Dreigroschenoper
Dreigroschenoper
in den Kammerspielen

Dreigroschenoper in den Kammerspielen

Die Kammerspiele zeigen ab 5. 9. Brecht/Weills „Dreigroschenoper“. Mit Herbert Föttinger, Maria Bill, Eva Mayer, Claudius von Stolzmann u.v.a.

Die Geschichte um den Bettlerkönig Peachum, seine Tochter Polly und den mafiosen Schwerkriminellen Macheath, genannt Mackie Messer, geht auf John Gays The Beggar’s Opera, einem Werk aus dem Jahr 1728, zurück. 200 Jahre später bearbeitete Bertolt Brecht eine Neuübersetzung für die Eröffnung des Theaters am Schiffbauerdamm in Berlin und gab dem Stück auf Anregung von Lion Feuchtwanger den Titel Die Dreigroschenoper. Die Probenzeit verlief aus vielerlei Gründen turbulent, die Inszenierung drohte mehrmals zu scheitern, aber nachdem die Premiere am 31. August 1928 doch glücklich über die Bühne gegangen war, wurde das Stück zum größten Theatererfolg der damaligen Zeit, woran nicht zuletzt die Musik von Kurt Weill entscheidenden Anteil hatte.

Peachum ist der Organisator und Ausbeuter der Londoner Bettler. Seine Tochter Polly hat er allerdings nicht unter Kontrolle, sie heiratet unerlaubt seinen Kontrahenten, den Banditen Macheath, genannt Mackie Messer. Pollys Eltern wollen Macheath mittels Intrigen beseitigen: er soll der Polizei und damit dem Galgen ausgeliefert werden. Polly warnt Macheath, er setzt sich ab. Nur einem kann sich Macheath nicht entziehen: seinem wöchentlichen Besuch bei den Huren. Die Hure Jenny wird von Frau Peachum bestochen und verpfeift Macheath bei der Polizei. Er wird festgenommen, ein Hin- und Her mit Bestechung und Erpressung um die Freilassung oder Hinrichtung von Macheath beginnt. Schließlich will doch keiner die 1000 Pfund Bestechungsgeld für Macheaths Freilassung zahlen, der Gangster muss unter den Galgen treten. Im letzten Moment trifft ein reitender Bote der Königin ein, die Macheath begnadigt, denn es ist der Tag ihrer Krönung.

In der Regie von Torsten Fischer spielen Herbert Föttinger, Maria Bill, Eva Mayer, Claudius von Stolzmann u.v.a.

Infos zur Aufführung in den Kammerspielen

Hintergrund „Dreigroschenoper“

Die Opern Georg Friedrich Händels erlebten in den 1920er Jahren eine Wiederentdeckung, daher kam auch die Händelparodie Beggar’s Opera von John Gay und Christopher Pepusch wieder ans Licht. Bertolt Brecht schrieb auf der Grundlage einer Übersetzung der Beggar’s Opera (1728) von Elisabeth Hauptmann die Dreigroschenoper 1928/29 für das Theater am Schiffbauerdamm in Berlin. Als er hörte, der avantgardistische Kurt Weill sollte die Musik liefern, fürchtete Brecht um die Eingängigkeit, aber die ersten Kostproben von Weills Songs überzeugten ihn. Weill bediente sich sowohl damals aktueller Formen und Rhythmen als auch klassischer Schemata: Man findet Tango und Shimmy wie barocke Polyphonie und Arien – nur erhält alles bei Weill einen doppelten Boden; so wird zum Beispiel Peachums Morgenchoral ein provokantes Zerrbild protestantischer Arbeitsmoral. Das Stück insgesamt ist eine zynische Satire auf die Doppelmoral des Bürgertums in Zeiten des Kapitalismus. Weill selbst bezeichnete die Dreigroschenoper als „konsequenteste Reaktion auf Wagner“, die Ballade der Seeräuberjenny entstand in Absetzung zu Sentas Ballade in Der fliegende Holländer. Die Uraufführung war der Beginn eines Welterfolgs, der zwar durch die Verunglimpfung durch die Nationalsozialisten als „entartete Kunst“ unterbrochen wurde, nach dem Zweiten Weltkrieg aber unaufhaltsam weiterging – die Aktualität des Stückes ist bis heute ungebrochen.