Reiternomaden in Europa – Schallaburg
„Reiternomaden in Europa“ beleuchtet Leben, Kultur und Schaffen von Hunnen, Awaren, Bulgaren und Ungarn aus unterschiedlichen Blickwinkeln im Jahr 2022 auf der Schallaburg. Damit eröffnet sich eine neue Sicht auf diese Völker, die in der Geschichte oft nur als brandschatzende Steppenreiter dargestellt wurden und heute neu betrachtet werden will.
Reiternomaden – bunt zusammengewürfelte nomadische Gruppierungen, die sich Hunnen, Awaren, Bulgaren und Ungarn nannten, schafften es sogar, sich mehr oder weniger dauerhaft im Karpatenbecken und im Donauraum anzusiedeln. „Im heutigen Niederösterreich finden sich zahlreiche Zeugnisse der frühmittelalterlichen Reiternomaden, große Gräberfelder mit zahlreichen Beigaben, Einzelbestattungen wie die „Fürstin von Untersiebenbrunn oder der Krieger aus Gnadendorf und die gewaltige Schanze von Thunau am Kamp. Sie werden in unserer Ausstellung in einen großen historischen Zusammenhang gestellt“, so Kurator Falko Daim.
Die Geringschätzung nomadischen Lebens der Reiternomaden seitens der Sesshaften hat eine lange Tradition. Dabei war die nomadische Lebensweise keinesfalls primitiv. „Es ist für unsere heutige Zeit geradezu erhellend zu sehen, wie fern frühmittelalterlichen Gesellschaften der Begriff von Nationalität und einheitlicher Sprache war. Und gerade die nomadischen Verbände waren extrem offene und multikulturelle Verbände. Was von den Steppenreitern schriftlich überliefert ist, das ist immer der Blick der anderen – ihrer Nachbarn und ihrer Feinde. Die Archäologie ist unsere einzige Möglichkeit, diese vergangenen Kulturen über ihre eigenen Hinterlassenschaften besser zu verstehen“, erzählt Kurator Dominik Heher.
Mitteleuropa wurde kontinuierlich von Kulturen der Reiternomaden geprägt, die ihre Heimat im eurasiatischen Steppenraum hatten – sie sind ein wichtiger und unterschätzter Puzzlestein in der Entstehung Europas.
Reiternomaden in Europa
9. 4. – 6. 11. 2022