Kunsthalle: „… von Brot,
Kunsthalle: „… von Brot,
Wein, Autos, Sicherheit und Frieden“

Kunsthalle: „… von Brot, Wein, Autos, …“

„… von Brot, Wein, Autos, Sicherheit und Frieden“ ist die erste Ausstellung in der Kunsthalle Wien, die das WHW-Kollektiv kuratiert hat. Sie bietet einen breitangelegten Überblick über die vielfältigen künstlerischen und politischen Bestrebungen, mit denen sich WHW über die Jahre auseinandergesetzt haben, und stellt einige der vielen Künstler*innen vor, die ihre kollektive Tätigkeit im Lauf der Jahre inspiriert haben. Zugleich skizziert die Ausstellung die Orientierung des Programms, das die Direktorinnen in den nächsten fünf Jahren entwickeln wollen.

Der Titel zitiert den libanesischen Schriftstellers Bilal Khbeiz, der am Beginn der 2000er-Jahre über einige der Dinge sinnierte, die den Unterschied zwischen den Träumen der Menschen im Globalen Süden und jenen im Westen ausmachen (Globalization and the Manufacture of Transient Events, Beirut: Ashkal Alwan, 2003). Mit genau dieser Aufzählung – Brot, Wein, Autos, Sicherheit und Frieden – brachte Khbeiz die Vorstellung eines „guten Lebens“ auf den Punkt, das damals für große Teile der Menschheit unerreichbar war.

Fast zwei Jahrzehnte später scheint es, als sei die Befriedigung solcher Grundbedürfnisse für immer mehr Menschen auch an Orten gefährdet, wo sie einmal als selbstverständlich galt: Der Klimawandel lässt den Fortbestand des Lebens auf der Erde fraglich erscheinen; während die ökologische Zerstörung voranschreitet, nehmen Ungleichheit und Ungerechtigkeit im gleichen Maße zu wie der Glauben in die Segnungen des Kapitalismus schwindet. Die aktuelle Pandemie, die derzeit in unterschiedlichen Ausmaßen weltweit zu erleben ist, ist nur eine, wenn auch drastische Manifestation der Brüchigkeit unserer Gesellschaften. Wie dringend notwendig ein uneingeschränkter Zugang zu öffentlichen Versorgungssystemen und die gemeinsam getragene Verantwortung füreinander sind, ist dabei umso deutlicher geworden.

Das „gute Leben“ neu denken

Kurz gesagt: Die Vorstellung vom „guten Leben“ ist eine Fantasie, eine hartnäckige und „grausame Anhänglichkeit“ an eine Welt, die es nicht mehr gibt (Laurent Berlant, Cruel Optimism, Durham, N.C.: Duke University Press, 2011). Und doch will diese Ausstellung weder zur Verzweiflung raten noch in schwarzmalerischer Manier eine Kritik aller Übel der Welt ausbreiten. Vielmehr versuchen die versammelten Künstler*innen und Werke, das „gute Leben“ für den Einzelnen wie die Gesellschaft neu zu denken.

Die Ausstellung stellt einen Versuch dar, mit vereinten Kräften die politische Welt von heute zu verstehen, und will die Kämpfe um ihre Veränderung reflektieren, um diesen neue Energie zuzuführen.

Mit ihren Fragestellungen zum „guten Leben“ zeigt die Ausstellung der Kunsthalle Wien an ihren zwei Standorten, im Museumsquartier und am Karlsplatz, Alternativen auf: sowohl zur Angst vor einem drohenden wirtschaftlichen und sozialen Kollaps als auch zur Rückkehr zu einer eigentlich unhaltbaren „Normalität“ – scheinbar die einzigen zwei Optionen, die es gegenwärtig gibt. Kritische, konstruktive und fantasievolle künstlerische Stimmen entwerfen Perspektiven für gesellschaftlichen Wandel und neue Formen des Zusammenlebens.

… von Brot, Wein, Autos, Sicherheit und Frieden stellt Fürsorge, Solidarität und ein Gespür für das Mögliche in den Mittelpunkt – Werte, die für viele Menschen nun wesentlich kostbarer geworden sind als noch vor der unerwarteten Schließung der Ausstellung.

„… von Brot, Wein, Autos, Sicherheit und Frieden“ bis 4. Oktober in der Kunsthalle Wien.