Jazzfestival Saalfelden
Jazzfestival Saalfelden
von 16. bis 22. August

Jazzfestival Saalfelden 2021

Das Jazzfestival Saalfelden ist zurück: Nachdem man im Vorjahr coronabedingt den renommierten Konzertreigen zunächst absagen musste, um dann doch einen verkleinerten “Jazz-Weekender” anzubieten, gibt es heuer wieder Programm auf allen Bühnen – und noch mehr. Denn nicht nur wird das Festival von 16. bis 22. August auf eine Woche ausgedehnt, auch neue Locations hat das Team um Mario Steidl wieder im Angebot. Insgesamt gibt es mehr als 60 Konzerte.

“Wie man sich vorstellen kann, war die Planung alles andere als einfach”, erklärte der künstlerischen Leiter bei der Online-Programmvorstellung der 41. Ausgabe. “Normalerweise gilt der Spruch: Nach dem Festival ist vor dem Festival, man beginnt sofort mit der Programmierung. Heuer war aber alles anders.” An nicht weniger als vier Konzepten habe man gefeilt, Ende April entschied man sich schließlich dazu, für ein weitestgehend normales Festival zu planen. Das hat sich nun bezahlt gemacht.

Jazz kehrt zurück nach Saalfelden

So gibt es die Rückkehr der Hauptbühne im Congress, die von 20. bis 22. August mit jeweils vier Konzerten bespielt wird. Dort ist dann die zuletzt vermisste internationale Szene wieder mit von der Partie, etwa US-Gitarrist Marc Ribot, der seine Band Ceramic Dog mitbringt. Ein gern gesehener Festivalgast ist auch Pianistin Sylvie Courvoisier, die gemeinsam mit Kris Davis in die Tasten greifen wird. Aber auch das Kaja Draksler Octet, Chuffdrone oder Irreversible Entanglements werden für reichlich anspruchsvolle Sounds sorgen.

Ein laut Steidl weiteres Herzstück des Festivals ist die sehr zeitgenössisch angelegte Schiene Short Cuts, die im Kunsthaus Nexus das Trio Dell/Lillinger/Westergaard, Philipp Gropper’s Philm oder die heimische Formation GeoGeMa bereithält. Im White Cube des Kunsthauses werden die Musikerinnen Maja Osojnik, Clemens Wenger und Katharina Ernst ihre Klänge auf visuelle Interventionen treffen lassen, die Buchbinderei Fuchs wird wie schon in den vergangenen Jahren zum Ort der Experimente.

Artist in Residence

Dabei ist der diesjährige Artist in Residence Christian Reiner zu nennen: Der Sprachkünstler wird mit insgesamt fünf Projekten vertreten sein. Auch für ihn sei die Planung aufgrund der Pandemie nicht leicht gewesen, “da gab es von Anfang an die Pläne B und C und wenn möglich sogar D”, kommentierte er die Herausforderung. “Mir war es ein großes Anliegen, etwas Neues zu machen, um auch für mich neue Wege zu gehen.” Er wird sich etwa dem Werk der heimischen Dichterin Christine Lavant annehmen, gemeinsam mit verschiedenen Blasmusikern das Vorhaben “Luft” umsetzen oder das Kinderkonzert “Tetete” mit Zeichnern zur Aufführung bringen.

Nachdem man im Vorjahr für den Weekender schon den Stadtpark in Beschlag genommen hat, werden die dortigen Konzerte und DJ-Lines fortgeführt. Hierfür versprach Steidl wieder eine bunte Mischung, “von Pop bis World Music”, die ein möglichst breites Publikum erreichen soll. Neu hinzugekommen als Aufführungsort ist unterdessen die historische Otto-Gruber-Halle, eine alte Industriehalle am Rande der Pinzgauer Gebirgsstadt. Dort sind acht Konzerte geplant, darunter eine Zusammenarbeit der gefeierten US-Künstlerin Moor Mother mit dem heimischen Schlagzeugtausendsassa Lukas König.

Rahmenprogramm beim Festival in Saalfelden

Ausgebaut werden auch die musikalischen Wanderungen und Almkonzerte, sogar mit dem Rad kann es für besonders sportliche Jazzfans in die Berge gehen. Insgesamt sind zwei Drittel des Angebots bei freiem Eintritt zugänglich. “Kulturelle Teilhabe ist gerade in Zeiten wie diesen wichtig, um auch ein regionales und lokales Publikum einzubinden”, betonte Steidl. Wie üblich liegt ein besonderer Schwerpunkt auf österreichischen Künstlerinnen und Künstlern, die etwa 50 Prozent des Programms ausmachen.

Ticktets für das Jazzfestival

Geschichte

Gegründet als Drei Tage Jazz fand das Festival erstmals im Mai 1978 in Saalfelden statt. Damals spielten unter anderem Irene Schweizer, Leroy Jenkins, Cecil Taylor, Clifford Thornton und das Vienna Art Orchestra. Zunächst wurden die Konzerte auf einer Wiese beim damaligen Gasthof Ranch veranstaltet.
Ab 1979 veränderte sich die Veranstaltung zu einem umfangreichen Festival, das in einer Zeltstadt einen besonderen Schwerpunkt auf innovative Projekte legte. An drei Konzerttagen im Hauptzelt bot das Festival meist in sechzehn Konzerten einen Überblick über aktuelle Strömungen. Hinzu kam die Nebenreihe Short Cuts, die ab 2002 im Kunsthaus NEXUS beheimatet war: Neben zeitgenössischem Jazz waren nun auch neue Improvisationsmusik, zeitgenössische komponierte Musik und elektronische Musik regelmäßig vertreten.
Mehrmals stand das Festival wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten kurz vor dem Aus: 1989 musste das Festival ebenso wie 2005 aus finanziellen Gründen ausfallen. Seitdem führt der Verein Zentrum für Zeitgenössische Musik mit dem Tourismusverband Saalfelden (als wirtschaftlichem Leiter) das Festival mit Hilfe deutlich erhöhter Subventionsgelder von Land und Bund durch: Das Rahmenprogramm wurde ausgebaut und die Konsolidierung gelang. Zur Jubiläums-Ausgabe 2019 kamen an fünf Spieltagen insgesamt 25.000 Besucher, um das umfangreiche Konzertangebot zu verfolgen; es gab 80 Konzerte auf unterschiedlichen Bühnen, rund 60 davon bei freiem Eintritt.
In den letzten Jahren erhielten österreichische Musiker immer im Eröffnungskonzert die Gelegenheit, wegweisend neue Programme erstmals in Saalfelden zu präsentieren, beispielsweise 2016 Lukas Kranzelbinder mit seinem Projekt Shake Stew. Das Festival ist eines der wichtigsten Jazzfestivals in Österreich; es gilt seit mehr als 30 Jahren als „das kulturelle Aushängeschild der Region Salzburg – und hat den Boden für Kunst und Kultur der unterschiedlichsten Richtungen geebnet.“