Karl Ratzer
Karl Ratzer
Silvester- und Neujahrs-Special im Porgy & Bess

Karl Ratzer: Silvester Special im Porgy & Bess

Karl Ratzer spielt traditionell am 31. Dezember und am 1. Jänner im Porgy & Bess. Heuer mit Ed Neumeister, Peter Herbert und Howard Curtis.

  • Karl Ratzer: guitar, vocals
  • Ed Neumeister: trombone
  • Peter Herbert: bass
  • Howard Curtis: drums

Freitag, 31. Dezember 2021, 22 Uhr

Jazzmusikalischer Kehraus des alten Jahres ist und bleibt eine Angelegenheit für den „String King“ Karl Ratzer. Ein ordentlicher Knall gleich zu Beginn: eine harmonisch und melodisch flanierende Version von Sam Rivers´ „Beatrice“. Akkordstützen wurden geschmacksicher durcheinander gewirbelt. Changes auf tonale Abenteuer geschickt. Ratzer legte all sein Herz diesmal in ausgedehnten Improvisationen offen und faszinierte mit seiner Gabe die harmonische, melodische Grundsubstanz der Themen durch Umkehrungen, Alterationen einer weiterführenden Inhaltlichkeit zuzuführen, aufs Neue. Und er überraschte das eine oder andere Mal mit entkoppelten Klangsplitterkonzentraten a la Derek Bailey. Deutlich zu Tage trat diesmal auch, dass der Gitarrist sein Soul/Rock-Faible im Köfferchen ließ und zur Gänze seine Jazzseele auspackte. Die konzeptionelle Primärausrichtung der Musik verhandelte zwar tradierte Ordnungsprinzipien, doch ihre Meisterlichkeit ermöglicht es den Musikern in den Extempores aus einem Neo-Bop Destillat heraus, teils mit melodisch riffartigen Motivbildungen, reichhaltig modalen Wagnissen zu huldigen. Es entstand ein musikalischer Organismus in dem sich Fixiertes und Unbestimmtes – sowohl widerspruchsreich als auch angeglichen – schöpferisch durchmischte. Ed Neumeister brillierte als einer der relevantesten, heutigen Posaunenstilisten, Peter Herbert mit einem Ton für die Ewigkeit, vollbrachte einen alle musikalischen Parameter zusammenfassenden Exploit. Timekeeping feinster Nuancierung, dabei Gleichförmigkeit und Monotonie außer Kraft setzend, aber auch melodieverständige, schlagtechnisch bravouröse Alleingänge gleiteten Curtis aus Händen und Füßen. „Das Leben entsteht jeden Moment neu und frisch: so soll es auch in der Musik sein.“, gab einmal der große Schlagzeuger Milford Graves zu Protokoll. Karl Ratzer stellt dies Jahr für Jahr souverän unter Beweis. (Hannes Schweiger, über das Konzert vom 01.01.2021)

Karl Ratzer am Samstag, 1. Jänner 2022, 20:30 Uhr

Der jazzharmonische „Jahreseinklang“ liegt in liebgewonnener Tradition in den „goldenen Händen“ von Karl Ratzer. Er und seine Mannen betreten die Bühne und Momente später sitz einem einer dieser magischen Ratzer-Akkorde im Nacken. Verklungen, mäandert zunächst in offener Form eine feingliedrige Kollektivimprovisation, im ratzerschen Kosmos in solcher Prägung ein Novum, einher. Punktgefasstes, freies Klangfarbenspiel tropft plötzlich ebenso selbstverständlich von Ratzers Fingern. Folglich gerinnts zu einem inbrünstigen Blues. Federnd und gelöst in der Rhythmik. Dorthin entführt vom vielleicht besten Gespann in jener Umgebung: Herbert & Curtis. Ratzer beginnt eine Serie von Soli, im vielgerühmten Eigensinn, in denen er die harmonische Außenhaut überlieferter Standards sowie die seiner, in der Gemengelage Jazz/Blues/Soul brodelnden Erfindungen neu aufzieht. Und fallweise mit seinem „Kauderwelsch-Croonen“ das Geschehen zusätzlich emotionalisiert. Gleichsam legt der umwerfende Könner Ed Neumeister ein entsprechendes Quantum Gefühl offen. Individuell im Tonvorrat bis hin zum Geräusch und Multiphonics. Generell verblüffend, die kollektiv nun erreichte Leichtigkeit dieser Mischung aus notatorischer Festlegung und spontanen Inventionen. Das Feuerwerk der Klänge und Grooves zündet. In kontinuierlichen Abständen liest man über den Einfluss künstlicher Intelligenz im Musikschaffen. Angesichts der vom Ratzer Quintett demonstrierten musikalischen Intelligenz, menschlichen Gefühlsmacht, dem narrativen Vermögen aus begnadeten Händen, wird die KI mit ihrer algorithmischen Starre eine musikgeschichtliche Fußnote bleiben. (Hannes Schweiger)

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