Donaufestival
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Donaufestival Mediathek

Auch das Donaufestival musste abgesagt werden. Auf der Website findet man eine Mediathek der Künstler, die heuer aufgetreten wären.

Unter dem Motto „Machines Like Us“ wollte das Donaufestival heuer Ende April/Anfang Mai verschiedene Aspekte der Verstricktheit von Menschen und Maschinen demonstrieren, die sich in ihrer Gesamtheit weder zu einer simplen dystopischen Technophobie noch zu einer utopischen Heilserwartung an kommende Superintelligenzen zusammenfügen lassen.

Staat dessen bietet das Donaufestival auf seiner Website nun eine Mediathek vieler Künstler, die heuer aufgetreten wären.Für jene Menschen, die mit dem Programm des Festivals bisher wenig anfangen konnten, ist das eine gute Gelegenheit, sich einmal rasch einen Überblick zu verschaffen.

Aus dem Programm vom 25. April

(Es gibt für jeden der sechs Festival-Tage eine eigene Liste. Die Texte über die Künstler sind von der Donaufestival-Website entnommen.)

Elvin Brandhi

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Die gewaltigste Stimme im gegenwärtigen Pop-Underground besitzt die britische Sängerin Elvira Brandhi. Gewaltig ist sie in der Art und Weise, in der Brandhi ihren Gesang mit Loop-Stationen und elektronischen Filtern manipuliert, vervielfältigt und zum musikalischen Material macht. Auf der Bühne verflicht sie die Geräusche aus ihrem Mund und ihrer Lunge mit Field Recordings, mit Band-Echos, gescratchtem und präpariertem Vinyl; aus den leisesten und intimsten Entäußerungen des Selbst erschafft sie weite Klangpanoramen von gleißender Schönheit und konzentriert zwirbelndem Schmerz.

Ghostpoet

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Das ist Musik aus einer anderen Welt; aus einer Welt, in der die Zeit zum Stillstand gekommen scheint; und in der doch darum die Geister der Vergangenheit und der Gegenwart nur umso entfesselter drängen, murmeln und fordern. Träumen wir schon oder wachen wir noch? I Grew Tired But Dare Not Fall Asleep heißt das aktuelle Album von Obaro Ejimiwe alias Ghostpoet: Das rhythmische und klangliche Erbe des TripHop hat der britisch-nigerianische Sänger und Produzent, noch konsequenter als auf seinen früheren Werken, zu einer Musik der traumatischen Unheimlichkeit reduziert und verdichtet: dystopischer Blues für eine Welt, in der die Katastrophe jeden Tag wieder von Neuem abgewehrt werden muss.

Gabber Modus Operandi

Den irrsten, lustigsten und ganzkörperergreifendsten kosmopolitischen Krach, den man sich vorstellen kann, bietet das indonesische Duo Gabber Modus Operandi. Kasimyn und Ican Harem kombinieren klassische Ritualtänze ihrer Heimat wie den Jathilan, bei dem sich das Bewusstsein für die Vermählung mit animalischen Geistern öffnet, mit neueren Arten der ihrerseits grenzüberschreitungsinteressierten europäischen Rave-Musik; in ihre elektronischen Beats flechten sie Samples traditioneller Instrumente wie etwa von balinesischen Gamelans.

Senyawa

Das indonesische Duo Senyawa verbindet traditionelle javanesische Musik mit der Drastik des Metal und mit den Techniken der neuesten elektronischen Avantgarde. Wukir Suryadi spielt auf selbstgebauten Instrumenten wie dem Bambusspeer, dessen Stahlsaitenklang er filtert und manchmal auch fies fiepend verzerrt; Rully Shabara singt dazu mit einem grollenden Bariton, der nicht selten in Black-Metal-artiges Grunzen kippt und manchmal auch in unterwürfiges Wimmern. Folklore und Improvisation, ritualistische Beschwörungen und Doom-artige Extremmeditation kommen auf eine niemals zuvor gehörte Weise zusammen.

Haskii

Haskii ist eine in Wien lebende Designerin, Fotografin, bildende Künstlerin und DJ. Ihre breit gefächerten Sets sind Ausdruck ihrer vielschichtigen Sicht auf elektronische und Club-Musik. In ein und demselben Set verbindet sie mühelos unheimliche Klanglandschaften mit dynamischen Techno-Tracks und schafft so eine Atmosphäre, die herausfordernd und aufregend zugleich ist.

The Caretaker

Die Musik von James Leyland Kirby alias The Caretaker handelt vom Gedächtnis und vom Vergessen; seine Lieder klingen, als ob sie von vernutzten Schellackplatten abgespielt werden oder aus blassen Kindheitserinnerungen herüberwehen, wie im Zwischenzustand eines Wachtraums. In seiner sechsteiligen Albenserie Everywhere at the End of Time, die er 2019 zum Abschluss gebracht hat, bringt er Lieder zu Gehör, die ihm von Alzheimer-Patienten vorgesummt wurden: eine elementare, berührende, tief aus dem Menschlichen schöpfende Kunst.

HAAi

Elektroautos? Nicht im Elektropop! Die australische Techno-Produzentin Teneil Throssell alias HAAi eröffnet ihre aktuelle EP Systems Up, Windows Down mit alten Aufnahmen vom startenden Ford Mustang ihres Vaters: eine Reminiszenz an ihre Jugend, die sie nach eigener Auskunft mit sinnlosem Cruisen durchs Outback verschwendet hat. Ihre künstlerische Karriere begann sie später in London in einer Psychedelia-Band; in Berlin lernte sie im Berghain die Wonnen des Industrial Techno kennen. Ihre Beats verflicht sie durchweg mit Field Recordings, gesampelten Geräuschen und Gesängen – eine klanglich enorm inspirierte Musik, die doch niemals ins selbstbezüglich Ambientöse abgleitet.

Das Donaufestival

An zwei Wochenenden im Frühling wird Krems an der Donau zu einer internationalen Plattform für neue Performance-Kunst und Musik. Neue Theater-Formen, Medien-Theater, Film, Video, Rap, Spoken Word, Hip-Hop, experimentelle Musik, Klangkunst, Post Rock, Elektronik und Diskurs-Pop werden geboten. Künstler aus den unterschiedlichsten Genres setzen sich mit den Strategien, Dystopien und Utopien der Medien- und Massengesellschaft auseinander.

Das Festival wurde 1988 gegründet und fand ab 2005 unter der künstlerischen Leitung vom späteren Wiener-Festwochen-Kurzzeit-Intendanten Tomas Zierhofer-Kin statt. Künstler und Gruppen, die im Rahmen des Donaufestival auftraten waren beispielsweise: die Wiener Symphoniker, David Tibet, Nurse With Wound, Will Oldham, Throbbing Gristle, Gang of Four, J. G. Thirlwell, Věra Bílá & Kale, das Chris Jarrett Trio und Squarepusher.

2017 übernahm Radiomacher, Kulturjournalist und Buchautor Thomas Edlinger als Nachfolger von Tomas Zierhofer-Kin die Leitung des Donaufestivals.

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