Austropop. Von Mozart bis Falco
„Austropop. Von Mozart bis Falco“ heißt die Ausstellung, die von 12. Oktober 2022 bis 4. September 2023 im Theatermuseum zu sehen ist.
Der Austropop beginnt eigentlich schon bei Mozart und Schikaneder – dies spiegelt sich auch bei Falco wider, womit gleich der Rahmen der neuen Ausstellung gegeben ist, die Popphänomene thematisch über die Zeiten hinweg gegenüberstellt und von einem Kurator*innen-Team des Theatermuseums gemeinsam kuratiert wird.
Österreich hat viele Popstars hervorgebracht. Zu ihnen zählen auch Johann Nestroy als großer Volksschauspieler und natürlich Johann Strauß, der in Amerika wie in Russland mit wahren Popkonzerten für Furore sorgte. Zahlreiche Operetten begeisterten auch am Broadway und in frühen Verfilmungen, mit ihnen kamen populäre österreichische Musiktheaterwerke auf internationale Bühnen. Der Tenor Richard Tauber zählte zu den großen Popstars der 1930er Jahre.
Armin Berg und Hermann Leopoldi legten in ihren Liedern mit Humor den Finger in die Wunden der Gesellschaft; dies setzte sich nach dem Zweiten Weltkrieg mit Helmut Qualtinger fort und führte zum Beginn der als „Austropop“ bezeichneten Ära. Arik Brauer, André Heller und Marianne Mendt gossen die Gesellschaftskritik in eigene, neue Formen. Ludwig Hirsch und Georg Danzer, Wolfgang Ambros und Rainhard Fendrich begründeten den Austropop, der sich bis heute weiterentwickelt.
Starkult, populäre Themen wie Sportbegeisterung vom „Wunderteam“ bis zu Wolfgang Ambros’ Schifoan, der Personenkult um Kaiserin Elisabeth von Operette über Film bis zum Musical, das Österreichbild zwischen Weißem Rössl und Sound of Music, aber auch die Ablehnung des Populären sind nur einige der Themen, die in dieser Ausstellung behandelt werden.
Mehr Infos auf www.theatermuseum.at
Austropop – die Geschichte
Die Ursprünge des Austropop können bis in das 19. Jahrhundert mit dem satirischen Theater verfolgt werden. Wegbereiter dafür waren Johann Nestroy und Ferdinand Raimund, die mitunter als Vorväter in der Tradition des oft politisch und gesellschaftlich kritischen und im Dialekt vorgetragenen Gesangs genannt werden. War Raimunds Werk noch an die Biedermeier-Zeit angelehnt, gingen Nestroys Stücke bereits auf die gesellschaftlichen Umwälzungen des Vormärz ein.
Weitere Einflüsse kommen aus dem Bereich Wienerlied. Ein berühmter, vor allem als Schauspieler, aber auch als Interpret bekannter Vertreter dieses Genres war Hans Moser, der zwischen Ende des 19. und Mitte des 20. Jahrhunderts als Volksschauspieler tätig war. Das Bekannteste von ihm gesungene Lied ist Die Reblaus.
In der Nachkriegszeit schrieben der Textdichter Erich Meder und der Komponist Hans Lang sehr erfolgreich Schlager mit Texten im Dialekt, die meist von Maria Andergast gesungen wurden. Bekannte Titel sind zB A fesche Katz, Bauernsamba oder Tramhapertes Menscherl. In den 1950er-Jahren feierte das österreichisch-schweizerische Duo Pirron und Knapp seine Erfolge mit Kabarettmusik.
Ab den 1970er-Jahren
Zu Beginn wurde insbesondere Popmusik mit Texten in österreichischem Dialekt als Austropop bezeichnet. Mittlerweile wird darunter allgemein Popmusik aus Österreich verstanden, wobei die Sprache der Texte irrelevant ist.
Austropop beinhaltet populäre, und dementsprechend kommerziell erfolgreiche, Musik verschiedener Genres aus dem Popmusikspektrum von Rock über Hip-Hop bis hin zur Alternative-Szene. Überschneidungen bestehen mit der Neuen Volksmusik oder dem Alpenrock, also einer Mischung aus Alpenländischer Volksmusik und Rockmusik. Gewöhnlich nicht zum Austropop gerechnet wird der Schlager inklusive des volkstümlichen Schlagers.
Die Entstehung des Austropop ging mit einer Reihe von Künstlern einher, die in ihrem Dialekt, anfangs vor allem dem Wienerischen, sangen. Bereits in den 1960er-Jahren hatte die Worried Men Skiffle Group mit Glaubst i bin bled einen für damalige Zeiten beachtlichen Hit präsentiert.
Ende der 1960er-Jahre und Anfang der 1970er-Jahre schufen dann eine Reihe von Musikern, neben Liedern auf Hochdeutsch, auch zunehmend solche in ihrem Dialekt. Unter den ersten landesweit populären Aufnahmen waren The Worried Men Skiffle Group mit ihrem legendären Auftritt bei der Sendung Wünsch Dir Was am 8. Oktober 1970 und ihrem umweltkritischen Text Der Mensch is a Sau, dem Zeitgeist der 1960er entsprechend mit Untertiteln “Schwein” für die Zuseherinnen und Zuseher im weiteren deutschsprachigen Sendegebiet, der BRD und der Schweiz. Es erschienen Marianne Mendts Wia a Glock’n (1970; Text: Gerhard Bronner) und Wolfgang Ambros’ Da Hofa (1971; Text: Joesi Prokopetz), aber auch dem Chanson nahestehende Songs von Liedermachern wie André Heller (A zigeina mecht i sei, 1970), Arik Brauer (etwa Sie hab’n a Haus baut und Sein Köpferl im Sand/„Hinter meiner, vorder meiner“) – das Album erreichte zweimal Gold – oder Georg Danzer und den Madcaps (I man I dram 1970), die als Begründung des Austropop gelten. Einen weiteren Achtungserfolg erzielte Georg Danzer, der schon früher einzelne Dialekt-Songs geschrieben hatte, mit der Single Der Tschik im Jahr 1972. Seinen Durchbruch hatte er etwas später mit Jö schau (1975). Experimentell blieb der frühe Austropop weiterhin mit Liedern wie Alle Menschen san ma zwider von Kurt Sowinetz (1972), einer Textfassung zu Beethovens Neunter, der heutigen Europahymne, oder dem Musical Der Watzmann ruft (Ambros, Tauchen, Prokopetz, 1974). Mit dem ersten Hit von Wilfried, Ziwui ziwui 1972, und Bilgeri & Köhlmeiers Oho Vorarlberg1973 kam der Austropop über die Wiener Szene hinaus. Ausgehend vom Erfolg dieser Lieder wurde der Dialekt in der Popmusik des ganzen Landes etabliert.
Edward Larkey bezeichnet Austropop als transkulturellen Musikstil, der importierte musikalische und kulturelle Innovationen mit heimischen Stilen und Traditionen vermischt, wodurch neue Stile und Konventionen entstehen. Diese führten zu Veränderungen in der kulturellen Tradition des Landes. Er sieht vier Phasen, die sich wierholen: Zuerst würden internationale musikalische Entwicklungen (wie die Entwicklung des Rock rund um 1970) in Österreich konsumiert, dann von heimischen Musikern imitiert, schließlich eingedeutscht und unabhängig etabliert.