Harnisch im KHM
Harnisch im KHM
Die Iron Men der Renaissance

Harnisch im KHM: Die Iron Men der Renaissance

Der Harnisch. – Das Kunsthistorische Museum widmet sich in seiner großen Frühlingsausstellung einem bisher wenig beleuchteten, künstlerisch und kulturell aber hochbedeutenden Aspekt der europäischen Renaissance.

Es existiert eine Vielfalt an Formen dieses Bekleidungsstückes, je nachdem, ob es für Krieg, Turniersport oder festliche Anlässe vorgesehen war. Iron Men wird erstmals einige der spektakulärsten Plattnerarbeiten, die vom späten 15. bis zum frühen 17. Jahrhundert in Europa entstanden, an einem Ort vereinen. Gemeinsam mit ausgewählten Gemälden, Textilien und Skulpturen werfen die rund 170 Objekte ein neues, mitunter überraschendes Licht auf ein komplexes Thema. Bis heute ist es von romantisch-verklärten Vorstellungen aus Literatur und Film geprägt, die erheblich zu einem hegemonialen Männlichkeitsbild beigetragen haben und weiterhin geschlechtsspezifische Verhaltenserwartungen beeinflussen.

Die Schau setzt sich mit der symbolischen Bedeutung des Harnisches in der frühneuzeitlichen Gesellschaft auseinander. Sie illustriert dabei seinen Stellenwert als politisches und dynastisches Symbol, als diplomatisches Geschenk, als persönliches und historisches Erinnerungsstück und nicht zuletzt als hochmodisches stählernes Kleidungsstück – und dies über religiöse, ideologische und auch geschlechtliche Grenzen hinweg.

+Im Zentrum der Ausstellung stehen Meisterwerke der Wiener Hofjagd- und Rüstkammer. Ergänzt werden diese Objekte durch Leihgaben etwa aus dem Metropolitan Museum of Art in New York und der Real Armería in Madrid.

  • 29. März bis 26. Juni 2022
  • Gemäldegalerie Kunsthistorisches Museum
  • Maria-Theresien-Platz
  • Tel. 01/525 24 – 0, www.khm.at

Harnisch = Rüstung

Ein Harnisch ist die den Körper bedeckende Rüstung eines Ritters. Angefertigt wurden auch Pferdeharnische und Elefantenharnische.
Ursprünglich wurde die Bezeichnung auf die gesamte Ausrüstung (Vollharnisch) eines Ritters angewandt. Um etwa 1200 wandelte sich die Bedeutung und der harnasch war nur noch der zum Schutz des Oberkörpers bestimmte Teil der Rüstung.
Im Hochmittelalter war der Harnisch eine auch „Brünne“ oder „Haubert“ genannte Kettenrüstung, die sich über verschiedene Mischformen zum spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Plattenpanzer entwickelte. Solche Rüstungen wurden von einem Plattner hergestellt und anschließend von einem Harnischfeger poliert oder geätzt.

Harnisch ist eine Sammelbezeichnung für Schutzwaffen innerhalb der Gruppe der Rüstungen, die zur Körperbedeckung dienen. Untergruppen von Harnischen haben sich in verschiedenen Zeiträumen, Kulturkreisen und nutzungsbezogen entwickelt. Insbesondere sind dazu bekannt:

  • Dreiviertelharnisch, bei dem der Lederstiefel und Lederhandschuhe die entsprechenden Rüstungselemente ersetzen. Seit dem frühen 17. Jahrhundert vor allem bei der Reiterei üblich.
  • Halbharnisch, bei dem zusätzlich auf Schulter-, Arm- und/oder Beinschienen verzichtet wurde. Üblich bei Fußsoldaten und Reitern.
  • Küriss, eine Variante der Halbharnische für die Reiterei. Nicht zu verwechseln mit dem Kürass, der nur den Brust- bzw. Rückenpanzer umfasste.
  • Prunkharnisch, aufwändig verziert, zugunsten des Tragekomforts meist von geringem Gewicht und dann ohne Schutzwirkung. In der Porträtmalerei des Barock noch bis ins zweite Drittel des 18. Jahrhunderts hinein als adeliges Statussymbol dargestellt, ähnlich der Halsberge und des ebenfalls anachronistischen, in der Realität nicht mehr getragenen spätmittelalterlichen Helms.