Reichenau: Neubeginn mit Maria Happel
In Reichenau bricht unter der künstlerischen Leitung von Maria Happel eine neue Ära an. Durch ihre Auswahl der Stücke – Theaterklassiker aus dem späten 19. bzw. aus dem 20. Jahrhundert – und durch das Engagement renommierter Regisseure, Schauspielerinnen und Schauspieler wird der vom Publikum so hochgeschätzte besondere Charakter der Festspiele Reichenau weiter gepflegt. Gleichzeitig verspricht aber die Zusammenarbeit mit jungen Künstlerinnen und Künstlern sowie unterschiedlichen Regisseuren und Leading Teams ein neues Kapitel dieser Festspiele der Sommerfrische.
„Wenn man für den Kurs eines Schiffes verantwortlich ist, das seit Jahrzehnten erfolgreich auf Fahrt ist, dann kann man nicht plötzlich eine Wendung machen und umdrehen! Da würde das Schiff kentern. Man muss langsam den Kurs verändern. Die Festspiele Reichenau haben eine Tradition. Dessen bin ich mir bewusst! Und ich kenne diese Tradition sehr gut!“
Maria Happel ist der Theaterwelt von Reichenau seit Jahrzehnten verbunden: Als Schauspielerin und Regisseurin. „Ich habe hier nicht nur seit Jahrzehnten über 200 Mal gespielt und inszeniert, wir haben viele Sommer mit der Familie hier verbracht. Die Kinder von uns Schauspielern sind seither miteinander befreundet. Wir hatten das Gefühl, in den Ferien zu sein und abends haben wir gearbeitet. Es war alles anders als im Theaterleben in der Stadt …“
Eigenproduktionen im Theater Reichenau
Der künstlerische Fokus liegt in hochkarätigen Theaterproduktionen, die ausschließlich bei den Festspielen Reichenau für einen Sommer zu erleben sind. Bei der Auswahl der Regisseure schließt Happel auch an ihre eigene Theater-Vergangenheit an und holt erstmals Torsten Fischer, Christian Berkel und Peter Dehler nach Reichenau. Über Torsten Fischer, der heuer Anton Tschechows „Die Möwe“ inszenieren wird, sagt sie: „Er war mein erster Regisseur, als ich mit dreiundzwanzig angefangen habe, mit der Rolle der „Piaf“ Theater zu spielen. Als meine Tochter Paula die Lucy unter Torsten Fischer in der „Dreigroschenoper“ an der Josefstadt gespielt hat, haben wir uns wiedergefunden – obwohl wir uns nie ganz aus den Augen verloren haben! Ich habe ihn für Reichenau gefragt, und er hat sofort zugesagt!“
Der international bekannte Schauspieler Christian Berkel konnte für die Regie von Frank Wedekinds „Frühlings Erwachen“ gewonnen werden, das mit Nachwuchstalenten des Max Reinhardt-Seminars (mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien) in den jugendlichen Rollen zusammen mit etablierten Schauspielgrößen erarbeitet wird.
Carl Zuckmayers „Des Teufels General“ in der Regie und Bearbeitung Hermann Beils hätte bereits 2020 Premiere haben sollen. Doch die Festspiele sind der Pandemie zum Opfer gefallen. Maria Happel übernimmt die Produktion bewusst „als Zeichen einer Wertschätzung“ der früheren Festspiel-Ära.
Peter Dehler inszeniert die Damenversion von Neil Simons Erfolgskomödie „Ein ungleiches Paar“. Die Dialoge werden mit Angelika Hager in neuer Frische erarbeitet.
Neue Formate
In einer neuen Reichenauer Version des bereits einmalig im Theater im Park gezeigten „Über unsere Verhältnisse“, feiern Maria Happel und Kollege Michael Maertens ihre gemeinsame, 30-jährige Bühnenvergangenheit – und lesen „beziehungsreiche“ Text von Erich Kästner und Loriot bis Arthur Schnitzler. Tommy Hojsa umrahmt die Veranstaltung musikalisch am Akkordeon.
Mit „Peter und der Wolf“, dem wohl berühmtesten aller musikalischen Märchen aus der Feder Sergei Prokofjews, wird erstmals ein Familienstück bei den Festspielen gezeigt. Maria Happel wird die Geschichte selbst erzählen, begleitet von Studierenden der mdw – Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien in einer Fassung für kleines Ensemble. Bei Schönwetter wird im Innenhof von Schloss Reichenau gespielt.
Zur neuen Gesprächsreihe „Alte Meister“ ließ sich die künstlerische Leiterin unter anderem durch François Truffauts „Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?“ (Originaltitel: „Le cinéma selon Hitchcock“) inspirieren. Peter Stein, Klaus Pohl, Martin Schwab, Claus Peymann, Hermann Beil, Rudolf Buchbinder werden zu Gast sein.
Bei den „Nach(t)gesprächen“ sprechen Schauspielerinnen und Schauspieler im Anschluss an je eine Vorstellung pro Produktion über das jeweilige Stück und bieten dem Publikum interessante Einblicke.
Schauspielensembles
Die neue künstlerische Leiterin will Brücken schlagen: Thematisch zwischen alt und neu. Und menschlich – zwischen den Generationen.
Seit 2020 ist Maria Happel Leiterin des Wiener Max Reinhardt-Seminars (mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien). Sie möchte Synergien zwischen dem renommierten Ausbildungsinstitut und Reichenau herstellen: Hervorragende junge Schauspielerinnen und Schauspieler des Reinhardt-Seminars werden gemeinsam mit arrivierten Kolleginnen und Kollegen auf der Bühne stehen.
Maria Happel möchte weiterhin eine Art Ensemblegedanken pflegen und neben neuen Gesichtern immer wieder bekannte Publikumslieblinge nach Reichenau holen. So werden diesen Sommer etwa Petra Morzé und Fanny Stavjanik als „ungleiches Paar“, Sandra Cervik, Martin Schwab und Claudius von Stolzmann in der „Möwe“ oder Stefanie Dvorak in „Frühlings Erwachen“ zu sehen sein, während u.a. der aus Film und Fernsehen bekannte Schauspieler Stefan Jürgens in der Titelrolle von „Des Teufels General“ in Reichenau debütiert.
Reichenau: Das Publikum
Neben dem treuen Reichenauer Stammpublikum soll auch vermehrt ein junges Publikum angesprochen werden. Abgesehen vom Familienstück „Peter und der Wolf“ mit eigenen Kinderpreisen, bieten die Festspiele für alle anderen Stücke eine Jugendermäßigung an: Karten zum halben Preis für unter 26-Jährige.
Auch für den neu gegründeten Verein der Freunde der Festspiele Reichenau, der seinen Mitgliedern ein Vorkaufsrecht sowie ausgewählte Rahmenprogramme bietet, gibt es eine eigene Jugendmitgliedschaft für unter 30-Jährige mit einem Jahresbeitrag von €20. Neben dem Vorkaufsrecht sollen Jugendmitglieder auch durch Veranstaltungen wie After Show Drinks mit Festspielkünstlerinnen und -künstlern in das Geschehen hinter der Bühne eingebunden werden.
Neu ist auch der Online-Verkauf, der ab dem allgemeinen Verkaufsstart am 28. März 2022 um 9 Uhr einem möglichst breiten Publikum den Zugang zu Karten ermöglichen soll.
Ein Bustransfer zwischen dem Hauptgebäude der Universität Wien und dem Theater Reichenau soll Gästen ohne Auto den Besuch einzelner Theatervorstellungen erleichtern.
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