gehörigen Portion Albernheit zu entwickeln.

Zur Website vom Salzburger Landestheater.