Die Frauen der Wiener Werkstätte
Mit der Ausstellung „Die Frauen der Wiener Werkstätte“ lenkt das MAK den Blick auf bisher wenig beachtete Gestalterinnen, die das Spektrum der Wiener Werkstätte wesentlich erweitert haben.
Das Schaffen der Künstler der Wiener Werkstätte (WW, 1903–1932), allen voran Josef Hoffmann, Koloman Moser und Dagobert Peche, genießt weltweites Renommee. Den Künstlerinnen galt dagegen bisher nur vereinzeltes Interesse. Gudrun Baudisch, Vally Wieselthier oder Mathilde Flögl sind bekannt. Aber wer waren Martha Alber, Karoline Fink oder Paula Lustig? Mehr als 600 Exponate geben Einblick in das nahezu unbekannte und bisweilen radikale weibliche Design in Wien zwischen 1900 und 1930, das die einzigartige Stellung der WW zwischen Jugendstil und Bauhaus mitbegründet hat. (Das Foto zeigt Charlotte Billwiller, Mathilde Flögl, Susi Singer, Marianne Leisching und Maria Likarz um das Jahr 1925.)
Eindrucksvoll belegt die MAK-Ausstellung den Ideenreichtum der Entwerferinnen und ihre maßgebliche Beteiligung an der Entwicklung des Wiener Kunsthandwerks. Chronologisch wie thematisch geordnet, zeichnet die MAK-Schau den Weg der Künstlerinnen von der Ausbildung bis zur Rezeption in den 1920er Jahren nach. Mit den Recherchen zu „Die Frauen der Wiener Werkstätte“ leistete das MAK Pionierarbeit: 180 Künstlerinnen wurden als Mitarbeiterinnen der WW identifiziert, zu rund 140 davon erstmals Biografien erarbeitet.
Ausbildung und Vereinigung „Wiener Kunst im Hause“
Knapp 100 der Künstlerinnen sind mit Werken in der Schau vertreten. Sie arbeiteten auf allen Gebieten des Kunsthandwerks und studierten mehrheitlich an der Wiener Kunstgewerbeschule, die von Anbeginn das Frauenstudium erlaubte. Die Studentinnen wurden zunächst in Blumen- und Dekorationsmalerei ausgebildet, später in den Spezialateliers für Emailarbeiten und Spitzenzeichnen, also in traditionell „weiblichen“ Bereichen. Den Zu- gang zu Architektur und Bildhauerei öffnete der 1899 bestellte Direktor Felician von Myrbach. Er verpflichtete die Secessionskünstler Hoffmann und Moser als Leiter der Fachschulen für Architektur und Malerei. Im Sinne der Gesamtkunstwerk-Idee weiteten sie die Lehre auf das gesamte Kunstgewerbe aus und banden die Schülerinnen in die Zusammenarbeit mit Produzenten ein.