Ab 27. 2.: Angstbeißer
Das Schauspielhaus bringt das Stück „Angstbeißer“ des Hans-Gratzer-Stipendiaten Wilke Weermann in der Inszenierung von Anna Marboe heraus.
Sanne. Topher. Jamin. Sven. Vier beste Freunde in ihrem ganz normalen Alltag zwischen Amphetaminen, Koks, Valium, Albtraum-Tagebüchern und unmotivierten Gesprächen. Gemeine Witze wie am Fließband – man kennt sich ja. Ihre gegenseitige Zuneigung, Neid, Verzweiflung, Abwertung, kalte Liebe und heißes Begehren fahren auf dem klebrigen Sitz im Fahrstuhl rauf und runter. Bis in die Unterwelt und wieder zurück an die Oberfläche einer kaputten Video-Gegensprechanlage: ein verzerrtes Bild ohne Ton. Die Tür wird geöffnet, man kennt sich ja. Wie es zu ihrer Freundschaft einmal kam, ist irgendwie aus dem Blick geraten, die Empathie wird knapp, die Themen gehen aus. Und doch hält man zusammen, hält sich aus und aneinander fest.
Bruchlandung ohne Rettungsweste
Gequält von Erwartungsdruck, von den Optionen, die mal viele waren, und manchmal auch vom eigenen Klischee, sehnen sich die vier nach Bodenhaftung und setzen gleichermaßen alles daran, sie zu verlieren: Unschlüssig, was mit sich, mit dem Jungsein und mit der Zeit eigentlich anzufangen ist. Die Lust, abzuheben, trifft auf die Furcht vor der Bruchlandung. Was, wenn unter dem Sitz keine Rettungsweste mehr ist, wenn man sich selbst ins Aus manövriert? Und was bleibt überhaupt zu sagen?
Auf in den Club!
Zuerst zerbricht die Tasse mit dem Aufdruck von William und Kate, zerspringt in tausend Teile. Wer soll die wieder zusammenkleben? Dafür klappt das Messer in der Hose wieder zu. Ein sanfter Kuss auf die Stirn ist möglich. Dann fordert Sanne Aufrichtigkeit. Die Zeit bleibt stehen – irgendwas stimmt nicht. Von sich erzählen, sich anvertrauen funktioniert nur gut und sicher verpackt in Ironie. Unter der Erzähloberfläche dagegen schlummern die Ängste, die Abgründe, doch die Worte dafür bleiben irgendwo im Innern stecken – zu weit der Weg nach draußen. Man möchte aus der Haut fahren, das Blut rauschen hören, sich endlich wirklich spüren. Also auf in den Club, was erleben, rausgehen!
Der Autor
Wilke Weermann ist Gewinner des Hans-Gratzer-Stipendiums 2019 des Schauspielhauses Wien. Seine fantastisch-düstere Studie großstädtischer Zwischenmenschlichkeit befragt, wo die gemeinsame Reise hingeht, wenn mensch nicht mehr darüber reden kann. Oder will. Oder es einfach nie gelernt hat. Was kommt nach leer? Weermann findet eine luzide, ungeschönte und bisweilen tragikomische Sprache für den Bezugsverlust seiner Figuren.
Besetzung „Angstbeißer“
Besetzung: Simon Bauer, Jakob D’Aprile, Clara Liepsch, Sebastian Schindegger, Til Schindler
Regie: Anna Marboe
Tickets und Infos „Angstbeißer“
- Aufführung: ab 27. Februar bis 21. März 2020
- Location: Schauspielhaus, 9., Porzellangasse 19
- Tel.: 01/317 01 01-18
- Weitere Infos: www.schauspielhaus.at
Anmerkung vom Schauspielhaus
“Aufgrund der aktuellen Ankündigung der österreichischen Bundesregierung, Indoor-Veranstaltungen ab 100 Teilnehmer*innen abzusagen, haben wir uns entschlossen, unsere Kapazität ab sofort bis auf weiteres auf 99 Zuschauer*innen zu beschränken, die geplanten Vorstellungen und Veranstaltungen aber vorerst weiterhin stattfinden zu lassen. Wir nehmen die Situation ernst und sind in ständigem Austausch mit den zuständigen Behörden und dem Wiener Stadtrats-Büro. Die Gesundheit unseres Publikums und unserer Mitarbeiter*innen haben oberste Priorität, auch wollen wir unseren Beitrag zur Eindämmung des SARS-CoV-2-Virus’ leisten. Ein entsprechender Erlass aus dem Gesundheitsministerium zur Einschränkung von Veranstaltungen wird noch erwartet. Sollte es zu notwendigen Änderungen der Maßnahmen kommen, informieren wir Sie umgehend auf unserer Website und über unsere Social-Media-Kanäle.”